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PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

Titel: PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit
Autoren: Arndt Ellmer
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Mann, der schon bald in die STARDUST steigen sollte, um den Mond zu erreichen. Natürlich nicht allein, sondern gemeinsam mit drei anderen, aber er war der Kommandant dieses zerbrechlichen Monstrums von einer Rakete.
    Das war Perry Rhodan. Er stand am Tresen, und ich stellte mich zu ihm.
    Er sah nicht her, sondern blickte ins Leere. Wahrscheinlich in die Zukunft. Vielleicht fragte er sich, ob es überhaupt eine Chance gab, den Höllenritt in der STARDUST zu überleben, der in Kürze beginnen sollte. Dabei ahnte er noch nicht einmal, dass es eine völlig andere Gefahr gab als die, die er vermutete. Es ging nicht nur darum, dass die Rakete beim Start explodieren oder beim mörderischen Flug durch die Atmosphäre und danach im freien All bis zum Mond zerbrechen könnte.
    Ich schloss die Augen und sah die Bilder der Simulation vor mir, die Rico mir gezeigt hatte. Die STARDUST explodierte. Feuerflammen rissen das halbe Startgelände Nevada Fields in den Untergang. Trümmerteile flogen Hunderte Meter weit, bohrten sich in die Gebäude und zerschmetterten Fahrzeuge.
    Meine Augen tränten. Ich wischte darüber. »Trockene Luft«, sagte ich, wie um meine Handlung zu entschuldigen. Würde ich ihm erklären, dass ich ein durch Verkleidung und diverse kosmetische Tricks getarntes Wesen von einem fremden Planeten war, dem bei innerer Erregung das Wasser aus den Augen drang, hätte er mich wohl für irrsinnig gehalten.
    Rhodan reagierte mit einem abwesenden Nicken und trank einen Schluck.
    »Schmeckt das Bier hier in diesem Laden?«, fragte ich.
    »Ist alkoholfrei.« Seine Stimme klang eher unauffällig. Und leise. Wie die eines Mannes, der nicht gestört werden und schon gar keine belanglose Konversation mit einem Fremden führen wollte. »Wahrscheinlich nicht das, was Ihnen vorschwebt, wenn Sie ...«
    »Doch, doch«, unterbrach ich. »Ich muss mir das Zeug auch reinwürgen. Sechzig Tage, und Sie?« Natürlich wusste ich, dass Rhodan kein trockener Alkoholiker war, dass er nicht mühsam die Tage zählte, in denen er nicht rückfällig wurde und sich auch nicht jede Woche eine Plakette bei seinen anonymen Treffen abholte. Aber irgendwie musste ich mit ihm ins Gespräch kommen.
    »Muss mich gerade fit halten«, erwiderte er. »Für ... ach, ich arbeite an einem wichtigen Projekt, da gilt es, mich zu konzentrieren, sagen wir es so. Wenig Freizeit, und Alkohol ist völlig tabu.«
    Er war ehrlich. So ehrlich, wie er einem Fremden in der Bar gegenüber sein konnte.
    Ich lachte. »Ich habe Sie angelogen! War nie Alkoholiker, also zähle ich auch nicht die Tage. Ich wollte mich ein bisschen einschmeicheln und Sie nicht in Versuchung führen, Mister ...« Ich hob meine Stimme beim letzten Wort, wie man es tat, wenn man den Namen seines Gegenübers herauszufinden versuchte.
    Rhodan reagierte nicht darauf. »Aha«, sagte er.
    »Aber eins stimmt«, fuhr ich fort. »Bier mag ich tatsächlich nicht. Dabei ist es mir völlig egal, ob es alkoholfrei ist oder nicht. Ich bevorzuge Wein. Roten, wenn's geht, und echten. Kein synthetisch hergestelltes Kunstzeug.« Von dieser Unsitte hatte ich in den letzten Tagen gehört – eine Schande!
    Ich schaute mich im Raum um.
    Und stockte.
    Du hast sie ebenfalls bemerkt, nicht wahr?, schickte mir mein Gedankenbruder einen Gedankenimpuls. Aber als Logiksektor hatte er mehr Details aus meinem scheinbar flüchtigen Eindruck gefischt. Etwa, dass diese Frau – zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren, tiefschwarzes Haar, mindestens zu einem Viertel europäische Wurzeln, etwa ein Meter siebzig – eine schlanke Waffe in einem winzigen Holster unter der dunkelblauen Weste trug. Die Ausbeulung war eindeutig.
    Ich beschloss, sie im Auge zu behalten, und das nicht nur wegen ihrer Figur. Sie schaute nämlich rüber. Zu Rhodan. Und das konnte kein Zufall sein.
    Über einen kleinen Empfänger im Ohr hörte ich Ricos Stimme. »Du hast sie ebenfalls bemerkt, nicht wahr?«, fragte er vom anderen Ende der Bar. Wie verrückt, dass er genau dieselben Worte benutzte wie mein Gedankenbruder vor wenigen Augenblicken. »Ich habe ihr Äußeres bereits mit einer Datenbank abgeglichen. Sie ist eine der bestbezahlten Profikiller der westlichen Welt. Die Waffe trägt sie nur für den Notfall bei sich. Sie nutzt präzisere Methoden. Bessere. Sie ist eine geniale Chemikerin und versteht sich außerdem auf perfekt inszenierte Hightech-Unfälle. Perry Rhodan ist schon so gut wie tot.«
    Nicht, wenn ich es zu verhindern wusste. »Sie
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