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Poor Economics

Poor Economics

Titel: Poor Economics
Autoren: Abhijit Banerjee , Esther Duflo
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zugrunde liegenden Schwierigkeiten und danach, wie sie überwunden werden können. Wir beginnen mit einem Blick auf die elementaren Dinge im Leben von Familien: Was kaufen sie? Gehen die Kinder zur Schule? Was tun sie für ihre Gesundheit oder die von Kindern oder Eltern? Wie viele Kinder möchten sie haben? Und so weiter. Danach gehen wir der Frage nach, wie Märkte und Institutionen für die Armen arbeiten: Können sie Geld leihen, ansparen und sich gegen Risiken versichern? Was tun Regierungen für sie und wann lassen sie sie im Stich? Wir werden immer wieder auf diese grundlegenden Fragen zurückkommen. Gibt es Möglichkeiten für die Armen, ihr Leben zu verbessern, und was hält sie davon ab, es zu tun? Sind es die Kosten am Anfang, oder ist es zwar leicht, damit anzufangen, aber schwer durchzuhalten? Was macht es so aufwändig? Erkennen die Menschen, was ihnen nützt? Wenn nicht, woran liegt das?
    Letztlich geht es in Poor Economics darum, was wir aus dem Leben und den Entscheidungen, die arme Leute treffen, für die
Bekämpfung der weltweiten Armut lernen können. Wir verstehen am Ende besser, warum Mikrokredite zwar ein nützliches Instrument sind, aber keine Wunderwaffe, wie man zunächst hoffte, warum Arme häufig bei einer Gesundheitsversorgung landen, die ihnen mehr schadet als nutzt, warum arme Kinder Jahr um Jahr zur Schule gehen, ohne etwas zu lernen, warum Arme keine Krankenversicherung wollen. Es wird klar werden, warum so viele Allheilmittel von gestern im Papierkorb der gescheiterten Ideen von heute gelandet sind. Doch das Buch zeigt auch, wo es Hoffnung gibt: Warum Unterstützung in Form von Gutscheinen unter Umständen mehr bringt, als der Gutschein wert ist, wie man Versicherungen besser vermarktet, warum bei der Schulbildung weniger manchmal mehr sein kann, warum gute Jobs für das Wachstum wichtig sind. Doch vor allem wird deutlich, warum Hoffnung unverzichtbar und Wissen entscheidend ist, warum wir nicht aufgeben dürfen, auch wenn die Herausforderungen gigantisch erscheinen. Der Erfolg ist nicht immer so weit entfernt, wie es scheint.

1 Einmal mehr nachdenken
    Alljährlich sterben neun Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. 1 In Regionen südlich der Sahara stirbt eine von 30 Frauen bei der Geburt eines Kindes, in den entwickelten Ländern eine von 5 600. Es gibt mindestens 25 Länder, die meisten davon im Afrika südlich der Sahara, in denen die durchschnittliche Lebenserwartung weniger als 55 Jahre beträgt. Allein in Indien können 50 Millionen Schulkinder nicht einmal einfachste Texte lesen. 2
    Wenn Sie Zeilen wie diese lesen, möchten Sie das Buch vielleicht zuklappen und die Geschichte mit der globalen Armut am liebsten gleich vergessen. Das Problem scheint einfach zu groß, schlicht unlösbar zu sein. Wir wollen Sie dazu bringen, genau das nicht zu tun.
    An der University of Pennsylvania hat man ein Experiment durchgeführt, das zeigt, wie leicht wir uns von der Größe eines Problems überfordert fühlen. 3 Die Forscher gaben Studenten 5 Dollar und baten sie, einen Fragebogen auszufüllen. Dann zeigten sie ihnen ein Flugblatt und forderten sie auf, etwas für Save the Children, eine der weltgrößten Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden. Die Forscher hatten zwei verschiedene Flugblätter vorbereitet. Einigen (zufällig ausgewählten) Studenten zeigten sie dieses:
    In Malawi sind über drei Millionen Kinder von Nahrungsmittelknappheit betroffen. Wegen fehlender Niederschläge ist die Maisproduktion in Sambia seit dem Jahr 2000 um 42 Prozent zurückgegangen. Das hat dazu geführt, dass drei Millionen Sambier Hunger
leiden. Vier Millionen Angolaner – ein Drittel der Gesamtbevölkerung  – mussten aus ihren Heimatdörfern fliehen. Über elf Millionen Äthiopier sind auf sofortige Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
    Den anderen Studenten gab man ein Flugblatt, auf dem unter dem Foto eines kleinen Mädchens diese Worte standen:
    Rokia ist ein siebenjähriges Mädchen aus Mali in Afrika. Sie lebt in bitterer Armut und leidet schweren Hunger. Mit Ihrer Spende können Sie ihr Leben zum Besseren verändern. Dank Ihrer Unterstützung und der anderer Spender kann Save the Children Rokias Familie und anderen Dorfbewohnern dabei helfen, Rokia zu ernähren, sie in die Schule zu schicken, ihr eine medizinische Grundversorgung zu ermöglichen und sie über Hygiene aufzuklären.
    Mit dem ersten Flugblatt bekamen die Forscher im Schnitt 1,16 Dollar von jedem Studenten, mit dem zweiten
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