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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad
Autoren: John Freely
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Denkmal, das sie dem Geist und der Wahrheit widmeten, die im Zentrum seiner Philosophie standen. Der Jahrestag seines Todes wurde noch lange danach in Lampsakos feierlich begangen, und gemäß seinem letzten Wunsch wurde den Schülern der Stadt für diesen Anlass frei gegeben.
    Anaxagoras war der letzte der ionischen Gelehrten, denn schon zu seinen Lebzeiten hatte Athen Ionien als Treffpunkt der Naturphilosophen abgelöst. In einem Gedicht führte Xenophanes den Untergang Ioniens auf den korrumpierenden Reichtum seiner Bürger zurück:

    Weichlichen Prunk, nutzlosen, erlernen sie von den Lydern und, solange sie noch frei waren von der verhassten Zwingherrschaft, schritten sie zur Versammlung in ganz purpurnen Gewändern nicht weniger denn tausend zumal, vornehm tuend, prahlend mit ihren wohlgezierten Locken, triefend von Duft durch künstlich bereitete Salben.

    Dies war die Welt Ioniens, wo die ersten Naturforscher anfingen, über das Wesen des Kosmos und die Grenzen des Wissens nachzudenken.
    Ihre unmittelbaren Nachfolger brachten die Philosophie nachGroßgriechenland und Athen. Es waren die ersten Etappen einer Reise, die wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien zwischen Orient und Abendland hin und her transportieren sollte − Zugvögel, die ihren Flug fortsetzten, auch lange nachdem Milet und andere ionische Städte nur noch aus Ruinen bestanden.

DAS KLASSISCHE ATHEN:
DIE SCHULE VON HELLAS
    D ie Ruinen des antiken Athen befinden sich heute im Herzen der modernen Stadt, gekrönt vom Parthenon, dem prachtvollen Tempel der Athene, den Perikles in der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. erbauen ließ. Bei Thukydides heißt es in einem Zitat aus dem
Paian
des Perikles auf die Größe Athens: »Und mit sichtbaren Zeichen üben wir wahrlich keine unbezeugte Macht, den Heutigen und den Künftigen zur Bewunderung, und brauchen keinen Homeros mehr als Sänger unsres Lobes noch wer sonst mit schönen Worten für den Augenblick entzückt …«
    Im Viertel Theseion steht noch immer ein Stück der 478 v. Chr. von Themistokles erbauten antiken Stadtmauern Athens. Es befindet sich innerhalb des archäologischen Parks der Gräberstadt Kerameikos, direkt vor den beiden Haupttoren in den Mauern des Themistokles, dem Dipylon-Tor und dem Heiligen Tor. Letzteres wurde nach der Heiligen Straße benannt, der Prozessionsstraße, die aus Athen hinaus zum großen Heiligtum von Eleusis führt, während am Dipylon-Tor die als Dromos bekannte Straße ihren Ausgang nimmt.
    Bedeutende Persönlichkeiten der athenischen Geschichte wurden ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. entlang dieser beiden Straßen bestattet, die zum Demosion Sema, dem Staatsfriedhof Athens, gehörten. Perikles hielt dort 431 v. Chr. seine berühmte Leichenrede zu Ehren der im ersten Jahr des Peloponnesischen Krieges gefallenenAthener. Er erinnerte seine Mitbürger daran, dass sie eine freie und demokratische Gesellschaft verteidigten: »Unsere Stadt verwehren wir keinem«, sagte er, und »wir lieben den Geist«, deshalb war ihre Stadt zur »Schule von Hellas« geworden.
    Der Verlauf des antiken Dromos entspricht der heutigen Straße Odos Platonos, die vom Friedhof Kerameikos zum Stadtviertel Akadimia Platonos führt, ungefähr eine attische Meile (etwa 1200 Schritt) vor den Mauern des antiken Athen. Es ist ein ruhiges Wohnviertel, das nach der berühmten Akademie Platons benannt ist. Teile davon sind schon ausgegraben, allerdings ist nur wenig von den Gebäuden geblieben, die über 900 Jahre lang die berühmte Schule von Hellas beherbergten.
    Die Akademie war nach dem antiken Hain des Akademos benannt, einem erdgeborenen Heros der attischen Mythologie. Er soll an dieser Stelle zwölf Olivenbäume gepflanzt haben, Ableger des heiligen Ölbaums der Athene auf der Akropolis, ihrem Geschenk an das attische Volk. Der
Temenos
, der heilige Hain um den Tempel, war nach den Ausgrabungen zu urteilen riesig, mit einer Peripherie von etwa 800 Metern Länge. Plutarch zufolge hatte Kimon die Anlage eingezäunt und erschlossen: »… er schuf die Akademie, bis dahin einen wasserlosen, dürren Platz, zu einem reichlich bewässerten Lufthain um, der von ihm mit freien Bahnen und schattigen Spaziergängen versehen wurde«. Schon zu Zeiten des Aristophanes gab es dort ein Gymnasion, denn in seiner Komödie
Die Wolken,
die 423 v. Chr. aufgeführt wurde, verweist eine der Figuren auf die in den Hainen der Akademie stattfindenden Wettläufe:

    Blühend und strotzend in Jugendkraft auf dem
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