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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt
Autoren: Patricia Schroeder
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Abstand von nur dreizehn Minuten zur Welt gekommen. Ihr hattet beide kaum Haare auf dem Kopf und wie fast alle Neugeborenen blaue Augen. Ihr müsst euch sehr ähnlich gesehen haben. Ja, und da unsere Familie und die Firmen damals schon recht bekannt waren, kam diese verrückte Frau auf die Idee, Schicksal zu spielen. Sie fand es wohl ungerecht, dass manche Menschen sozusagen von Geburt an wohlhabend sind, und wollte einem Kind aus weniger begüterten Verhältnissen eine Chance auf ein besseres Leben verschaffen.«
    Â»Hab ich doch gesagt«, brummte Mariel. »Total bescheuert.«
    Mama nickte und seufzte. Sie sah zuerst mich an und dann Celia. »Jedenfalls hat sie dann doch irgendwann das schlechte Gewissen geplagt, aber sie konnte sich erst Jahre später dazu durchringen, deinen Eltern diesen Brief zu schreiben. Dabei wäre es nach so langer Zeit vielleicht sogar besser gewesen, wenn …« Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick.
    Bernhard von Helsing rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Schließlich räusperte er sich und sagte:
    Â»Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hat uns diese Geschichte sehr aufgewühlt. Wir wollten herausfinden, in welcher Familie Celia eigentlich aufgewachsen wäre … Und natürlich wollten wir Philippa kennenlernen.«
    Sein Blick ruhte auf mir, und endlich wusste ich, von wem ich meine ungewöhnliche Augenfarbe geerbt hatte – glücklich machte mich das allerdings nicht. Hastig sah ich zu Frau von Helsing, in deren Gesicht ich beruhigenderweise bisher keine Ähnlichkeit zu mir entdeckt hatte.
    Noch immer konnte ich kaum fassen, dass das wirklich meine Geschichte sein sollte. Meine und Celias. Sie und ich zitterten am ganzen Körper, und es war ein gutes Gefühl, dass Mariel auf der anderen Seite von mir saß und ich ihre warme Hand in meiner spürte.
    Â»Ich habe herausgefunden, wo du lebst und dass dein Vater als Taxifahrer arbeitet«, fuhr Frau von Helsing unterdessen an mich gerichtet fort. »Ich habe die beiden Fahrten, von denen er dir erzählt hat, organisiert und ihm das Jobangebot gemacht, weil ich dachte, dass es gut wäre, wenn wir alle möglichst nah beieinander wohnen.« Sie machte eine kleine Pause, lächelte mich kurz an und wandte sich dann Celia zu. »Und es war gut … zumindest, was mich betrifft. Denn als ich erkannte, wie ungezwungen Philippa, Krister und Josefine aufwachsen und wie viel Zutrauen ihre Eltern in sie haben, wurde mir klar, dass ich immer zu streng mit dir gewesen bin. Der Gedanke, dass du unter anderen Umständen ganz andere Möglichkeiten gehabt hättest, hat mich innerlich fast zerrissen.«
    Celia umklammerte meine Hand jetzt so fest, dass ihre Fingernägel sich in meine Haut bohrten. Ich zuckte zusammen und sie lockerte erschrocken ihren Griff.
    Â»Aber Sie haben doch Frau Ndiaye aufgenommen und sich darum bemüht, dass Celia Kontakt zu … ähm, normalen Kindern bekommt«, sagte ich zu Frau von Helsing.
    Celias Mutter nickte. »Allerdings habe ich auch hier einen Fehler gemacht, nämlich den, Frau Ndiaye zu überreden, Ayo und Nneka ebenfalls auf die Privatschule zu schicken. Viel besser wäre es nämlich gewesen, alle drei zusammen auf einem ganz normalen staatlichen Gymnasium anzumelden. Celia hat sich in ihrer Schule doch ohnehin nicht wohlgefühlt.« Sie schüttelte resigniert den Kopf. »Aber auch das habe ich leider viel zu spät gemerkt.«
    Ich schaute zu Celia und sah, dass sie ihren Kopf gesenkt hatte. Tränen tropften auf ihre Jeans und bildeten dort große dunkle Punkte.
    Â»Es tut mir so leid«, sagte Frau von Helsing leise. »Ich habe mir gewünscht, dass es ein Geheimnis bleibt, weil ich unsere Familien nicht auseinanderreißen wollte. Dein Vater war anderer Ansicht, aber das weißt du … wisst ihr … inzwischen ja alles.«
    Â»Als wir vorhin feststellten, dass ihr verschwunden seid, haben wir Nneka und Ayo in die Mangel genommen«, setzte Celias Vater hinzu. »Es hat eine Weile gedauert, bis sie mit der Sprache herausrückten. Tja, und nachdem wir dann wussten, dass ihr hier in der Wohnung in Sicherheit seid, ging es erst einmal darum, zusammen mit Philippas Eltern nach einer Lösung zu suchen.«
    Oh Gott, jetzt wurde es ernst! Vor lauter Angst vergaß ich das Atmen. Angespannt starrte ich auf meine Knie und wartete darauf, was nun kam.
    Â»Ihr
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