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PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
Autoren: Marc A. Herren
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schrie er. »Wie kommst du auf solche Lösungen? Dir fehlen Herz und Leidenschaft!«
    »Das ist irrelevant«, gab Sholoubwa zurück. »Meinen Berechnungen nach wäre das Endergebnis das gleiche.«
    Wütend ließ Cholaquin den Roboter stehen und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, um die Telemetriedaten der Raumschiffe zu vergleichen.
    Minutenlang gelang es ihm nicht, sich auf die Messwerte zu konzentrieren. Auf der einen Seite beeindruckte ihn die Genialität dieses Roboters, auf der anderen Seite erschreckte sie ihn maßlos.
    Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er Sholoubwa durch die beiden geheimen Subroutinen jederzeit in die Schranken weisen könnte. Zudem hatte der Roboter seit der Schlussphase im mowischen Imperium keine Anzeichen von schädlicher Eigeninitiative mehr gezeigt und ihm sogar dabei geholfen, die Werte in der Persönlichkeitssimulation auf ein brauchbares Maß herunterzuschrauben.
    Aber das verdrängte nicht die Tatsache, dass sich der Schüler bei dieser Schlacht dem Meister überlegen gezeigt hatte. Schlimmer noch: Sholoubwas Neukonstruktionen belegten, dass der Roboter mittlerweile in völlig unterschiedlichen Bahnen denken und konstruieren konnte wie er.
    Cholaquin rieb das Gesicht mit beiden Händen. Wohin sollte das bloß führen?
    Er dachte an seine Insel auf Srinkal. Seit der Begegnung mit Veiraa hatte er den Spaß an den drei Gespielinnen verloren. Nachdem sich seine gesundheitlichen Probleme weiter verschärft hatten und seine Libido durch die immer größeren Medikamentencocktails vollkommen zum Erliegen gekommen war, hatte er alle drei davongejagt.
    Cholaquin nahm die Hände nicht vom Gesicht. Eine Weile nichts sehen und nichts hören, das wäre es.
    Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich allein.

12.
    Zeit
    4307 NRG
     
    Sechzehn Jahre später.
    Cholaquin arbeitete wie ein Besessener.
    Das Gefühl, dass ihm die Zeit wie Sand zwischen den Fingern zerrann, malträtierte seinen Geist. Dazu kamen die Schmerzen, die ihn immer wieder zu tagelangen Aufenthalten in dem Medotank brachten.
    Wenn der Geist arbeitete wie eine Maschine und die Hände und der Mund nicht fähig waren, die Erkenntnisse in Handlungsanweisungen umzusetzen, war das die höchste Strafe, die man über ein Genie wie Cholaquin Port'aldonar verhängen konnte.
    Seine Organe waren in raschem Verfall begriffen. Die Zellgitter waren so stark mit ihnen verwuchert, dass es unmöglich war, an ihnen zu operieren. Die Medikamente hatten längst aufgehört, volle Wirkung zu zeigen.
    Die Schmerzen brachten ihn um den Schlaf und manchmal fast um den Verstand. Durch tiefe, komaartige Zustände verlor er erneut Tage, einmal sogar eine ganze Woche, in denen er seine Forschungen unterbrechen musste.
    Nach dem gewaltsamen Tod des Despoten Sino und dem Beitritt von Srinkal zur Koalition Apon hatte es eine Weile so ausgesehen, als wäre dies ein Glücksfall für seine Gesundheit. Die Trosan, ein unbedeutendes Volk der Koalition, hatten innerhalb kürzester Zeit größere medizinische Fortschritte gemacht als die Srinkali in zwanzig Jahren.
    Aber alle Versuche, Cholaquin neue Organe zu züchten und zu transferieren, hatten versagt. Sein alter Körper stieß sie allesamt ab, und die Trosan mussten notgedrungen die verwucherten und kaum noch funktionierenden Originalorgane wieder hineinoperieren.
    Nun rächte es sich, dass er sich stets nur für die Technik interessiert hatte. Cholaquin war davon überzeugt, wenn er sich früher mit Biologie oder Medizin auseinandergesetzt hätte, wäre er mittlerweile ein junger, gesunder Mann. Hätte vielleicht sogar das Geheimnis der Unsterblichkeit gelöst.
    Aber so musste er erkennen, dass er sein Leben falsch angegangen hatte. Wenn er bereits in jungen Jahren alles darangesetzt hätte, den Tod zu besiegen, hätte er nun alle Zeit der Welt, um ein alles überragender Konstrukteur zu werden.
    Dann war ihm eine Idee gekommen, die er seither mit der Verbissenheit eines Todgeweihten verfolgte.
    Er hatte sich an das Zusammentreffen mit dem Oberkonstrukteur Husen erinnert. An sein Geschwätz über die Husenbrücke, die es erlauben sollte, biologische und positronische Einheiten zu verbinden.
    Wenn es ihm gelänge, sein Hirn zu retten, indem er es mit Sholoubwa verbände und in seinem Körper zwischenlagerte, hätte er genügend Zeit, um sich einen beständigen Klonkörper zu erschaffen, in dem er weiterleben könnte.
    Er musste also das Geheimnis der Husenbrücke knacken, der Schnittstelle zwischen
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