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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder
Autoren: Martin Schuster
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nutzt.
    3. Beide müssen vorsorgen und Nahrung und Getränke mitführen.

    Und als Unterschiede sind zu nennen:
    1. Der Spitzensportler braucht jahrelanges Training und vertiefte Kenntnisse über das Bergsteigen und die spezielle Topografie der begangenen Region.
    2. Er muss physisch extrem leistungsfähig sein.
    3. Er muss extrem willensstark sein, um Strapazen und Widerstände zu überwinden.
    4. Der Hobbysportler wird mehr vom Spaß an der Sache motiviert, der Spitzensportler von der Aussicht auf Ruhm und Anerkennung.

    Diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten kann man leicht auf die täglich verfügbare Kreativität übertragen. Dabei steht mehr der Spaß an der Sache im Vordergrund; Ruhm und Anerkennung ergeben sich nur im Ausnahmefall. Man muss sich auch nicht ausschließlich auf sein Ziel konzentrieren, nicht die ganze Zeit Wissen sammeln oder an das Projekt denken. Alltagskreativität ist weniger »zeitraubend« als die Projekte der genialen Kreativität. Dennoch sind es manchmal die gleichen Denk-Werkzeuge und Strategien, die die täglich verfügbare Kreativkraft und die geniale Kreativität beflügeln (vgl. Kap. 9).
    In der »Leistungs-Kreativität« gehen Forscher und Erfinder oft erhebliche und sogar lebensgefährliche Risiken ein. Schon manche Hochleistungsbergsteiger sind bei ihren Unternehmungen ums Leben gekommen, genauso wie die Entdecker ferner Erdgebiete (etwa der Pole). Mediziner wagten lebensgefährliche Selbstversuche. In der täglichen Kreativität wie im Hobby-Bergsteigen kann es auch zu Unfällen kommen, aber sie sind beim Hobby-Bergsteigen eben nicht die Regel.
    Das Scheitern eines Projekts der Spitzenkreativität kann sehr unangenehme Folgen haben. Die Kreativen haben sich in der Hoffnung auf künftige Einnahmen verschuldet. Nun bleiben die Einnahmen aus. Das Mindeste ist noch, dass sie für ihr Scheitern mit dem Spott der (neidischen) Mitmenschen rechnen müssen. Der sehr erfolgreiche Erfinder Thomas Alva Edison (1847 – 1931) z.B. hatte sich zum Ende seines Lebens verbittert zurückgezogen, weil eines seiner Lieblingsprojekte, die magnetische Loslösung des Erzes aus dem geförderten Gestein, nicht gelungen war. Der Hobby-Bergsteiger und der im Alltagsbereich Kreative haben solche unangenehmen Folgen nicht zu erwarten. Wenn es eben nicht gelingt, einen Gipfel zu erreichen, bricht man die Bergtour ab. Es war dann wahrscheinlich immer noch eine schöne Wanderung. Wenn sich eine Alltagserfindung als nicht tauglich erweist, lässt man sie eben einfach fallen.
    Noch ein weiteres Risiko gibt es für den Hobby-Bergsteiger und den Alltagskreativen nicht: dass man ihm die Leistung oder Erfindung abstreitet oder sie nicht anerkennt. Bei großen Erfindungen sind mit den Patenten erhebliche Einnahmen verbunden, und so kommt es gar nicht selten zu Gerichtsverfahren über die Priorität bei einer Erfindung. Nikola Tesla (1856 – 1943) z.B. war der erste Erfinder der Radioübertragung durch in Resonanz gebrachte Schwingkreise. Guglielmo Marconi (1874 – 1937) machte ihm dies streitig (verlor aber schließlich die angestrengten Prozesse). Als Nikola Tesla den technisch überlegenen Wechselstrom erfand und diesen mit der Unterstützung der Firma Westinghouse einführen wollte, war sich Thomas Alva Edison, der eine Firma zur Verteilung von Gleichstrom besaß, nicht zu schade, durchs Land zu reisen und vorzuführen, dass Tiere durch Wechselstrom getötet werden können, um die Gefährlichkeit dieses neuen Stroms zu demonstrieren.
    Dem Hobby-Bergsteiger dagegen wird man seine Leistung kaum streitig machen, denn viele haben schon die gleiche Bergwanderung unternommen. Dem Alltagskreativen, das ist ein kleiner Unterschied zum Hobby-Bergsteigen, kann es allerdings leicht passieren, dass andere glauben, es sei ihr Einfall gewesen, und folglich dem eigentlichen Urheber eines kreativen Einfalls das Maß an Anerkennung, das er eigentlich verdient hätte, nicht zukommen lassen.

    Haben Sie dies auch einmal beobachtet? In einem Gespräch machen Sie einem Bekannten gegenüber einen kleinen Witz. Ihnen gelingt eine ungewöhnliche Formulierung oder Sie äußern einen witzigen Einfall. Zunächst bekommen Sie darauf keine Reaktion. Dann hören Sie später, wie eine dritte Person die gleiche Redewendung verwendet oder denselben Einfall äußert. Hat dieser Zuhörer Ihres ersten Gesprächs Ihren Gedanken einfach geklaut, um nun die Anerkennung dafür einzuheimsen? So muss es aber gar nicht gewesen sein. Möglicherweise hat
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