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PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

Titel: PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gesehen, als ich noch für das epsalische Diplomatenkorps arbeitete.«
    »Und ich meinte, du seist geborener Münchner.«
    »Tatsächlich?« Blasius warf sich stolz in die breite Brust.
    »Tatsächlich.« Perry Rhodan legte ihm einen Kredit-Chip in die Hand. Blasius überprüfte ihn mit langjähriger Routine und reichte ihn schon nach wenigen Sekunden wieder zurück. Der Unsterbliche fühlte sengende Hitze an seinem Hals. Das Gefühl ließ nach, bevor es in Schmerz ausartete. Der Epsaler hatte ihn mit seiner Eintrittspistole imprägniert. Die leichte Hautreizung würde binnen weniger Stunden wieder verschwinden.
    »Da ist der Kontra-Chip«, sagte Blasius. »Viel Spaß. Und denk an meinen Tipp mit der Maske.«
    Der Unsterbliche nahm das kleine, unscheinbare Plättchen aus der furchigen Pranke des Epsalers und heftete es sich auf die linke Handinnenfläche. »Vielen Dank, Blasius«, sagte er, schob sich an dem Kolonialisten-Abkömmling vorbei und wartete, bis Schroeder zu ihm aufgeschlossen hatte.
    »Sehe ich denn wirklich so alt aus?«, fragte er zweifelnd.
    »Keinen Tag älter als dreitausend Jahre«, antwortete der Mutant trocken.
    Der Viktualienmarkt. In seinem aktuellen Erscheinungsbild war er älter als tausend Jahre, errichtet in der Zeit der Kosmischen Hanse; die historischen Wurzeln jedoch reichten weit in eine Zeit vor Rhodans Geburt zurück.
    Rhodan bemühte sein Gedächtnis. Wie war es gewesen, damals, zu Beginn der 1950er-Jahre des 20. Jahrhunderts, als er mit seinem Vater Jakob, den jedermann Jake nannte, das erste Mal im Nachkriegs-Europa zu Besuch gewesen war?
    Er konnte sich kaum noch an diese Zeit erinnern. In seinem Kopf war längst nicht mehr genug Platz für all die Dinge, die er im Laufe seines langen Lebens gesehen und erlebt hatte.
    Die… Gerüche. Rhodan schloss die Augen, hielt sich an wenigen Eindrücken fest, die ihm geblieben waren, zerrte dank ihrer Hilfe weitere Erinnerungen aus den Tiefen seines Unterbewusstseins nach oben.
    Da war der herbe Duft von Lavendel gewesen. Dille. Zwiebelgewächse. Zimt. Vanille. Fisch, halb verfault und lieblos auf Zeitungspapier geklatscht. Sehniges Fleisch, das von Hundertschaften dicker, grünschillernder Fliegen umkreist wurde.
    Und dann das bunte Treiben. All die vielen Frauen mit ihren weit ins Gesicht gezogenen Kopftüchern, die aus voller Lunge ihre Waren anpriesen. Kriegsversehrte verkauften Blindenlose. Kinder, halb so alt wie er, schossen kreuz und quer über die holprigen Pflastersteine. Wenn sie sich unbeobachtet wähnten, bedienten sie sich bei den Äpfeln und Zwetschgen.
    Der Säugling, dem seine Mutter einen Bananenrest in den kleinen Mund steckte. Wahrscheinlich war es die erste seines Lebens. Die Augen wurden immer größer. Die Wangen blähten sich auf, als wolle er den Fruchtbrei niemals hinab schlucken… Und dann das Lachen, gurgelnd und rund, tief aus der kleinen Kehle kommend, nicht enden wollend.
    Immer breiter wurde das Band der Erinnerungen, immer mehr Querverbindungen zu seiner Jugend ergaben sich.
    In den Vereinigten Staaten waren Südfrüchte stets präsent gewesen. Das Obst leuchtete in den prallsten Farben, alles erschien prächtiger und größer als in der sogenannten Alten Welt – und dennoch war der Geschmack oftmals öde und schal.
    Sein Vater kaufte ihm bei einer der schäbigen Holzbuden eine Banane. Fast schwarz war die Schale, das Fruchtfleisch dunkel und weich. Jake erstand sie zum halben Preis und teilte sie gerecht zwischen ihnen auf.
    Der Geschmack erstaunte den jungen Perry. Er passte zu diesem widersprüchlichen Land seiner Vorväter, in dem sich bittere Armut mit dem Glanz des deutschen Wirtschaftswunders vermengte. Eine verfaulte Schale, und köstliches Fruchtfleisch…
    Der junge Perry sah, welches Glück die Banane bei dem Säugling hervorrief. Neugierde, die er in Connecticut kaum gekannt hatte, erwachte plötzlich in ihm. Mit einem Mal wollte er wissen und sehen, welche Gegend der Erde etwas derartig Wundervolles hervorbrachte…
    »Träumst du?«
    Perry Rhodan zuckte zusammen. Startac Schroeder hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und blickte ihn besorgt an.
    »Ein wenig. Ich erinnerte mich an ein… ein früheres Leben. Bevor es begann…« Der Aktivatorträger blieb stehen und nahm erstmals, seitdem sie das Marktgelände betreten hatten, die Umgebung bewusst wahr.
    Rings um ihn herrschte das ungeordnet wirkende Chaos, das allen Märkten Terras zu allen Zeiten eigen gewesen war. In drei
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