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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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Zentrale. Natürlich, die Positronik – ich hatte es mir also nicht nur eingebildet. »Bitte aktivieren Sie die Haltefelder, machen Sie es sich bequem und tun Sie nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    Unbeirrt löste Rhodan meine Finger um das Tarkanchar, einen nach dem anderen. Meine Hand öffnete sich wie eine Blüte. Und darin lag ...
    »Nein!«, rief ich, als eine machtvolle Explosion aus Hitze und Licht aus dem Stein hervorbrach. »Nicht!«
    »Und Sprung«, flüsterte Crysalgira.
    Die Wucht des Sprungs riss mich davon, das Licht des Tarkanchars blendete mich mit der Leuchtkraft von tausend Sonnen – und dann geleitete mich Crysalgiras Stimme fort, hinaus in die lange Nacht jenseits dieser Welt.

7.
    Anra'Thir'Nom
     
    Anra'Thir'Nom genoss die Stille in der Kuppel. Er genoss die Dunkelheit. Er genoss das Gefühl der Geborgenheit, das die Nähe zum All und der Leere ihm spendete. Die Nähe zu Anetis.
    Natürlich hatte er in der Vergangenheit schon häufig lange Zeit auf Schiffen und Stationen verbracht, wo meterdicke Stahlwände und tödliche Energiefelder ihn vom Vakuum trennten. Aber er hatte stets versucht, einen Rückzugsort wie diesen zu finden, wo er ungestört Zwiesprache mit der Leere halten konnte. Und er brauchte Anetis' Beistand mehr denn je.
    Knapp zwei Wochen waren sie nun unterwegs, und die impertinente Khestan machte ihm das Leben so schwer, wie sie nur konnte: Sie unterband seinen Funkkontakt zu den anderen Schiffen, schickte Roboter, die ihn unter dem Vorwand einer notwendigen Reinigung aus der Kuppel zu vertreiben versuchten, und gab ihm – wo sie nur konnte – die Schuld an ihrem eigenen unzulänglichen Führungsstil und den Problemen, die daraus erwuchsen.
    Es war ein typisches Verhalten unter Ungläubigen, das Anra'Thir'Nom nicht zum ersten Mal beobachtete: Solange es ihnen gut ging und sie das Leben in prallen Zügen genossen, war nichts so amüsant wie Scherze über Gläubige, ihre selbst auferlegte Bescheidenheit, ihr Sinn für das Spirituelle. Gab es aber Probleme, die ihre Fähigkeiten überstiegen, suchten sie die Schuld überall, nur nicht bei sich selbst, und riefen danach, dass der Gläubige sie für sie behob.
    Der Hohe Lotse hatte aber kein Interesse daran, den Seelsorger für eine dekadente Arkonidin zu spielen, die ihr Leben lang nicht mehr getan hatte, als ihren Bauch mit der Milch, dem Honig und dem Samen des Imperiums zu füllen.
    Die Männer und Frauen des Trosses, die den Schikanen ihrer hysterischen Khestan ebenso schutzlos ausgeliefert waren wie er, hatte er jedoch nicht vergessen. Tatsächlich tat er für sie bereits seit Tagen, was er konnte:
    Er betete.
    Und er hörte genau auf die Antworten, die er erhielt.
    Dass Anetis tatsächlich zu ihm und den anderen Khe'Mha'Thir sprach, war eine Tatsache, die die meisten Außenseiter auch nach Jahrtausenden nie richtig wahrgenommen hatten und es wohl auch nicht wollten. Manchmal, da sprach sie sogar zu gewöhnlichen Ratsuchenden, wenn sie offenen Geistes waren. So wie zu diesem Sirran Taleh, dessen Aufgeschlossenheit den Hohen Lotsen erfreut hatte. Mehr noch aber hatte ihn beeindruckt, dass Anetis ein so reges Interesse an ihm und seinen Freunden zeigte.
    Er wusste, dass der Fremde nicht wirklich Sirran Taleh hieß und dass es sich bei diesem merkwürdigen Trupp von Humanoiden an Bord der TIA'IR nicht um gewöhnliche Schatzjäger handelte. Er wusste das, weil Anetis es ihm gesagt hatte. Anetis hatte ihn sogar angewiesen, zwei seiner Leute auf die Suche nach dem Arkoniden zu schicken, der während ihres Aufenthalts auf Tinios entführt worden war; ein Vorfall, dessentwegen Anra'Thir'Nom nach wie vor Schuldgefühle plagten.
    Er wusste nicht, weshalb Anetis ein so großes Interesse an diesen Fremden hegte oder um wen es sich bei ihnen in Wahrheit handelte. Genauso wenig war ihm klar, welche Rolle die Rudergängerin im göttlichen Plan spielte; sicher war es kein Zufall, dass dieses kleine rote Schiff sie nach wie vor begleitete. Doch früher oder später würde ihm das schon enthüllt werden.
    Er musste nur auf Anetis' Weisung lauschen.
    Eine weitere Tatsache – und ein weiterer Grund, weshalb er den Aufenthalt außerhalb des schützenden Rumpfs des Schiffs so schätzte – war, dass er die Stimme der Götter hier draußen deutlicher hörte. Seine Sinne erfuhren keinerlei Ablenkung: Unter der Glassitkuppel gab es kein Licht außer dem Strahlen Debara Hamtars zur einen und Thantur-Loks zur anderen Seite; keinen Geruch, keine
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