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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter
Autoren: Schimun Wrotschek
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Greis verwandelt hatte. Drei Schritte vor der Tür? Oder zwei?
    Iwan ging weiter und blieb unmittelbar vor der Tür stehen. Der rote Lack war von einer Staubschicht bedeckt. Die Aufschrift »Unbefugten Zutritt verb.« konnte man kaum lesen. Iwan spürte, wie es in seinem Hinterkopf kribbelte. Das »Maschinengewehr« beobachtete den Digger von oben. Iwan wartete. Nichts geschah.
    Iwan sah sich die Tür genauer an. Sein Herz schlug so heftig, dass man es gewiss noch an der Oberfläche hörte. Egal. Moment mal …
    Bei genauerem Hinsehen fiel ihm eine kleine Metallscheibe auf, die sich farblich kaum von der Tür abhob. Iwan zögerte kurz, dann hielt er die Plastikkarte an die Scheibe.
    Bumm, bumm, bumm. Das Herz.
    In dem endlos währenden Moment, bevor im Hintergrund ein Signal ertönte und an der Tür eine grüne Diode aufleuchtete, liefen vor Iwans innerem Auge noch einmal sämtliche Ereignisse ab: der Krieg, der Raub des Generators, der Sturmangriff auf die Majak , der Verrat, der Mord, die langwierige Rückkehr, das AKW, die Angriffe der Bestien.
    Gesichter tauchten auf. Der Oberführer mit seiner verbeulten Visage und seinen abartig blauen Augen. Mischa, aus dem doch noch ein Digger geworden war. Mandela, der oben keine Gasmaske mehr wollte. Sterndeuter. Schakilow. Der Graue. Lali. Mario. Alle …
    Tanja, dachte Iwan. Jetzt ist alles vorbei. Jetzt werde ich gegrillt.
    Und dann ging plötzlich das grüne Lämpchen an.
    Piep. Der Signalton. Klack. Langsam öffnete sich die Tür.
    Iwan drückte dem Toten die Augen zu und richtete sich auf. Sein Blick schweifte über die Festgemeinde. Totenstille. Tanja war aufgesprungen, ihr Gesicht kreidebleich.
    Der General sah ihn konsterniert an. »Du bist wirklich ein erstaunlicher Mensch. Warum bist du nicht auf meiner Seite, Iwan?« Er schüttelte den Kopf. »Aber jetzt ist es schon zu spät. Leider.« Er wandte sich an seine Leute. »Nehmt ihn fest.«
    Die grau gekleideten Bodyguards richteten ihre Gewehre auf Iwan und kamen von zwei Seiten auf ihn zu. Sieht schlecht aus, dachte der Digger und ließ die Flinte sinken. Zum Nachladen blieb ihm keine Zeit.
    »Du wusstest doch, dass es Selbstmord ist, hier aufzukreuzen«, sagte der General. »Oder nicht?«
    »Natürlich wusste ich das«, antwortete Iwan.
    »Warum bist du dann gekommen?«
    Manchmal bedeutet Freiheit nichts weiter als das Recht, sich eine Kugel in den Kopf zu schießen.
    »Ich bin es leid, wegzulaufen. Das Böse muss bestraft werden, General. Das ist meine Meinung.«
    Iwan stellte sich kerzengerade hin. Die Admiralzen waren nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Den mit der dicken Warze im Gesicht kannte er schon von der Wosstanija . Iwan grinste. Was für ein nettes Wiedersehen.
    »Wirf die Waffe weg, du Idiot«, befahl der Warzige barsch.
    Er hielt eine Kalaschnikow in den Händen.
    »Muss das denn sein?«, fragte Iwan.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Pascha in seinem Rollstuhl in Bewegung setzte. Summ, summ, summ.
    »Wegwerfen, hab ich gesagt!«
    Iwan zuckte mit den Achseln. Wenn’s denn sein muss. Er öffnete die rechte Hand. Der Schaft schwenkte herab und schlug gegen den Granitboden. Er öffnete die linke Hand. Klonk. Jetzt lag die Flinte auf dem Boden. Schade. Das gute Stück.
    Die Admiralzen traten dicht an ihn heran.
    »Meine Lieblingsbonbons«, sagte Iwan und hob den Kopf. »Hast du gehört, du Missgeburt? Bato-on…«
    »Nein!«, schrie der General. »Nicht …«
    Selenzew bückte sich und trat in den Schacht. Seine Schultern schleiften an der bröckeligen Betonwand. Im Lichtschein der Lampe lag ein langer Gang, der … tja, wohin er wohl führte? Selenzew wusste es nicht, und das wurmte ihn. Bislang kannte er nur die Route seines Kontrollgangs und ein paar Abzweigungen.
    Erst vor Kurzem war er aus dem Wartungsbetrieb des Objekts 30 in den Wachdienst der GUSP versetzt worden. Zu den Untergrundeinheiten. Das bedeutete eine gehörige Umstellung für ihn. Obwohl er bei den Vorbereitungstests eine hohe psychische Belastbarkeit und gute Selbstkontrolle bewiesen hatte, machte ihm dieses Labyrinth aus Beton arg zu schaffen. In der Kälte, die von den Wänden abstrahlte, und in dem elektrischen, filtrierten, geschmacklosen Licht bekam Selenzew keine Luft. Und überhaupt, die Luft hier unten hatte ihren Namen nicht verdient. Ein sauerstoffhaltiges Gemisch war das, aber keine richtige Luft.
    Selenzew setzte seinen Kontrollgang fort. Als er an einer Wand den Spruch »Enigma ist ein guter Mensch TM«
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