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Poltergeist

Titel: Poltergeist
Autoren: Kat Richardson
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nicht. Ich bin Psychologe, gute Frau. Ich beschäftige mich mit der Psyche der Menschen und nicht mit irgendwelchen angeblichen Geistererscheinungen. Bei diesem Projekt geht es darum, zu beobachten, wie rationale Individuen innerhalb einer Gruppe ihre Rationalität verlieren können und wie sich das durch die Gruppe noch verstärkt. Offiziell führe ich noch einmal die Philip-Experimente durch und liefere so den Teilnehmern eine Erklärung für ihre Irrationalität.«
    »Die Gruppe behauptet also, einen künstlichen Poltergeist geschaffen zu haben, der sich durch psychokinetische Erscheinungen manifestiert.«
    Er rollte genervt mit den Augen. »Stark vereinfacht könnte man das so stehen lassen – ja.«
    »Sie haben Ihrer Gruppe den Auftrag erteilt, einen Geist zu erschaffen und an ihn zu glauben. Sie halten Séancen ab, und dabei sind in letzter Zeit bestimmte Dinge passiert. So weit richtig?«
    Tuckman warf den Kopf zurück. »Natürlich sind bestimmte Dinge passiert. Was man diesen Philip-Experimenten auch vorhalten mag, sie führen jedenfalls zweifellos zu kleinen psychokinetischen Vorfällen. Als die Teilnehmer das hörten, fanden sie die Vorstellung sehr spannend, so etwas selbst zu erleben. Ich unterstütze sie natürlich in ihrem Glauben an diese Erscheinungen, und so kam es zu psychokinetischen
Vorfällen, die von der Gruppe selbst hervorgerufen wurden.«
    »Sind Sie sich sicher, dass es sich nicht um einen echten Poltergeist handelt?«, fragte ich.
    »Es gibt keine Poltergeister, Ms. Blaine. Geister sind eine Mischung aus bestimmten Vorstellungen, Zufällen und durch Stress bedingten psychokinetischen Aktivitäten. Es gibt keine Gespenster. Nur Menschen. Indem ich ihre Erwartungen und unbewussten irrationalen Vorstellungen füttere, hoffe ich zu erfahren, wie weit sie bereit sind, ihre Vernunft aufzugeben, und an welchem Punkt sie sich ihrer wieder besinnen.«
    »Ihre Gruppe produziert also messbare psychokinetische Phänomene, die sich auch wiederholen lassen?«
    »Ja. Aber plötzlich schlug der Zeiger des Messinstruments aus, wenn er das gar nicht sollte. Auf einmal nahmen diese Erscheinungen an Anzahl und Stärke zu, und es gab nicht nur einige wenige, sondern alle möglichen Varianten. Ich hege den Verdacht, dass einer der Teilnehmer sein Spiel mit uns treibt, und ich möchte, dass Sie herausfinden, wer dahintersteckt. Dieser Querschläger muss aufgehalten und aus der Gruppe entfernt werden, ehe er mein gesamtes Experiment ruiniert.«
    »Einen Moment. Ich verstehe nicht ganz. Wenn diese falschen Erscheinungen der Gruppe helfen, noch mehr an den Poltergeist zu glauben, sollte das doch ganz in Ihrem Sinne sein, Professor.«
    Tuckman sah mich finster an. »Aber diese Phänomene haben nichts mit mir zu tun. Ich habe keine Kontrolle darüber, was da erschaffen wird, und außerdem sind sie so unwahrscheinlich, dass sie keine Ergebnisse produzieren, die ich verwenden könnte.«

    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und ließ Tuckman eine Weile schmoren. Sein Auftrag – und seine Verärgerung – machten keinen Sinn. Angeblich wollte er wissen, wie weit seine Gruppe gehen würde. Doch wenn sie dann weiterging als erwartet, nahm er an, dass man ihn betrügen wollte. Er schien an nichts Übernatürliches zu glauben, hatte aber offenbar mit Psychokinese keine Probleme. Oder vielleicht doch? Ich warf durch das Grau einen Blick auf Tuckman und sah, wie grüne Fangarme – winzigen Schlangen gleich – um ihn züngelten. So etwas hatte ich bisher noch nicht gesehen, aber ich konnte mir durchaus denken, was es bedeutete.
    »Ich habe das Gefühl, dass Sie mir nicht alles erzählen, Professor Tuckman. Liege ich da richtig?«
    »Sie müssen nicht alles wissen.«
    Nun reichte es mir. Ich stand auf und hängte mir meine Tasche über die Schulter. »Professor Tuckman, ich nehme nicht an, dass Ben Danziger mich Ihnen als gutmütige Idiotin empfohlen hat. Ich weiß also nicht, warum Sie mich jetzt wie eine behandeln. Aber ich brauche weder Ihr Geld noch den Ärger, den es bedeutet, für einen Klienten zu arbeiten, der mich belügt und mir einen Auftrag erteilt, der so nicht funktionieren kann. Wenn Sie eine ernsthafte Untersuchung der Angelegenheit möchten, müssen Sie mit der Wahrheit herausrücken und mir sagen, wer hinter dem Ganzen steckt. Denn ich werde den Schuldigen sowieso ausfindig machen. Aber wenn Sie nur einen Einfalltspinsel möchten, dann sollten Sie sich lieber jemand anderen suchen.«
    »Ich weiß
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