Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 035 Der Stumme Robot

PR TB 035 Der Stumme Robot

Titel: PR TB 035 Der Stumme Robot
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
sehen sehr ordinär aus in Ihrem komischen
Smoking“, sagte sie und zupfte Tarn an seinem schwarzen
    Einstecktuch.
    „Kennen wir uns nicht von irgendwann, irgendwo?“
fragte Tarn zurück.
    „Wie lange beabsichtigen Sie zu bleiben?“
    Er grinste und ging langsam von der Bar weg. Sie setzten sich
nebeneinander auf den warmen Stein einer kantigen Mauer aus
Betonwürfeln. Sie waren mit moosartigem Plastik beschichtet und
vom Laub tiefhängender Äste beschattet. Licht, Stimmen und
Gelächter nahmen ab.
    „Mit Ihnen zusammen - lichtjahrelang.“
    „Interessieren Sie sich für Stierkämpfe?“
fragte sie unvermittelt.
    „Nein“, sagte er und nippte an seinem Glas. „Sie
scheinen sehr sadistisch zu sein.“
    „Keine Angst. Nur im Privatleben, nicht auf der Leinwand.
Sie wirken ungeheuer vereinsamt, Tarn.“
    Herausfordernd schaukelte sie mit einem außergewöhnlich
wohlproportionierten Fuß auf und ab. Tarn betrachtete
interessiert die Bewegungen des Wadenmuskels und der Haut über
dem Knie; Nysa trug keine Strümpfe.
    „Wohnen Sie hier irgendwo?“ fragte er ruhig.
    „Nein. Ich lebe mit meinen geschiedenen Ehemännern
zusammen.“
    „Nett“, erwiderte er, „haben Sie das Große
Stadion in Los Angeles gemietet? Aus welchem Stück stammen Ihre
Antworten?“
    „Aus dem bislang noch unveröffentlichten Drama meiner
kurzen Mädchenjahre. Und Ihre Fragen?“
    „Aus dem funkelnden Schatz meiner Erfahrungen.“
    Tarn trank aus und stellte sein Glas vorsichtig auf den mit
Pseudomoos bedeckten Stein, dann stand er auf, hielt Nysa beide Hände
entgegen und zog das Mädchen hoch.
    „Wo befindet sich eigentlich dieser Stern, auf dem wir
filmen werden?“ fragte sie.
    Tarn drehte seinen Blick anklagend und in verzweifelter
Resignation gegen den Himmel, der jetzt seltsam klar und durchsichtig
schien und die Sterne der Erde zeigte. Der funkelnde Blitz der
Circumterrastation zog langsam seine Bahn. Dann sagte Tarn mit nur
mühsam zurückgehaltener Langeweile:
    „Erstens ist dieses Ding, auf dem wir filmen werden, und zu
dem wir übermorgen früh starten, kein Stern,
    sondern ein Planet. Es gibt da nicht unwesentliche Unterschiede.
Zweitens heißt er CHEPHREN NOVA, weil er der Sonne Pharao
angehört. Diese Sonne ist 22 299 Lichtjahre von dieser unserer
guten Erde entfernt. Sehen Sie dort dieses Sternbild?“
    „Dieses?“ Nysa richtete ihre weit auseinanderstehenden
blauen Augen auf die Konstellation, die ihr Tarn zeigte.
    „Ja - dieses. Es ist das Sternbild des Schützen.
Dahinter befindet sich ein imaginärer Punkt, das Zentrum der
Milchstraße, um den all diese süßen kleinen
Sternchen kreisen. Dorthin fliegen wir.“ Sie kicherte. „Und
jetzt?“ „Und jetzt“, sagte er entschlossen,
„verlassen wir mit unseren Drehbüchern und meinem
Luxusgleiter dieses Fest, weil wir alle, die hier anwesend sind,
ohnehin übermorgen früh auf Los Angeles Spaceport
zusammentreffen. Wir suchen uns einen netten Platz, an dem wir
ungestört plaudern können. Ich habe den Eindruck, daß
Sie gegenüber diesen anderen Filmleuten erfrischend wie ein Glas
Mineralwasser sind. Oder zu sein scheinen, gleichgültig: Der
Mensch lebt von seinen Illusionen. Kommen Sie mit?“ Mit
hochdramatischer Geste und sehr bewegter Stimme sagte sie: „Mit
Ihnen, Tarn Oliver Sagarra, laufe ich zu Fuß bis zur Sonne
Pharao. Einverstanden?“
    „Selbstverständlich. Mögen Sie warmen Sekt?“
„Leidenschaftlich. Ihr Eisschrank ist defekt?“
    „Erraten!“
    „Ich kann es nicht erwarten. Sind Sie schon geschieden?“
Tarn grinste jetzt ausgesprochen sardonisch und antwortete: „Nein
- dazu gab ich noch niemandem Gelegenheit. Ich war einmal nahe daran
- noch heute danke ich auf Knien dem Glück und einem Stoßtrupp
erfolgreicher Konkurrenten. Seit diesem Tag habe ich
Schauspielerinnen fürchten gelernt; Schauspielerinnen des
Alltagslebens, meine ich.“
    Nysa schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Sie armer, freier Junggeselle.“
    „Kinder mit Brandblasen beschäftigen sich gern mit Eis
-aus diesem Grund flirte ich mit Ihnen, Liebste.“
    Sie senkte den Kopf. „Sie schlagen eine scharfe Klinge, mein
Lieber.“
    „Alles nur Dialogfetzen aus früheren Filmen, Liebste“,
erwiderte Tarn ernst und steuerte auf den Ausgang zu, unbemerkt von
den Gästen. Sie verließen den Garten und das Haus des
Produzenten. Nur Bogart, der irgendwo in der Dunkelheit stand,
schickte ihnen einen langen Blick nach. Er verbarg die glühende
Spitze seiner Zigarette in seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher