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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Autoren: Alfred Bekker
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zurück, drehte sich dann um und lehnte schließlich gegen eine Kommode. Sie versuchte, betont gelangweilt zu wirken.
    Als der Butler zwischendurch hereinkam, schickte sie ihn mit ziemlich barschen Worten hinaus. Im nächsten Moment rief sie ihn zurück und erklärte ihm, dass er den Rest des Tages frei hätte und sie nicht mehr stören sollte.
    Ich wartete, bis der Butler gegangen war, ehe ich fort fuhr. „Sie haben mit Jessica abgerechnet, nicht wahr? Die Frau, die Ihnen Ihren Mann weggenommen hatte, durfte nicht am Leben bleiben.“
    „Was wollen Sie, Boulder?“
    „Die Wahrheit!“
    „War der Scheck, den ich Ihnen ausgestellt hatte, nicht groß genug?“
    „Sie hätte besser darüber nachdenken sollen, wie man eine Leiche so versenkt, dass sie auch wirklich nicht wieder an die Oberfläche kommt!“, stellte ich fest. „Das war Ihr Fehler.“
    „Wie viel?“
    „Geld ist nicht alles, Mrs McCormick.“
    Sie öffnete eine Schublade. Im nächsten Moment hatte sie einen Revolver in der Hand.
    „Kaliber 22 – wer sagt’s denn!“
    „Wissen Sie, wie es ist, wenn einen jemand, den man wirklich geliebt hat, nach all den Jahren einfach zum alten Eisen wirft und mit jemand anderem ein neues Leben anfangen will?“
    „Manche Leute treibt es zum Mord.“
    Sie spannte den Hahn. „Ja, sehr richtig. Und Sie wissen, dass die Strafe für einen Mord dieselbe ist wie die für zwei…“
    Ich trat auf sie zu. „Was soll das denn werden? Captain Chesterfield und seine Leute sind unterwegs hier her. Ich habe ihn über alles informiert und wenn Sie sich in meinem Fall genauso dämlich beim Verschwinden lassen der Leiche anstellen…“
    „Keinen Schritt weiter!“, forderte sie. Ihre Stimme überschlug sich.
    „Wenn Sie wollen, dass der Butler den Schuss nicht hört, müssen Sie wahrscheinlich noch fünf Minuten warten. Oder geht seine Loyalität so weit, dass er einen Mord decken würde? Ich sage Ihnen, darauf sollte man sich nie verlassen.“
    Ich verringerte die Distanz zwischen uns um einen weiteren Schritt.
    Sie war unschlüssig darüber, was sie tun sollte.
    „Sie bluffen doch!“
    „Darauf würde ich nicht wetten!“
    In diesem Augenblick ging die Tür auf. Cynthia McCormick war für einen Moment lang abgelenkt, als der Butler zusammen mit Chesterfield und Quincer eintrat.
    „Madam, diese Gentlemen wollten…“
    Weiter kam der Butler nicht, den Cynthia McCormick bereits in den Feierabend geschickt hatte.
    Ich schnellte nach vorn, griff zu und bog Cynthias McCormicks rechten Arm zur Seite. Der 22er krachte los. Der Schuss ging in das Parkett. Dann gelang es mir, ihr die Waffe zu entwinden.
    „Sie haben doch gute Anwälte, Mrs McCormick.“
    Den 22er gab ich an Quincer weiter, der ihn unwillig entgegennahm und in ein Taschentuch wickelte. „Schauen Sie nach. Ich wette, dass in der Trommel eine Patrone fehlt. Die Patrone, die Jessica Rampell tötete.“
    „Na los, worauf warten Sie?“, fauchte Chesterfield. Quincer sah nach.
    „Es fehlt tatsächlich eine Patrone“, stellte er fest.

    *

    Am Abend kehrte ich in Clunky’s Speakeasy ein und schüttete den Bourbon nur so in mich hinein. Das Beste war, dass niemand mich ansprach. Ich dachte an Jessica Rampell und ihren Traum von einem besseren Leben, der wie eine Seifenblase geplatzt war. Geplatzt durch die Eifersucht einer anderen Frau.
    Ich schlief in dieser Nacht wie ein Stein.
    Am nächsten Morgen präsentierte mir Kitty nicht nur ihre hervorragend manikürten Fingernägel, die fast zu schade zum Arbeiten waren, sondern auch die Chicago Tribune. Der Artikel über Cynthia McCormicks Verhaftung musste noch kurz vor Redaktionsschluss eingeschoben worden sein. Ein kleiner, trockener Text, der sich wie eine Verlautbarung der Polizei las. Ich wurde in dem Artikel gar nicht erwähnt.
    Gut so!, dachte ich.
    ENDE
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