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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
Autoren: Hubert Haensel
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Bull. »Das muß es wohl sein.«
    Der Roboter reagierte in keiner Weise. Fetter schwarzer Qualm hüllte sie beide ein.
    »Ich bin taub und blind!«, fügte Reginald Bull hinzu. Jeder Atemzug wurde zur Qual.
    »Verdammt, kümmert es dich überhaupt nicht mehr, was mit mir ... ?«
    Seine Haarstoppeln sträubten sich. Schier übermächtig wurde das Empfinden, aus nächster Nähe angestarrt zu werden.
    Aber das war unmöglich! Breslauer hatte alle Überwachungsanlagen deaktiviert. Zudem war der Rauch so dicht, daß Bull selbst kaum die Hand vor Augen sehen konnte.
    Das Unbehagen blieb nicht nur, es wuchs sogar an. Wie Nadelstiche spürte Reginald Bull die fremden Blicke. Sie sezierten ihn ...
    Er spannte die Muskeln an und ballte die Hände zu Fäusten. Die Brauen zusammengekniffen, das Kinn trotzig vorgereckt, versuchte er, mehr als nur wogende Schemen in der Schwärze zu erkennen.
    Die Zeit war längst stehengeblieben, sie dehnte sich endlos. Nur dieses verdammte Brennen unter der Schädeldecke wurde immer intensiver.
    Wer bist du? fragten Bulls Gedanken.
    Er erhielt keine Antwort.
    Was willst du von mir?
    Nichts. Absolute Stille, einzig und allein durchbrochen vom Knistern schwelender Kunststoffe.
    Die quälende Leere in ihm wuchs. Reginald Bull redete sich das nicht nur ein. Nicht nach sechszehn langen Jahrhunderten, in denen er Erfahrungen gesammelt hatte, die anderen Menschen für ewig verwehrt blieben. Sie waren nur eine Handvoll Auserwählte, denen die Unsterblichkeit zuteil geworden war, doch das Schicksal hatte ihnen zugleich übel mitgespielt.
    Auserwählte. — Das Wort besaß einen schalen Beigeschmack. Jeder, der zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen wäre, hätte die Unsterblichkeit erlangen können, das war kein besonderer Verdienst. Der richtige  Zeitpunkt war die Woche nach dem 19. Juni des Jahres 1971 gewesen und der Ort eindeutig der irdische Mond.
    Reginald Bulls Gedanken schweiften zurück. Nichts hatte er vergessen, seine Erinnerungen lagen nur unter dem Ballast von eineinhalbtausend Jahren vergraben,  den es wegzuräumen galt. Dieser Ballast barg einen Hauch von Nostalgie und die Hoffnung auf eine bessere Zeit.
    Nahm der Antigravschacht gar kein Ende?
    Gehetzt blickte Bull um sich. Er war so verdammt hilflos, auf Gedeih und Verderb dem Roboter ausgeliefert, der nichts von alldem wahrhaben wollte. Immer noch wurde er von irgendwoher angestarrt, aber plötzlich entsann er sich, woran ihn dieses Prickeln unter der Schädeldecke erinnerte.
    Es war wie damals, als er auf dem Mond den notgelandeten Kreuzer der Arkoniden vor sich gesehen hatte. Sein Staunen und sein Aufbegehren würde er nie vergessen.
    Die Erinnerung schlug über ihm zusammen ...
     

Der erste Schritt
     
     
    An jenem schicksalsträchtigen 19. Juni des Jahres 1971 n. Chr. hatte die Menschheit schon ein gutes Stück ihres langen und durchaus beschwerlichen Weges, langläufig als Evolution bezeichnet, hinter sich gebracht. Zwischen den ersten Faustkeilen und der Beherrschung des Feuers bis hin zu pervertierten atomaren, biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen lagen Welten.
    Die Spezies aufrecht gehender Zweibeiner — homo sapiens — hatte sich die Erde untertan gemacht und war im Begriff, ihre Heimat hemmungslos auszubeuten. Als gäbe es jederzeit Ersatz für den Planeten, im Supermarkt um die Ecke oder sonst wo.
    Späteren Geschichtsschreibern blieb es vorbehalten, darin die Auswüchse einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft zu sehen, die jeglichen Respekt vor der Natur verloren hatte.
    Andererseits gab es Menschen, die in klaren Nächten zu dem Myriadenheer funkelnder Sterne aufschauten und ihre Blicke forschend über das zernarbte Antlitz des Erdtrabanten wandern ließen. Sie empfanden Abenteuerlust und die Verlockung der unvorstellbaren Weite ebenso intensiv wie jenes prickelnde Gefühl, das sie Romantik nannten. Diese Menschen schickten sich an, erstmals einen anderen Himmelskörper zu betreten — ein Vorhaben wie keines zuvor in der Geschichte, weder vergleichbar dem sagenumwobenen Turmbau zu Babel noch der entbehrungsreichen Seefahrt eines Christoph Kolumbus, der Indien gesucht, aber Amerika gefunden hatte.
    Was erwartete die Astronauten, die als erste ihren Fuß auf die staubbedeckte Oberfläche des Erdtrabanten setzten? Ein neues Land, vor allem jedoch lebensfeindliche Ödnis und Leere, eigentlich nichts, was die vorangegangenen Mühen und Strapazen wirklich lohnte. Oder keimte da ein Stückchen
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