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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Vorstellungsvermögen hinausgehen. Er wäre fähig, Realitäten durcheinanderzuwürfeln und völlig neu zusammenzusetzen. Ehrlich gesagt möchte ich nicht weiter darüber nachdenken. Ich werde mich in Terrania auf Herz und Nieren untersuchen lassen. Mehr kann ich nicht tun.«
    Und ich werde beichten müssen. Meine Fehler eingestehen. Meine Schande offenbaren. Ich habe mich in einen Strudel falscher Entscheidungen reinziehen lassen, immer tiefer. Ich bin entehrt. Kakuta ballte die Hände zu Fäusten. Aber dies ist erst der Anfang, André Noir! Du hast mich herausgefordert. Beim nächsten Aufeinandertreffen begegnen wir uns auf Augenhöhe. Und es wird ein nächstes Mal geben, das schwöre ich dir! Ich werde meine Ehre zurückgewinnen.
    Wuriu Sengu stammelte einige Worte. Womöglich half ihm die Gegenwart der Freunde, rasch wieder zu sich zu kommen. Oder aber es waren die Berührungen von Ariane Colas, die ihn mit unerwarteter Zärtlichkeit küsste und liebkoste?
    Waren dies noch seine Freunde, oder waren sie Silhouetten André Noirs? Konnte er sich denn seiner selbst sicher sein?
    »Na bitte, dann ist ja alles wieder in bester Ordnung«, sagte Tako Kakuta. Er griff nach einem der Snacks und biss ab.

12.
    Das Geschenk, das nicht sein sollte
     
    »Quiniu?« Marshall fasste die Frau unter dem Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken. »Ich habe etwas für dich. Etwas ganz Besonderes. Ein Geschenk.«
    »Sie sieht Sie nicht an«, behauptete Fulkar. »Ihre Gedanken sind weit weg, wie immer. Ich weiß nicht, warum Sie mich zu diesem Experiment hinzugezogen haben. Ich habe Besseres zu tun, als Zeuge eines weiteren Versuchs zu spielen, diese Frau zu sich zu bringen.«
    »Glauben Sie mir, Fulkar: Ich bereue es bereits jetzt, um Ihre Hilfe gebeten zu haben.« Er sah den Ara nicht an, sondern konzentrierte sich ganz auf Quiniu. Er unternahm einen weiteren Versuch, in ihre Gedankenwelt vorzudringen. Den wievielten? Den hundertsten? – Und stets war er gescheitert, wie auch jetzt.
    Er holte das Tarkanchar aus seiner Tasche und hielt es so, dass Quiniu es vorerst nicht sehen konnte. »Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind«, murmelte er, »sollte man es mit Unmöglichkeiten versuchen.«
    »Es gibt nichts, was unmöglich ist. Zumindest nichts, was einem Ara unmöglich ist.«
    Marshall achtete nicht auf Fulkar. Er hob die Hand, so, dass die Halbarkonidin den glitzernden Edelstein nun wahrnehmen musste.
    »Sie zeigen ihr einen Datenspeicher? – Wie enttäuschend. Ich hoffte auf eine Voodoo-Puppe und einen herumhüpfenden, die Rassel schwingenden und Beschwörungen rufenden John Marshall.«
    »Würden Sie bitte schön den Mund halten, Fulkar!«
    Der Ara schwieg tatsächlich. Er reizte stets Grenzen aus und spürte nun, dass er sie erreicht hatte.
    »Siehst du das, Quiniu? Ja? Möchtest du es spüren?« Marshall drückte ihr das Tarkanchar in die Hand, stets darauf bedacht, keine zu hastige Bewegung zu machen.
    Nichts. Die Halbarkonidin starrte weiter vor sich hin, in eine unendliche Ferne.
    »Das war's? Dann kann ich ja wohl gehen ...«
    »Warten Sie, Fulkar!«
    Quinius Augen flackerten, die Hände zitterten, und fast hätte sie das Tarkanchar fallen lassen. Doch sie machte eine Faust und presste den Kristall so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie legte die Hand an die Brust. Ein ekstatischer Ausdruck trat in ihr Gesicht. »Tarkanchar!«, murmelte sie, »Tarkanchar!« Und dann, leiser: »Grek.«
    Marshalls Herz schlug schneller. Es funktionierte! Das Wesen im Speichermedium nahm Kontakt mit Quiniu auf, und wenn er den Gedankensalat, der mit einem Mal rings um ihn zu fühlen war, richtig deutete, dann interagierten die beiden.
    »Sie möchte aufstehen«, sagte Fulkar leise. »Lassen Sie ihr Platz. Stören Sie sie unter keinen Umständen bei dem, was sie tut.«
    Marshall horchte auf den Rat des Aras. Er zog sich Schritt für Schritt zurück, aktivierte den Pod und filmte, was nun geschah. Jede Geste, jedes Wort mochte wichtig sein. Was auch immer Quiniu Soptor für Geheimnisse in sich barg – womöglich würden sie nun aufgedeckt werden.
    Die Halbarkonidin ging zu ihrer Sammlung von Bauklötzen, leerte sie körbeweise aus und begann zu ... spielen. Sie murmelte Worte, die keine waren. Silben, Satzfragmente, Töne, sinnlos aneinandergereiht, manchmal wie in einer Endlosschleife dieselben Begriffe. Sie stöhnte. Das Geräusch kam tief aus ihrer Kehle, wie auch der Gesang, den sie gleich darauf
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