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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie
Autoren: Uwe Anton
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Größe, die jedoch auf den ersten Blick völlig leer waren. Der Helmfunk ihrer Anzüge funktioniert zwar noch, aber die Ortungsgeräte waren genauso ausgefallen wie die Antigravs oder die Prallfelderzeuger.
    Saedelaere spähte gerade wieder in einen der zahlreichen Hohlräume, als der bislang harte, stabile Boden unter ihm nachgab und sich neigte. Er rutschte hinab, tiefer in den Raum, und hinter ihm schloss sich die Türöffnung.
    Die geheimnisvolle Substanz hatte ihn von den anderen getrennt!
    Er blieb stehen, wo er war, versuchte, mit den anderen Funkkontakt zu bekommen, doch nun war auch der Helmfunk ausgefallen.
    In der gegenüberliegenden Wand des Raums bildete sich eine Öffnung. Sie war niedrig, reichte ihm nur bis zur Hüfte.
    Er ging hinüber, ließ sich auf die Knie hinab und kroch durch die Lücke. Er betrat einen Raum, der wesentlich kleiner war als der, den er gerade verlassen hatte. Ansonsten unterschied er sich nicht von dem anderen.
    Noch während er sich umsah, schloss sich die Öffnung hinter ihm.
    Das Gefühl, dass jemand Katz und Maus mit ihm spielte, wurde immer stärker, aber er wusste weder, wer dieser Jemand war, noch, was dieses Spiel bezweckte.
    Die Substanz, die die Wände des Raums bedeckte, geriet in Bewegung, löste sich ab, floss auf den Boden. Dort zuckte sie hoch, brach wieder in sich zusammen, stülpte sich erneut empor und bildete grobschlächtige, klotzige Gegenstände, die Saedelaere zuerst völlig fremdartig vorkamen.
    Dann nahmen sie eine ihm vertraute Gestalt an.
    Ein Tisch, ein Stuhl, eine Liege.
    Fassungslos betrachtete Alaska das primitive Mobiliar, das genau für seine Körpermaße geschaffen zu sein schien.
    Ihm wurde klar, was mit der Bildung dieser Möbelstücke gemeint war. Sie waren eindeutig eine Einladung. Vorsichtig hockte er sich auf die Liege. Sie trug sein Gewicht, schien sich sogar seiner Körperform anzupassen, damit er es möglichst bequem hatte.
    Eine leichte Bewegung warnte ihn, doch er konnte nicht mehr reagieren. Drei, vier Tentakel lösten sich aus der Substanz des Möbelstücks, zuckten vor und legten sich um seinen Oberkörper, die Arme und die Beine. Er kämpfte gegen ihre Umklammerung an, konnte sich jedoch nicht daraus befreien. Nun war er völlig wehrlos, endgültig ein Gefangener.
    Mit einer Mischung aus Faszination und Grauen beobachtete er, wie die Substanz des Bodens erneut aufwallte und sich daraus eine Gestalt emporstülpte, die grobe humanoide Züge aufwies. Hilflos musste er mit ansehen, wie ihre Konturen sich immer mehr verfeinerten. Von Sekunde zu Sekunde ähnelte sie immer mehr ...
    Schlagartig wurde es Saedelaere klar. Wen er da vor sich sah, war niemand anders als er selbst.
    Und der andere Saedelaere trug, wie auch er, eine Maske.

10.
     
    »Ich bin SIL«, sagte die fest mit dem Boden verwurzelte Gestalt. »Meine Kinder, erzählt mir mehr von euch.«
    Meine Kinder?
    Aufgrund des Plurals vermutete Saedelaere, dass alle Angehörigen ihrer Gruppe in ähnlichen Räumen gefangen waren und von einer vergleichbaren Gestalt angesprochen wurden. Dieses Wesen wandte sich wahrscheinlich gleichzeitig an sie alle.
    Seine Vermutung bestätigte sich unmittelbar, als die Wände des Hohlraums aufbrachen, mit dem Boden verschmolzen und sich so ein viel größerer Raum bildete, der insgesamt fünf dieser Sitzgruppen enthielt. Carmydea Yukk, Eroin Blitzer, Swift und Parrac Yan – sie alle saßen dort auf ähnlichen Liegen, und sie alle waren gefesselt, genau wie er. Vor jedem von ihnen stand eine dieser grobschlächtigen Nachbildungen.
    Das kam Saedelaere seltsam vor. Dann hätten sich ja all seine Begleiter gleich verhalten. Aber Parrac hätte eher geschossen, Eroin wäre stehen geblieben, Yukk hätte sich vielleicht gesetzt, aber nicht auf die Liege. Über welche Fähigkeiten verfügte dieses Wesen, dass es all ihre Kinder zum Gehorsam zwingen konnte?
    Die fünf aus dem Boden gewachsenen Gebilde gingen nun aufeinander zu. In der Mitte des Raums trafen sie sich, und ihre Substanz floss zusammen und vereinigte sich zu einer einzigen Gestalt, die immer unschärfere Konturen annahm. Saedelaere machte die Haarmähne der Rebellenführerin aus, im nächsten Augenblick den kahlen Kopf des Zwergandroiden, dann den massigen Körperbau des Sicherheitschefs und Swifts hagere Figur.
    Der Spuk währte nur einige Sekunden, dann entschied sich das Wesen, das sich SIL nannte, wieder für eine einzige Gestalt. Aus irgendeinem Grund wählte es seine,
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