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Ratgeber Neuropsychologie

Ratgeber Neuropsychologie

Titel: Ratgeber Neuropsychologie
Autoren: Karlheinz Amin und Schneider-Janessen Scheurich
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Angehörigen, Mut und Zuversicht für die oft notwendigen Lebensumstellungen zu finden.
    Die neuropsychologische Therapie umfasst also sowohl Wiederherstellung und Kompensation von Funktionseinbussen, Beobachtung und psychologische Therapie von Verhaltens- und affektiven Störungen als auch die Einbeziehung von Angehörigen, die Förderung der sozialen Integration und die Ermöglichung bzw. die Verbesserung der beruflichen Reintegration.
    Die Therapie findet überwiegend in Einzelsitzungen statt, aber auch Gruppenprogramme haben sich als sehr hilfreich erwiesen. Andere Patienten können oft viel direkter als der Therapeut die schmerzlichen Fähigkeitsverluste ansprechen. Außerdem hilft den meisten Betroffenen das Gefühl, nicht allein mit ihrem Schicksal zu sein.

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Was sind die Ziele
einer neuropsychologischen Behandlung?
    Die Therapieziele einer neuropsychologischen Behandlung hängen naturgemäß von der Schwere der Gehirnschädigung bzw. dem Ausmaß der Beeinträchtigungen ab. Je nachdem reichen die Ziele von der Einübung relativ einfacher Fertigkeiten des alltäglichen Lebens bis hin zur Erhöhung der Lebensfreude der Betroffenen durch (Wieder-)Erlernen komplexer Handlungsabläufe, die für den gehirngeschädigten Menschen von großer persönlicher Bedeutung sind.
    Wichtigstes Therapieziel einer neuropsychologischen Therapie ist jedoch zumeist die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit eines Menschen mit Hirnschädigung. Hierbei hängen die Ziele vom vorherigen Leistungsstand, den beruflichen Leistungsanforderungen, möglichen Anpassungen und dem Ausmaß an Unterstützung sowie von der Motivation des Patienten ab. Unter günstigen Bedingungen, bei Unterstützung durch den Arbeitgeber, die Familie und bei hoher Motivation des Patienten können durchaus gravierende Funktionseinschränkungen kompensiert und die berufliche Wiedereingliederung erreicht werden. So kann einem Bauzeichner mit motorischen Lähmungen und mit einer Aufmerksamkeitsstörung ein abgewandeltes Computer-Zeichenprogramm zur Verfügung gestellt werden. In der Therapie wird die umgestellte Bedienung erlernt und die Belastbarkeit der Aufmerksamkeit trainiert.
    Neben der Arbeitsfähigkeit ist die selbstständige Teilhabe am familiären und sozialen Leben zentrales Therapieziel. Auch hier kann neben der Wiederaufnahme von Hobbys und familiären Rollen auch die Um- und Neuorientierung sinnvoll sein. Ist die Ausübung einer Sportart wie Reiten, Judo oder Bogenschießen nicht mehr möglich, werden der neuen Situation und dem Gesundheitszustand zuträglichere Freizeittätigkeiten gemeinsam entwickelt und die Voraussetzungen werden trainiert.
    In der Regel muss in der neuropsychologischen Therapie die Motivation für die Therapie und die selbstständige Teilhabe am Berufsleben und am sozialen Austausch gefördert werden. Dann sind die Krankheitsverarbeitung und die Akzeptanz der veränderten Lebenssituation vorübergehend die zentralen Therapieziele. Der Verlust der alten Rollen und von langfristigen beruflichen und sozialen Zielen belastet die Patienten und wirkt oft deprimierend. Hier nutzen die Neuropsychologen die affektive und motivationale Wechselwirkung zwischen dem Menschen, dem Patienten und seinen Lebenszielen. Neue Lebensziele helfen, wieder Motivation und den Mut zu fassen, seine Lebenssituation wieder selbst in die Hand zu nehmen. So stehen in manchen Therapiestunden die Erarbeitung neuer Ziele und die Schöpfung neuen Mutes und Selbstvertrauens im Mittelpunkt. Die Entwicklung neuer Lebensziele wird zwischenzeitlich zum Therapieziel. Dieses Verhältnis zwischen Motivation und Zielen gilt auch für die neuropsychologische Therapie insgesamt.
    Die Motivation für die oft langwierige gemeinsame Bemühung von Patient und Neuropsychologen gründet auf der Vorstellung, dass die Beziehung zwischen dem Gehirn und der Person keine Einbahnstraße ist. Nicht nur das geschädigte Gehirn verändert das Leben und die Persönlichkeit eines Menschen, sondern die Lebensweise und die Persönlichkeit eines Menschen – sein Fleiß bei den Übungen, sein Wille, sein Optimismus – können umgekehrt das Gehirn beeinflussen und verändern. Dies ist ein ganz wesentlicher Ansatzpunkt der neuropsychologischen Therapie. Und obwohl die Auseinandersetzung mit den verstörenden und bedrückenden Gehirnfunktionsstörungen belastend und die Therapie oft anstrengend und von Rückschlägen belastet sein kann, erleben sowohl der Patient als auch der Therapeut jeden
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