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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter
Autoren: Schimun Wrotschek
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für die Technoloschka eine Nummer zu groß.
    Iwan mühte sich am Knoten der Plastiktüte ab. Mit den Handschuhen fiel ihm das gar nicht so leicht, aber schließlich brachte er ihn doch auf. Der Rest war einfach.
    Erst mal die Lampe befüllen. Iwan schüttete Karbid in den Lampenbehälter und regulierte die Wasserzufuhr. Sofort setzte ein leises, aber energisches Zischen ein. Die Reaktion lief.
    Er betätigte das Feuerzeug. Die Flamme züngelte. Plötzlich entflammte das Acetylen so heftig und grell, dass Iwan unwillkürlich zurückschreckte. Mist.
    Hastig blickte Iwan zu den Fangarmen der Bestie hinüber. Das warme, helle Licht ließ sie kurzzeitig erstarren, doch dann schlängelten sie wieder umher wie zuvor.
    Mit der Lampe in der Linken und der Karbidtüte in der Rechten lief Iwan zum Bahnsteigrand und duckte sich. Die halb durchsichtigen Tentakel ragten etwa einen Meter oberhalb seines Kopfes um die Ecke.
    Schepper, schepper. Iwan wandte sich um. Der eine Fangarm hatte sich den Helm mit der LED geschnappt und zerrte ihn über den Granitboden.
    Wehe, du machst die Lampe kaputt, du Biest.
    Iwan legte sich auf den Bahnsteigrand, streckte die Lampe vor und spähte um die Ecke.
    Schon wieder eine Halluzination, dachte er im ersten Moment. So etwas Ähnliches hatte Iwan beim letzten Streifzug mit Kossolapy an der Oberfläche gesehen, als sie extra ans Meer gegangen waren, um sich dort mal genauer umzuschauen.
    Am Ufer hatte der Kadaver einer durchsichtigen Kreatur gelegen.
    Damals waren sie nur ein kleines Stück an der Uferstraße entlanggegangen. Ins Wasser traute sich normalerweise niemand. Außer Kossolapy natürlich, aber der war schon immer ein bisschen durchgeknallt.
    Und ein Glückspilz. Unversehrt stieg der Digger aus den schwarzen Wellen, die an die Uferbefestigung aus Granit rollten. Hinter ihm durchpflügten wenig vertrauenerweckende Rückenflossen das Wasser des Hafenbeckens. Und weiter entfernt, drüben am Damm, spritzte ein gewaltiges Ungetüm leuchtende Wasserfontänen empor. Entweder wurde da jemand gefressen oder begattet.
    Iwan erinnerte sich noch gut an Kossolapys strahlend weißes Lächeln, das wie ein Halbmond aus der Finsternis herausleuchtete. Was für ein Duselbruder.
    Auf dem Rückweg stellte sich dann allerdings heraus, dass er sein Glück aufgebraucht hatte.
    Iwan betrachtete den langgestreckten Körper des Kraken. Er maß etwa zweieinhalb Meter und war stromlinienförmig wie ein U-Boot. Durch die transparente Haut konnte man die Innereien sehen. Grünliche Kiemen, ein blassrosa Nervenknoten (das Gehirn?), ein gelbliches Knäuel aus Gedärmen. Die reinste Eingeweideschau. Der Anblick ekelte Iwan an. Ein Klarsichtbeutel mit Innereien. Aus dem Plastikmonster ragten Dutzende dünner Tentakel, die ständig in Bewegung waren. Als hätte jemand einen riesigen Teller Nudeln mit Brühe aufgegossen und dann ausgeschüttet.
    Onkel Jewpat hatte erzählt, dass im Ozean in großer Tiefe, wo kein Licht mehr hinkommt, durchsichtige Fische leben.
    Aber was, zum Henker, hatte dieses Tiefseeungeheuer hier in der Metro verloren? Warum wir Menschen hier sind, war ja klar, aber wieso diese Bestien? Sind wir hier die Arche Noah oder wie?
    Die großen, rosafarbenen Augen zu beiden Seiten des Krakenkopfs blickten ungerührt. Sogar mit einer gewissen Ironie, wie Iwan schien.
    Doch das Licht der Karbidlampe brachte die Bestie in Rage. Sie begann zu zappeln und ihre Fangarme wanden sich nach allen Seiten, offenbar auf der Suche nach dem Störenfried.
    Der Rumpf des Monsters ragte zur Hälfte aus dem trüben Wasser heraus. Jetzt bist du fällig, dachte Iwan. Er holte aus und warf den Beutel mit dem Karbid in Richtung der Kreatur. Im Flug öffnete er sich und das Karbid regnete ins Wasser. Pschsch! Die Brühe im Tunnel begann sofort zu zischen und zu blubbern wie ein gewaltiger Topf Suppe. Dampf stieg auf und verhüllte die Umrisse der Bestie.
    Iwan zog sich zurück. Wenn genug Acetylen entstand, genügte ein Funke, und die ganze Chose würde in Flammen aufgehen.
    Oder sogar explodieren.
    Aber ob das Karbid dafür reichte? Scheiß drauf – er würde schon sehen.
    Plötzlich züngelte ein Fangarm aus dem Dampf. Iwan warf sich zur Seite, um ihm auszuweichen. Im Tunnel zischte und blubberte es noch immer.
    Jetzt? Nein, lieber noch einen Augenblick warten.
    Mit der Karbidlampe in der Hand rappelte sich Iwan auf und lief zu seinem Helm. Dabei sprang er über den nächsten Fangarm – langsam wurde es brenzlig. Er packte den
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