Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppen

Puppen

Titel: Puppen
Autoren: David Niall Wilson
Vom Netzwerk:
Paris, hier ist die Voyager«, sagte Janeway.
    »Hören Sie mich?«
    Eine kurze Pause folgte, und dann drang die Stimme des Piloten aus dem Kom-Lautsprecher.
    »Ja, ich höre Sie, Captain«, erwiderte er. »Wir mußten landen, als es geschah – was auch immer es gewesen sein mag.
    Wir setzen jetzt den Flug fort, um Tuvok abzuholen.«
    »In Ordnung. Tuvok, hier spricht Janeway. Hören Sie mich ebenfalls?«
    »Ja, Captain«, bestätigte der Vulkanier. »Ich warte auf die Ankunft des Shuttles.«
    »Kehren Sie so schnell wie möglich hierher zurück. Janeway Ende.«
    »Captain?« Das Gesicht des holographischen Arztes erschien auf dem Monitor der Kommandantin.
    »Ja, Doktor?«
    »Es geht um Fähnrich Kayla, Captain. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber eben fielen meine Instrumente aufgrund einer starken Fluktuation aus. Vorher bemerkte ich, daß sich Kaylas Schlaf vertiefte und entspannter wurde. Jetzt ist sie wach, und alle Spuren des Toxins sind verschwunden.«
    »Ihr Gegenmittel scheint außerordentlich gut zu wirken«, sagte Janeway.
    »Sie verstehen nicht, Captain«, entgegnete der Holo-Arzt.
    »Das von mir entwickelte Gegenmittel neutralisiert die toxischen Substanzen und ermöglicht dem Nervensystem
    dadurch die Rückkehr zu normaler Funktion. Aber bei
    Fähnrich Kayla deutet jetzt nichts mehr auf die frühere Präsenz des Toxins und Gegenmittels hin. Sie scheint nie infiziert worden zu sein.«
    Janeway antwortete nicht. Sie sah keine Möglichkeit, dem Doktor zu erklären, was sie gerade erlebt hatten, denn es betraf zu sehr den geistig-emotionalen Kosmos. Der Ausfall seiner Instrumente ging vermutlich auf das Lied zurück, auf die Harmonie, von der die Voyager durchdrungen worden war und die vom Exodus kündete. Sie hatte auch Kaylas Genesung bewirkt, obgleich das Wie rätselhaft blieb. Janeway fand keine logische Erklärung dafür, und doch wußte sie mit absoluter Gewißheit, daß die Bajoranerin ihre Rekonvaleszenz den metamorphierten Urrythanern verdankte.
    Ein Konzept ihrer eigenen Religion fiel ihr ein: die
    Wiederauferstehung, durch die der Tod seine Endgültigkeit verlor. Entsprechende Vorstellungen ließen sich durchaus mit dem verbinden, was sie gerade erlebt hatten.
    »Captain?«
    »Schon gut, Doktor«, sagte Janeway. »Ich glaube, Sie
    brauchen sich um Fähnrich Kayla keine Sorgen mehr zu
    machen. Bitten Sie mich nicht um eine Erklärung, denn ich sehe mich außerstande, Ihnen eine anzubieten.«
    Der Doktor wirkte verwirrt und auch ein wenig verärgert, aber er verzichtete auf weitere Fragen und verschwand vom Monitor. Janeway lächelte, nahm wieder Platz und wartete darauf, daß Paris mit dem Shuttle zurückkehrte.
    Zwar herrschten wieder normale Verhältnisse, aber die
    Besatzungsmitglieder der Voyager bewegten sich fast wie in Zeitlupe. In aller Ruhe gingen sie ihrer Arbeit nach und sprachen dabei nur wenig miteinander. Die meiste Zeit über wahrten sie ein nachdenkliches, meditatives Schweigen. Zum erstenmal seit dem unfreiwilligen Transfer in den Delta-Quadranten erfuhren sie wahren Frieden.
    Chakotay wußte die Ruhe sehr zu schätzen. Da er nicht
    gebraucht wurde, verließ er die Brücke, zog sich in seine Unterkunft zurück und nahm dort am Tisch Platz. Er schloß die Augen, erreichte den Zustand der Trance weitaus schneller und müheloser als sonst. Er kehrte sein Bewußtsein nach innen und suchte jenen besonderen Ort auf, der tief im Kern seines Selbst existierte.
    Es gab viele Dinge, die verarbeitet werden mußten. Er
    entsann sich an die Ausflüge mit seinem Vater, an die eigenen Seelenreisen, doch nie zuvor hatte er etwas erlebt, das sich durch einen so tiefen spirituellen Aspekt auszeichnete. Es war ein Moment wahrer Läuterung gewesen: Jahrhunderte des
    Wissens und der Evolution hatten sich seinem eigenen
    Glaubenssystem gegenübergestellt und es durchdrungen.
    Konkrete, substantielle Veränderungen fanden dadurch nicht statt, aber er gewann eine ganz neue Perspektive.
    Chakotay hatte immer geglaubt, daß die Seele nach dem Tod des Körpers von Bestand blieb, aber es zu wissen… Es fiel schwer, an etwas Unbekanntes zu glauben, erst recht dann, wenn man fest in der physischen Realität verwurzelt war.
    Als sie Urrytha erreichten, war ihm zunächst ein Fehler unterlaufen. Er hatte die Bewohner des Planeten als primitiv eingestuft, ihren Glauben für naiv und unsinnig gehalten. Jetzt bedauerte er, nicht fähig gewesen zu sein, über den Schein hinauszusehen. Gleichzeitig fand er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher