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Puppen

Puppen

Titel: Puppen
Autoren: David Niall Wilson
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schweifen, um festzustellen, wie die anderen reagierten. Chakotay und Fowler saßen
    hingerissen da, hielten sich krampfhaft an den Armlehnen ihrer Sessel fest. Den Displays und Anzeigen schenkten sie
    überhaupt keine Beachtung mehr. Ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem zentralen Projektionsfeld. Der Captain in Janeway wollte sie tadeln und auffordern, sich wieder auf ihre Pflichten zu besinnen, doch der Instinkt sprach sich dagegen aus. Derzeit spielte es keine Rolle, ob sich die
    Brückenoffiziere auf ihre Arbeit konzentrierten oder nicht.
    Die Bilder auf dem Hauptschirm schienen anzuschwellen und Janeways gesamten visuellen Kosmos zu füllen. Gleichzeitig dehnte sich die Lebenskraft bei den Wesen und tastete nach den Selbstsphären an Bord des Schiffes. Janeway fühlte sich nicht so sehr von den Farben und dem Summen erfaßt,
    vielmehr von der Kombination aus Sinneseindrücken. Nach wie vor gab es eine subtile Vibration, aber noch während ihr rationales Ich eine solche Bezeichnung für das Phänomen wählte, spürte sie, daß mehr dahintersteckte. Das Vibrieren wurde zu einem Geräusch, zu einem Lied, das mächtig genug war, um Schilde und Außenhülle der Voyager zu durchdringen.
    Gleichzeitig blieb es subtil genug, um wie eine wundervolle Symphonie die Gefühle zu beeinflussen.
    Plötzlich zerfaserte die perfekte Harmonie, die sich in Janeways Bewußtsein gebildet hatte. Ein Geräusch war der Grund dafür, daß sie wieder zu sich kam: lautes Scheppern. Sie drehte den Kopf, hielt nach der Ursache des Geräuschs
    Ausschau und versuchte, wieder so wachsam zu sein wie sonst.
    Wenige Sekunden später wich die Anspannung aus ihren
    Schultern. Neelix war von den Bildern des Hauptschirms so beeindruckt, daß er sein Tablett fallengelassen hatte, um anschließend in den nächsten freien Sessel zu sinken. Dem von ihm selbst angerichteten Durcheinander schenkte er keine Beachtung, starrte statt dessen mit offenem Mund zum
    zentralen Projektionsfeld. Die Hände des Talaxianers
    baumelten herab und zitterten.
    Janeway fühlte sich Neelix seltsam nahe und fragte sich, was er in den Bildern sah, welche Erinnerungen und Gefühle sie in ihm weckten.
    Der Kazon-Tee bildete Lachen auf dem Boden. Hier und dort gingen kleine, rinnsalartige Erweiterungen davon aus. Janeway begriff, daß die Vibrationen in der Außenhülle des Schiffes für das seltsame Muster verantwortlich waren.
    Ihre Aufmerksamkeit kehrte zum Hauptschirm zurück.
    Die Wesen waren der Voyager jetzt sehr nahe. Sie wollte den Computer auffordern, den Vergrößerungsfaktor zu verringern, den herrlichen Moment der Annäherung zu verlängern, doch irgend etwas hinderte sie daran, die notwendige Anweisung zu formulieren. Andere Worte erklangen, und sie stammten nicht von ihr. Hunderte, vielleicht Tausende von Stimmen sprachen gleichzeitig, und alles ergab einen Sinn.
    Die fremden Stimmen störten und unterbrachen sich nicht, verschmolzen vielmehr miteinander. Janeway gewann den
    Eindruck, einen besonderen Akkord zu hören, eine aus vielen einzelnen Teilen bestehende Harmonie, geformt von
    gesprochenen Worten. Sie vernahm auch eine Melodie und spürte, daß sie der Kommunikation diente. Absicht verbarg sich hinter den Worten, und sie schien aus Loslösung zu bestehen. Die Wesen lösten sich von ihrer Vergangenheit, nicht nur ganz konkret, sondern auch im übertragenen Sinn, teilten sie mit allen anderen, denen sie unterwegs begegneten.
    Ein Strom von Bildern, Geschichten und Tragödien ging von ihnen aus, und begleitet wurde alles von Zuversicht, Ruhe und Frieden, von der Aussicht, neu zu erschaffen. Janeway sah die Städte auf dem Planeten so, wie sie einst gewesen waren, und sie beobachtete auch, auf welche Weise sie sich in Ruinen verwandelten: durch den Aufstieg früherer Generationen von metamorphierten Urrythanern zu einer neuen Existenz
    irgendwo zwischen den Sternen. Sie sah die Gärten: Aus langen Reihen von Sämlingen entwickelten sich prächtige Parkanlagen, deren wucherndes Wachstum dann einen dichten Dschungel schuf.
    Die gelben Blumen waren allgegenwärtig. Zuerst wuchsen sie in kleinen, geschützten Gärten, von Priestern bewacht. Das Ambiana wurde nur in kleinen Dosen verabreicht. Als Zivilisationen entstanden, untergingen und sich erneut entwickelten, als zahllose Generationen ihr Wissen
    weitergaben, Worte veränderten und dem Glauben eine neue Gestalt verliehen, pflanzte man die Blumen in den Gärten an.
    Dort konnten die Urrythaner
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