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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch
Autoren: Mary-Anne Raven
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aufzukeimen, doch bevor sich seine eilig ausg e streckten Finger um das Leder schließen konnten, riss der Dunkelelf den Beutel wieder empor und schleuderte ihn zu seinem Bruder hinüber. Dieser fing ihn geschickt auf, um ihn nun seinerseits herausfordernd hin und her zu schwenken.
    So langsam wurde Dean das kindische Spiel der beiden zu bunt. Er stieß sich von dem Baumstamm ab, an dem er bis jetzt gelehnt und dem Scha u spiel zugesehen hatte, und war mit zwei schnellen Schritten neben RelTa. „Es reicht.“
    Mit festem Griff entriss er den Beutel den bläulichen Fingern des Du n kelelfen, der so überrascht von seinem Eingreifen war, dass er ihn nur a n starrte.
    „ Was fällt dir ein, du jämmerlicher Wurm!“ RelTa trat einen Schritt auf ihn zu, sodass sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. Dean begegnete seinem Blick mit finsterer Entschlossenheit.
    „ Ihr habt euren Spaß gehabt. Jetzt lasst ihn in Ruhe.“
    Der Dunkelelf musterte ihn mit der für seine Art typischen Arroganz, wobei ihm offenbar klar wurde, dass der Mensch, der ihm gegenübe r stand, deutlich größer und stärker war als er selbst. Er schnaufte veräch t lich. „Deine Dreistigkeit wird dir noch leidtun, Weißhaut“, zischte er, machte dann aber auf dem Absatz kehrt und zog, gefolgt von seinem Br u der, erhobenen Hauptes von dannen.
    Dean sah ihnen nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden w a ren. Erst dann wagte er aufzuatmen.
    Freudestrahlend und mit klappernden Hufen kam der Satyr auf ihn zug e trabt. „Danke, Freund! Ohne dein Eingreifen hätten die beiden dieses Spiel vermutlich noch stundenlang mit mir getrieben.“
    Dean lächelte und streckte dem Jungen den Lederbeutel entgegen. „Hier, deine Tasche.“
    „ Danke, danke, danke.“ Die haarigen Finger des Satyrs schlossen sich um den Beutel und zogen ihn gierig aus seiner Hand.
    „ Die beiden treiben leider viel zu gern ihr Spiel mit jemandem, der schwächer ist als sie.“
    „ Ja, das sind echte Fieslinge. Die bilden sich was drauf ein, dass sie von blauem Blut sind. Und sie haben sich auf mich eingeschossen. Ständig la u ern sie mir mit neuen Gemeinheiten auf. Das war verdammt mutig von dir! Du kannst ganz schön Ärger bekommen, wenn sie dich an ihren Vater verpetzen.“
    „ Darüber mache ich mir keine Sorgen. Im Gegensatz zu seinem verzog e nen Nachwuchs ist Lord DunReMar ein gerechter Mann. Ich glaube nicht, dass er mich hinauswerfen würde, nur weil ich seine Söhne bei einer ihrer Albernheiten gestört habe.“
    „ Du arbeitest auf dem Gestüt, oder?“
    „ Ja, ich bin dort Stallbu r sche.“
    „ Ich bin Küchenjunge im Herrenhaus und mich wird niemand hinauswe r fen, denn ich gehöre zum Inventar“, verkündete der junge Satyr gut g e launt. „Mein Name ist Filius Pan, aber alle nennen mich nur Filou.“
    „ Ich bin Dean.“
    „ Freut mich , Dean. Das war ein echter Freundschaftsdienst, den du mir da erwiesen hast.“ Filou ließ sich auf einem gefällten Baumstamm am Wegrand nieder und löste die Schnüre, die seinen Beutel zusammenhie l ten. „Dafür lade ich dich zum Mittagessen ein, okay?“
    „ Klingt prima.“ Lachend nahm Dean neben ihm Platz. „Was gibt es denn Schönes?“
    Der junge Satyr zog einen halben Laib Brot aus dem Beutel. „Nur ein wenig Käse, ein wenig Wurst und ein wenig Schinken. Das Beste vom Be s ten aus der Vorratskammer des Gutshauses.“ Filou schnitt mit einem Me s ser, das er ebenfalls aus dem Beutel geholt hatte, eine Scheibe Brot ab, und reichte sie ihm.
    „ Und das darfst du alles einfach so haben?“
    „ Na ja. Das Essen gehört den werten Herrschaften und ich gehöre den werten Herrschaften, also gehören wir wohl auch irgendwie zusammen, oder?“, verkündete Filou mit einem Augenzwinkern. „Sagen wir es so: Dies ist meine Art und Weise mich für die Nettigkeiten der werten Herren zu revanchieren. Die Wurst hier zum Beispiel ist die Lieblingsspeise von RelTa, die aber leider durch irgendwelches Ungeziefer aus der Vorratskammer verschwunden ist. Ja, diese Ratten sind eine echte Plage. Da kann man nichts machen, mä hä hä. Also lang zu. Es wäre eine Schande, dieses her r liche Essen verkommen zu lassen.“
    Filou reichte Dean eine dicke Scheibe Wurst, die er mit einem amüsie r ten Lächeln über dessen interessante Rechtsauslegungen entgegennahm. „Dann hab ich dir also gerade die Haut gerettet?“
    „ Dem ist wohl so“, erwiderte Filou grinsend und zwinkerte ihm ve r schwörerisch zu.
     
    Der Klang
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