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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte
Autoren: Christian Montillon
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wandte sich an Bull. »Reg, alle Systeme einwandfrei?«
    »Ja ... ich glaube schon.« Der Freund sah ihn nicht an. Er arbeitete sich durch die Tiefen der ferronischen Bordsoftware.
    Rhodan nickte. »Ich hatte nichts anderes erwartet. Wir setzen unseren Flug fort.« Er schob den Steuerstick von sich weg und drückte die PANERC nach unten. Die Atmosphäre verdichtete sich zusehends. Doch die Instrumente der Fähre mühten sich vergeblich, den Nebel zu durchdringen. Die Oberfläche Gols blieb ihnen verborgen.
    Die beiden Menschen und der Ferrone schwiegen. Das Brummen des Fusionsreaktors nahm zu, als die Schirme zunehmend höhere Leistung erforderten. Die Werte pendelten sich bei knapp fünfundzwanzig Prozent Auslastung ein.
    »Wir müssen den Kurs ändern«, brach Chaktor nach einigen Minuten das Schweigen.
    »Wieso?«
    »Eine Wirbelzone liegt zwischen uns und unserem Ziel«, erklärte der Ferrone. »Zwei Sturmfronten treffen dort aufeinander.«
    »Wir besitzen einen Schutzschirm«, wandte Bull ein.
    »Die Geschwindigkeit der Fronten liegt bei jeweils über achthundert Stundenkilometern«, hielt Chaktor dagegen. »Wir sollten kein unnötiges Risiko eingehen.«
    »Chaktor hat recht«, stimmte Rhodan zu. »Ausweichkurs?« Der Ferrone spielte dem ehemaligen Astronauten einen Vorschlag auf das persönliche Display.
    Rhodan folgte ihm, führte die PANERC in weitem Bogen um die Wirbelzone; dennoch wurde die Fähre in unregelmäßigen Abständen von Böen erfasst. Der erfahrene ehemalige Testpilot fing sie mit Unterstützung des Bordcomputers ab, brachte die PANERC erneut auf Zielkurs.
    »Perry?« flüsterte Bull.
    »Ja?«
    »Du weißt ja, ich bin ein wohlerzogener und rücksichtsvoller Mensch und eigentlich ist es nicht meine Art, andere bei der Arbeit zu unterbrechen, aber ...«
    »Aber was?«
    »Aber ich empfehle dir dringend, nicht nur auf deine Instrumentendisplays zu glotzen und stattdessen den Blick nach Backbord zu wenden. Du wirst es nicht bereuen, ich verspreche es dir.«
    Rhodan erfasste die Statuswerte, registrierte, dass die PANERC sich im stabilen Sinkflug befand, und folgte der Aufforderung des Freundes.
    Er blickte in die Wirbelzone. Sie leuchtete von innen heraus, als brenne in ihr ein Feuer. Ein wütendes, vielfarbiges Feuer, das sich stellenweise aufblähte, wieder zusammenfiel – und dabei Formen bildete, die dem Verstand Figuren vorspiegelten.
    Menschen sahen darin Schemen, die einen wilden Tanz aufführten.
    Ferronen sahen darin gemarterte Seelen.
    »Die Geister von Gol!«, brüllte Chaktor. »Wir müssen ...«
    Der Ferrone kam nicht weiter. Sprunghaft stieg die Schwerkraft in der Fähre an. Rhodan fühlte sich von einer unsichtbaren Faust in den Sitz gepresst. Sie drückte auf seine Brust, machte es ihm unmöglich zu atmen. Ein Schleier legte sich über seinen Blick. Rhodan kniff die Augen zusammen, las die Werte der Instrumentendisplays ab und erkannte, dass sie keinen Sinn ergaben.
    Der Sinkflug der PANERC verwandelte sich in einen taumelnden, unkontrollierten Fall.
    Die Triebwerke brüllten auf, als der Bordrechner reagierte. Das Taumeln ging in zunehmend schnelle Rotation über, der Sturz der PANERC hielt an. Etwas knirschte. Überbeanspruchter Stahl riss kreischend.
    »Die Werte!« Bull schrie keuchend. »Sie sind falsch! Der Rechner ...« Die Triebwerke setzten einen Augenblick lang aus und in einem anderen Vektor wieder ein. Der Schub raubte dem Freund den Atem.
    Der Rechner! Rhodan winkelte den Arm ab, versuchte die Notabschaltung zu erreichen. Es gelang ihm nicht, obwohl sie nur einen Armbreit vor ihm angebracht war. Ein Mensch war nicht stark genug, um ... ein Gedanke kam Rhodan. »Chaktor!«, brüllte er. »Der Bordrechner. Schalten Sie ihn ...«
    Der Ferrone verstand. Zentimeter um Zentimeter kroch seine Hand auf die Notabschaltung zu. Rhodan sah, wie die Muskeln seiner Arme hervortraten. Die Heimatwelt Chaktors wies beinahe die anderthalbfache Schwerkraft der Erde auf. Ferronen waren stärker als Menschen, Chaktor konnte gelingen, was einem Menschen unmöglich war.
    Chaktor spannte die Muskeln an, stöhnte auf – und seine Hand überwand die letzten Zentimeter, die sie von der Notabschaltung trennten.
    Die Triebwerke setzten schlagartig aus.
    Rhodan umklammerte den Steuerstick. Er schloss die Augen, ignorierte die absurden Werte der Instrumentendisplays. Mit der linken Hand schaltete er die Hilfssysteme der PANERC aus. Die Proteste Bulls – »Perry, hast du jetzt komplett den Verstand
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