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PR2613-Agent der Superintelligenz

PR2613-Agent der Superintelligenz

Titel: PR2613-Agent der Superintelligenz
Autoren: Michael Marcus Thurner
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erledigte sie mit einer unnatürlich wirkenden Hingabe.
     
    *
     
    Die Aufzeichnungen der Badakk-Roboter waren eindeutig: Sie zeigten, wie die beiden Milchstraßenbewohner von einem Augenblick zum nächsten in eine andere Zeitebene wechselten. Beide bewegten sie sich rasend schnell. Alle Initiative ging vom Dunkelhäutigen aus, und er war auch derjenige, der Kaowen gezeichnet hatte.
    Der Protektor tastete vorsichtig über das rohe Fleisch in seinem Gesicht. Es fühlte sich fremd an. So als gehörte es nicht zu ihm.
    Er verbarg sich hinter einem Schutzschirm. Alle Mitglieder der Zentrale wussten bereits, was ihm einer der Flüchtlinge angetan hatte. Er hatte es an ihren Blicken erkannt. Er hasste sie für das peinlich berührte Schweigen, mit dem sie ihn konfrontiert hatten.
    Die Milchstraßenbewohner hatten die Rechnersysteme der RADONJU nachhaltig beeinträchtigt und ihre Spuren dabei verwischt. Sie verfügten über technisches Hilfsmittel, die Kaowen unbekannt waren. Hatte er diese Gegner so sehr unterschätzt? War es Zufall, dass die Gardeeinheiten QIN SHIS nun bereits die zweite kleine Niederlage einstecken mussten? Oder trafen sie tatsächlich auf einen Gegner, der ihnen ebenbürtig war?
    »Sie sind nur zu zweit«, sagte sich der Protektor. »Sie haben eine ganze Schiffsbesatzung gegen sich. Und sie können die RADONJU unmöglich verlassen haben.«
    Und wenn doch? War es ihnen gelungen, die Rechner zu manipulieren und den Anschein zu erwecken, dass sie sich noch an Bord befanden, während sie in Wahrheit längst das Weite gesucht hatten?
    »Nein!«, rief er, unhörbar für die anderen Besatzungsmitglieder der Zentrale.
    Die beiden hatten sich bereits einmal einfangen lassen. Sie waren anmaßend und unterschätzten die Möglichkeiten Kaowens. Sie würden auch diesmal Fehler machen. Solche, die sich lediglich in Spuren von Spuren zeigten. Doch die Badakk waren ausgezeichnete, für ihre Hartnäckigkeit bekannte Analytiker.
    Die Flüchtlinge hatten ihre Schutzanzüge an sich genommen und dabei einiges riskiert. War dieses Vorgehen als normal zu bezeichnen oder steckte mehr dahinter?
    Nein, befand Kaowen. Die Anzüge geben ihnen Sicherheit und erweitern ihre Möglichkeiten. Ohne ihre Schutzanzüge würde den beiden die Flucht von der RADONJU niemals gelingen. Auch ein Xylthe hätte so gehandelt.
    Eine Stunde war nach den Geschehnissen im Verhörraum vergangen. Wenn es den beiden Milchstraßenbewohnern gelungen war, in einem anderen, rascheren Zeitverlauf zu bleiben, besaßen sie einen nicht mehr gutzumachenden Vorsprung. Sie konnten problemlos durch die Zentrale wirbeln, gerade jetzt, sie einen nach dem anderen ausschalten und das Schiff lahmlegen.
    Doch es blieb ruhig. Es gab keinerlei Hinweise auf Manipulationsversuche oder Kämpfe. Die beiden hielten sich versteckt. Sie hatten dem herkömmlichen Zeitverlauf bloß für wenige Minuten entkommen können und dabei so viel Schaden wie möglich angerichtet. Und nun hielten sie sich versteckt. Irgendwo. Sie warteten gewiss darauf, dass die Konzentration der Besatzungsmitglieder der RADONJU nachließ und sie ein Schlupfloch entdeckten, durch das sie das Schiff verlassen konnten.
    Kaowen lächelte. Seine Gegner mochten über einige technische Vorteile verfügen. Aber das genügte nicht.
     
    *
     
    Die Badakk enttäuschten ihn nicht. Durch indirekte Vermessungen im hyperenergetischen UHF-Bereich gelang es ihnen, Restspuren der beiden Feinde zu entdecken und jene Wege nachzuvollziehen, die sie genommen hatten. Es war eine Arbeit, die die derzeit größtmöglichen Rechnerkapazitäten beanspruchte.
    Nur zu gern hätte Kaowen auf die Möglichkeiten anderer Zapfenraumer zugreifen lassen. Doch er hielt die RADONJU isoliert. Er hielt es für ratsam, nicht einmal den geringsten energetischen Austausch zu erlauben. Womöglich gelang es den Flüchtlingen, einen Rafferimpuls auszusenden und für weitere, größere Probleme zu sorgen?
    Kaowen geduldete sich.
    Das Prickeln der nachwachsenden Haut ließ allmählich nach. Mastarmo hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Es würde nichts zurückbleiben, was an die erduldeten Schmähungen erinnerte. Lediglich jene Narbe auf seiner Wange, die er bereits zuvor getragen hatte und die ihn für immer an ein ganz bestimmtes Ereignis erinnerte.
    Langsamer als erhofft zeichnete sich jener Weg ab, den die Feinde durch den Bugbereich der RADONJU genommen hatten. Es ging kreuz und quer, von einer Ebene zur nächsten. Manchmal drehten die beiden
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