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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol
Autoren: Arndt Ellmer
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Schiffsladung bestand aus hochwertigen Erzen, die aus den Bergwerken des Merkurs zur Venus transportiert wurden.
    Baufenedias gab auch jetzt keine Antwort. Chan registrierte es mit einem feinen Lächeln in dem intelligent geschnittenen Gesicht, das so gar nicht zu dem stumpfsinnigen Rhythmus der Ticcu-Musik passte, mit der er sich permanent zudröhnte. Atonales und schrilles Zeug. Geräusche eben. Auf Merkur war Ticcu zurzeit in Mode. Lärm für Dummköpfe. Der Spaß daran würde ihnen bald vergehen, wenn die Energiemeiler einfroren und keine Elektrizität mehr da war.
    Eigentlich hatte Benidette Chauro damit gerechnet, dass die CUCULA PAMPO zu den ersten Schiffen gehörte, die zur Evakuierung eingesetzt würden. Aber die Solare Residenz hatte bisher keinen entsprechenden Befehl gegeben. Einen Teil der merkurischen Bevölkerung wenigstens hätten sie in Sicherheit bringen können, für eine komplette Evakuierung reichte die Zeit ohnehin schon nicht mehr. Die Spenta würden Sol »ausknipsen«.
    Die Orterin fixierte ununterbrochen das Holo. Die Sonne war noch da. Die Kinder nicht. Während sich die ersten Spezialeinheiten der LFT auf die Suche machten, verkrochen sich die Zivilisten vielleicht bereits in den Tiefbunkern von Erde, Venus und Mars.
    »Die können mir mit ihrer Neu-Formatierung gestohlen bleiben«, fuhr Chan fort. »Das ist eine astreine Gehirnwäsche, was die vorhaben. Mit Evolution hat das nichts zu tun.«
    »Domenechs Thesen von der Evolution sind schon ein wenig älter«, sagte Benidette. »Allerdings lassen sich ein paar Parallelen zu dem erkennen, was die Fremden verkündet ha...«
    Sie verstummte. Ein Flackern auf der Optikdarstellung ließ sie zusammenzucken. Verdammt, tun sie es jetzt? Einfach die Sonne abschalten wie eine Lampe?
    Die Ortung zeigte eine Eruption mittlerer Stärke und einen Flare, der einem Teppich mit Fransen an zwei Seiten ähnelte. Er breitete sich rasend schnell über der Sonnenoberfläche aus.
    Hastig verglich Chauro die Messwerte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. »Alles im grünen Bereich, Leute! Lauter Standardwerte!«
    Aber wie lange ...?
    Merkur sank unter dem Schiff in die endlose Schwärze des Weltalls, die sonnenzugewandte Seite von goldenem Lichtglitzer umhüllt. Die gekrümmte Sichel schrumpfte immer schneller, während sich ein leuchtender Faden entlang der Oberflächenkrümmung zog. Sekunden später erlosch auch er.
    Auf dem Optikschirm sah es aus, als sei der innerste Planet des Sonnensystems spurlos verschwunden. Nur das Ortungsabbild blieb ausgesprochen statisch. Und von Merkur-Alpha eilten die üblichen Emissionen ins All. Alles schien wie immer.
    »He!«, machte Chan und lachte. »Wir sind wohl alle ein bisschen nervös.«
    Sie streckte ihm kurz die Zunge raus. »Konzentrier dich!«
    Er schaute demonstrativ in die andere Richtung, klopfte mit den Handschuhspitzen den stupiden Rhythmus auf seine Konsole.
    Ja, das sind wir, stellte sie fest. Von einer seltenen inneren Unruhe befallen.
    Die Arbeit lenkte ein wenig ab. Benidette Chauro durchsuchte die Umgebung der Sonne, aber sie sah keine feindlichen Schiffe, keine Hinweise auf irgendetwas. Und doch waren die Fremden da. Irgendwo in der Sonne. Dort, wo sich die AMATERASU und die anderen Forschungsstationen befanden. Bully war in der AMATERASU, der Resident an vorderster Front.
    Die Augen der Orterin begannen vom angestrengten Starren zu brennen. Sie blinzelte, ließ sich vom SERUN ein paar Augentropfen verpassen, die sofort wirkten.
    Sie mussten evakuieren. Wenn die Sonne erlosch, gehörte der innerste Planet zur primären Gefahrenzone.
    Die plötzlich einsetzende Weltraumkälte würde auf der permanent von der Sonne erhitzten Planetenhälfte zu extremen Temperaturabfällen führen. Auswirkungen auf die Stabilität der Planetenkruste waren unausweichlich.
    Asalluc City, im Krater Myron und rings um dessen Wall gelegen, gehörte zu den meistgefährdeten Orten an der Zwielichtzone zwischen der ewigen Hitze und der ewigen Kälte. Tatsächlich schien auf den Westrand der Stadt immer die Sonne, während der Kraterboden und der gegenüberliegende Kraterwall im Dunkeln lagen.
    Myron – Wehmut schlich sich in ihre Gedanken. Der Ausflug nach Asalluc City und zu den Höhlen im Ringgebirge des Kraters hatte sich unerwartet zu einem Trip voller Romantik und Gefühle entwickelt.
    Dinald Tavrok hatte sie begleitet, mit dem sie die lemurischen Skulpturen besucht hatte. Sie waren einander nähergekommen. Der
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