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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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Zimmer schlafen und die gute Küche ihrer Mutter genießen konnte.
    Als sie an jenem Abend zu Bett ging, tobte ein Unwetter. Blitze zuckten über den dunklen Himmel, und es goss wie aus Eimern. Der Lärm musste Jennifer geweckt haben. Als sie die Augen aufschlug, drangen im Bruchteil einer Sekunde zwei Dinge in ihr Bewusstsein: der tosende Sturm und das erschreckende Gefühl, dass irgendjemand sich im Haus aufhielt.
    Mit bebender Hand betätigte Jennifer den Schalter der Nachttischlampe. Nichts geschah. Vermutlich hatte der Sturm einen Kurzschluss verursacht. Sie stieg aus dem Bett, zog den Bademantel über und öffnete die Tür. Das Schlafzimmer ihrer Eltern lag neben Bobbys Zimmer am Ende des Korridors. Als Jennifer auf den Flur trat, strich ein eisiger Windhauch über ihren Körper und ließ sie frösteln. Sie drückte auf den Lichtschalter im Treppenhaus. Wieder vergebens. Ein Fenster auf dem Flur war geöffnet; der heftige Wind blähte die Vorhänge. Jennifer stutzte. Normalerweise war das Fenster geschlossen.
    Der Wind muss es aufgestoßen haben.
    Als Jennifer ans Fenster trat, fuhr ein Windstoß ins Haus und warf sie beinahe um. Schließlich aber gelang es ihr, das Fenster zu schließen. Das Licht im Treppenhaus flackerte kurz.
    »Mutter?«, rief Jennifer ängstlich.
    Keine Antwort. Sie öffnete die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern und ging langsam hinein. Es herrschte Totenstille.
    Plötzliche Angst schnürte Jennifer die Kehle zu. Warum antwortete ihre Mutter nicht? Wie schon das Licht im Treppenhaus, flackerte auch die Lampe im Schlafzimmer kurz auf. Dann zuckte hinter den regennassen Scheiben ein greller Blitz, in dessen flackerndem Licht Jennifer für einen Moment das Chaos im Schlafzimmer sehen konnte: Schubladen waren durchwühlt, der Boden mit Kleidungsstücken übersät. Auf dem weißen Teppichboden und den Wänden klebten Blutspritzer .
    Jennifer stockte der Atem. Ein weiterer Blitz erhellte das Zimmer. Der Donnerschlag erschütterte sie bis ins Mark. Dann sah sie die beiden. Ihre Mutter lag mit einer klaffenden Wunde im Rücken auf dem Bett. Das Betttuch war mit großen, dunkelroten Blutflecken übersät. Bobby lag neben dem Bett zusammengekrümmt auf dem Boden. Aus einer Wunde im Nacken sickerte Blut.
    Einen kurzen Augenblick glaubte Jennifer, dass alles nur ein Albtraum sei. Sie kniff die Augen zusammen, blickte erneut auf das Bild des Grauens.
    Es war kein Albtraum.
    Als Jennifer ihr Entsetzen hinausschrie, presste jemand ihr eine Hand auf den Mund…

    Es war ein Mann, und er war kräftig. Jennifer versuchte vergeblich, sich aus der Umklammerung zu befreien. Der Mann zerrte sie über den Korridor in ihr Zimmer. Als sie sich wehrte, versetzte er ihr einen Faustschlag ins Gesicht und stopfte ihr ein Tuch in den Mund. Das Licht auf dem Nachttisch flackerte, und sie starrte in sein Gesicht.
    Er hatte kein Gesicht.
    Der Mann war maskiert. Er hatte dunkle Augen und hielt ein blutverschmiertes Metzgermesser in der Hand.
    »Ganz ruhig, Schlampe, dann passiert dir nichts«, sagte er mit rauer, krächzender Stimme.
    Der Mann legte das Messer auf den Nachttisch. Jennifer sah die Pistole, die unter seinem Hosenbund steckte. Trotz des Knebels schrie sie dumpf. Der Bademantel rutschte ihre Beine hoch. Eine Hand strich über ihren Körper.
    »Beweg dich nicht, sonst schneide ich dir die Kehle durch.«
    Jennifer erstarrte zu Eis. Sie schluchzte, als der Mann sie zwang, die Beine zu spreizen. Nie zuvor hatte sie eine solch wahnsinnige Angst verspürt. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen. Während draußen das Unwetter tobte, flackerte die Lampe erneut. Jennifers Blick fiel auf das blutverschmierte Messer auf dem Nachttisch. Verzweifelt griff sie danach und stieß die Klinge in den Hals des Mannes.
    Er sank brüllend zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen hob er die Hand, um das Messer herauszuziehen. Jennifer schwang sich aus dem Bett, rannte zur Tür und eilte die Treppe hinunter. Sie stürmte hinaus ins Unwetter und riss sich den Knebel aus dem Mund. Regen peitschte ihr ins Gesicht. Blitze zuckten über den Himmel. Donner krachte. Jennifer rannte um ihr Leben.
    » Hilfe!«, schrie sie gellend.
    Das nächste Haus stand hundert Meter weiter auf der anderen Straßenseite. Jennifer sah durch den Schleier des Regens die weiße Tür. Die Veranda war in Dunkelheit gehüllt. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah den maskierten Mann. Er folgte ihr, eine Hand auf die Wunde
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