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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf
Autoren: Burghard Pohl
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Fall! Ich sage zu ihm: „Ohne meinen Hund werde ich nicht laufen. Dann muss ich ihn eben an der Leine lassen und darauf achten, dass nichts passiert. Ich werde mich ganz auf meinen Hund einstellen, aber er geht auf jeden Fall mit.“ — Das kann er nicht verstehen. Er dreht sich nach meiner Antwort sofort um und geht.
    Willi sagt: „ Das habe ich Dir gleich gesagt, aber Du hast ja nicht auf mich gehört. Mit dem Hund wird es Probleme geben.“ — „Das ist mir jetzt scheißegal. Ich habe Dir gesagt, dass ich mit meinem Hund gehe. Und jetzt nehme ich ihn auch mit!“ — Was für ein Start, das fängt ja super an! Ich habe einen knallroten Kopf, mir steht meine Wut im Gesicht geschrieben. Was denken die beiden sich?
    „Burghard, willst Du Dir hier noch einen Pilgerpass holen?“ — Ich schaue ihn an, mein Gesicht sagt alles. „Ich brauche keinen Pilgerpass“, sage ich patzig, „er bringt nur Unruhe zwischen mich und Kira.“ Immer wieder Stempel abholen, darauf habe ich nun noch weniger Bock. Ich muss raus hier, bevor ich platze.
    Wie hat er das denn gemeint? Jemanden anrufen, den Hund abholen, hier lassen? Wir sind fast 1500 Kilometer von Zuhause entfernt! Bevor wir alles planten, habe ich sofort gesagt, dass ich diesen Weg nur mit meinem Hund laufe.
    Ich verlasse wütend das Pilgerbüro. Mein Blutdruck ist mittlerweile auf hundertachtzig. Erst der starke Kaffee und jetzt diese Aufregung. Willi kommt einige Minuten später heraus. Ich schaue ihn durchdringend an, mein Gesicht dürfte Bände sprechen, und frage: „Was machen wir jetzt?“ — „Burghard, ich brauche noch einen Pilgerstock.“ — „OK. Wenn Du einen Stock kaufst, ich brauche noch einen Hut und einen Kamm.“
    Die Luft brennt in dieser engen Gasse und wir gehen erst mal los. Wir finden einen Laden, der alles hat. Willi geht zuerst hinein und kauft sich einen Pilgerstab. Als er heraus kommt, sehen wir in unmittelbarer Nähe einen großen Hund, der unangeleint umherläuft. „Willi, kannst Du mal Kira festhalten, damit ich auch in den Laden gehen kann?“ — „Ich halte doch Deinen Hund nicht fest, ich weiß doch nicht, wie er auf andere Hunde reagiert!“ — „Du wirst Kira doch kurz festhalten können? Ich beeile mich.“ — „Nein! Ich habe Dir gesagt, für Deinen Hund bist Du allein verantwortlich.“ — „Alles klar, dann müssen wir eben noch mal zum Auto zurück, da kann ich Kira einsperren.“ — Also gehen wir zurück zum Auto, sperren Kira ein und ich gehe allein zurück zum Laden. Ich kaufe mir einen billigen Strohhut und einen winzigen Kamm. Willi wartet derweil geduldig am Auto. Nun kann es endlich losgehen, jetzt kann der Jakobsweg beginnen. Wir können nur hoffen, dass mein Auto in sechs Wochen noch an dieser Stelle steht, mehr kann man nicht tun.
     

Der Weg
     
Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (Röm 8,18)
     
    Wir laufen los und suchen den Einstieg auf den Jakobsweg, aber wir irren durch die engen Gassen und suchen vergeblich nach einem Hinweis. Willi blättert in seinem Buch und liest, dass wir durchs Tor Español müssen. Das fangt ja schon gut an. Wir laufen wie doof hin und her und ich bin mir sicher, dass wir bereits beobachtet werden: Die zwei mit Fährtenhund, aber dafür ohne Durchblick. Das kann doch nicht wahr sein, dass wir nicht den Weg finden, wo dies doch einer der zentralen Ausgangspunkte der Jakobspilger nach Santiago de Compostela ist!
    Irgendwie schaffen wir es dann doch noch, die richtige Straße zu finden, die uns durchs Tor Español zur Stadt heraus führt. Ich habe Kira mit zwei Leinen gesichert. Eine habe ich in der Hand, die andere um meinen Bauch, und sie zieht mich in einem atemberaubenden Tempo Richtung Santiago de Compostela. Meine Füße können ihrem Tempo kaum folgen. Ein klarer Vorteil gegenüber Willi. Ich habe einen zusätzlichen Motor, der auf Dauerantrieb steht, und trotzdem ist Willi schneller als ich. Er ist eindeutig der Fittere von uns.
    Der Mann im Pilgerbüro hat mich total verunsichert. Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken, ob es wirklich eine gute Entscheidung war, Kira mitzunehmen. Mir gehen tausend Gedanken durch den Kopf, und es beschäftigt mich die ganze Zeit. Die Fahrt hierher hat super geklappt. Jedes Mal, wenn wir an eine Zahlstelle an der Autobahn kamen, sprang Kira auf und fing wie irre an zu bellen. Wir brauchten nur ihren Namen erwähnen,
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