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PR 2696 – Delorian

PR 2696 – Delorian

Titel: PR 2696 – Delorian
Autoren: Hubert Haensel
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von Falten übersäten Gesicht des Greises boten.
    Es war ein seltsames Gefühl für Perry Rhodan, seinem Sohn wieder gegenüberzustehen. Delorian, potenziell unsterblich, zeigte sich als Greis, während für ihn selbst der Alterungsprozess im besten Alter angehalten worden war.
    Warum erscheinst du so uralt?, durchfuhr es Rhodan. Um mir deine Weisheit zu verdeutlichen? Oder um Respekt einzufordern? Trotzdem bin und bleibe ich dein Vater ... dein Erzeuger ...
    Delorian musterte ihn, wie er wohl jeden Fremden ebenfalls betrachtet hätte, mit kühler, überlegener Distanziertheit. Schon deshalb stieg der Begriff »Erzeuger« in Rhodans Gedanken auf. Er hatte nie die Gelegenheit erhalten, ein besonderes Verhältnis zu Delorian zu entwickeln, ganz im Gegensatz zu früher, bei Thomas Cardif angefangen. Dabei wäre er diesmal in der Lage gewesen; er hatte gelernt.
    Mondra machte zwei zögernde Schritte auf Delorian zu, blieb aber wieder stehen. Unschwer war zu erkennen, dass ihre Gefühle ihr ebenfalls Schwierigkeiten machten.
    Der bärtige Alte wandte sich ihr zu. Er lächelte sogar.
    Das ist kein warmherziges Lächeln, glaubte Perry Rhodan zu erkennen. So würde Delorian eine künstliche Gebärmutter ebenfalls ansehen, wäre er als Embryo unter positronischer Kontrolle herangewachsen.
    Aber Mondra Diamond war Delorians Mutter, obwohl sie ihren Sohn ebenfalls kaum kennengelernt hatte. Nicht als Kind, das unter ihrer Obhut heranwuchs, zum Mann wurde und alterte.
    Zu den Ereignissen damals an Bord der SOL hatte Mondra stets geschwiegen. Was Perry Rhodan darüber wusste, kannte er aus Atlans Bericht und den automatischen Aufzeichnungen. Dass Mondra nie darüber gesprochen hatte, machte sie ihm bis heute fremd. Rhodan hatte diese Empfindung verdrängt, nun war sie wieder da.
    Das Schweigen dauerte peinlich lange. Rhodan wurde das erst richtig bewusst, als Ennerhahl sich räusperte.
    Eine beinahe knisternde Anspannung hing in der Luft. Jeden Moment erwartete Perry Rhodan, Elmsfeuer über die Sessellehnen zucken zu sehen. Er kannte die alten Seefahrergeschichten noch, die von einem bösen Omen sprachen, wenn man eine Frau an Bord hatte ...
    Ennerhahl stand da wie erstarrt. Der Eindruck, dass er Delorian belauerte und geradezu darauf wartete, dass sein Gegenüber einen Fehler beging oder Schwäche zeigte, war nicht von der Hand zu weisen. Delorian hingegen wirkte eher amüsiert, als bedeute Ennerhahl keine ernst zu nehmende Bedrohung. Der Chronist gähnte verhalten, aber doch bewusst deutlich.
    Perry Rhodan wurde klar, dass er das Eis brechen musste, wenn das Gespräch nicht von vornherein im Sand verlaufen sollte. Er stand näher bei Ennerhahl, aber er ging an dem Beauftragten der Superintelligenz vorbei zu Delorian.
    Einladend zeigte er auf die Sessel. »Du hast ein Gespräch vorgeschlagen. Machen wir eine Schweigestunde daraus, oder fangen wir an, miteinander zu reden?«
    Das Lächeln verschwand aus Delorians Gesicht und machte deutlicher Anspannung Platz. Ohne auf Rhodans Frage zu antworten, wandte Delorian sich an Ennerhahl.
    »ES hat vergessen, dass es mich gibt. Ich bin nicht mehr der Chronist der Superintelligenz, zumindest sehe ich mich nicht länger als solchen.«
    Perry Rhodan stutzte. Genau das hatte Delorian schon an Bord der BASIS gesagt, ohne sich jedoch eingehender dazu zu äußern. Inzwischen klang die Feststellung intensiver als nur so dahingesagt. Das war keine Behauptung, die lediglich einer vorübergehenden Verärgerung entsprang.
    Mit einem Mal waren die Worte wieder präsent, die ES auf Wanderer zu ihm gesagt hatte. Es war rund sieben Jahre her, aber Rhodan hatte sie nicht vergessen.
    »Delorian? Wer ist Delorian?«
    Präziser ließ sich Unverständnis kaum ausdrücken. Das wurde Rhodan an diesem Tag deutlich. Damals, in der Eiseskälte auf Wanderer, hatte er keine Gelegenheit gefunden nachzufragen. Die Superintelligenz hatte offenbar einiges mehr sagen wollen, doch sie war erstarrt. Einen Herzschlag lang hatte Rhodan tatsächlich geglaubt, ES sei in diesem Augenblick »gestorben«.
    Wo war damals eigentlich sein Sohn Delorian gewesen? Als Chronist von ES hätte er sich auf Wanderer aufhalten sollen. Und wieso hatte sich ES nicht erinnert?
    Seine Fragen, die Perry Rhodan in jenem Moment bewegt hatten, gewannen durch Delorians Behauptung, nicht mehr der Chronist der Superintelligenz zu sein, plötzlich sehr viel mehr Gewicht. Ausgelöscht aus der Erinnerung von ES nach achtzehn Millionen Jahren? Nach einem
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