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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle
Autoren: Vampira VA
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nichts, gar nichts. Sie stand einfach nur da, während gefräßi-ge Leere alles verschlang, was an Emotionen in ihr war, und nur eisiges, lähmendes Entsetzen zurückließ - und eine einzelne absurde Frage:
    Warum hatten ihre Mutter oder ihr Vater lediglich geächzt, anstatt zu schreien?
    Denn ihre Schmerzen mußten unvorstellbar gewesen sein!
    Vielleicht aber waren sie schon tot gewesen, als man ihnen das angetan hatte.
    April wünschte sich, diese Nacht wäre mondlos und finster gewesen. Denn das silberne Licht überzog auch hier alles mit kaltem Glanz und entriß der Nacht jedes noch so winzige Detail. Selbst das Blut glitzerte auf unnatürliche Weise .
    Obwohl der Anblick der Toten grauenhaft und widerwärtig war, konnte sich April eines weiteren Eindrucks nicht erwehren. Er erschien ihr bizarr und frevelhaft, und sie schämte sich seiner, aber er ließ sich nicht leugnen:
    Wer immer ihre Eltern ermordet hatte, er schien es trotz des vielen Blutes, das geflossen war, nicht blindwütig getan zu haben. Es steckte eine morbide Methodik darin, die April zwar nicht erkennen, doch aber auf unnennbare Weise erfassen konnte. Es kam ihr vor, als wäre das mörderische Szenario in diesem Raum sorgfältig arrangiert worden. Als wäre es dem Killer nicht allein um das Töten gegangen, sondern - und vielleicht sogar in erster Linie - um etwas weit darüber Hinausgehendes, das ein normaler Verstand nicht erfassen konnte.
    Und selbst das Töten schien nicht allein um des Tötens willen geschehen zu sein. Denn April erkannte, mit einer Nüchternheit, die sie geradezu erschreckte, daß sich der Mörder an den Leichen vergangen hatte; nicht sexuell, sondern in anderer, noch abartigerer Weise.
    Was da auf der zerrissenen Brust ihres Vaters lag, konnte nur sein Herz gewesen sein; jetzt indes sah es aus wie eine schmierige Frucht - eine angebissene Frucht ...
    Eine heiße, ätzende Woge schoß in Aprils Kehle empor. Mit beiden Händen und hastigem Schlucken hinderte sie sich selbst am Erbrechen und erstickte die würgenden Laute.
    April versuchte tief und ruhig zu atmen, was ihr freilich kaum gelang, zumal der Blutgeruch ihre Übelkeit mit jedem Atemzug neu aufwallen ließ. Zögernd, als fürchtete sie die Toten, trat sie dann endlich näher an das Bett heran. Mit abgewandtem Blick tastete sie nach dem Telefon auf dem Nachtschränkchen ihres Vaters. Die Nummer des Notrufs zu wählen, ersparte sie sich jedoch.
    Zum einen, weil kein Freizeichen aus dem Hörer drang. Der Stecker des Apparats war samt der Dose aus der Wand gerissen worden. Zum anderen, weil in diesem Augenblick ein markerschütternder Schrei durchs Haus hallte!
    April erkannte die Stimme und wußte, was der Schrei zu bedeuten hatte.
    »OGott ... May ...!«
    *
    Thorne Woodrue beglückwünschte sich im stillen einmal mehr zu einer vortrefflichen Wahl. Als er sich diese Farm ausgesucht hatte für seine neuerliche Exkursion, hatte er nicht damit rechnen können, hier mehr als zwei Opfer vorzufinden. Während er jedoch das Haus einem Kaufinteressenten gleich inspiziert hatte - wie es seine Art war, bevor er tat, weswegen er eigentlich gekommen war -, waren ihm die zahlreichen gerahmten Fotos an den Wänden aufgefallen. Sie hatten nicht nur Aufschluß über die Größe der hier lebenden Familie gegeben, sondern ihm auch ermöglicht, ihre Vergangenheit zu rekonstruieren.
    Der Hausherr hatte in Diensten der Army gestanden, war in Übersee stationiert gewesen, in Deutschland, wie aus einigen der Bildern zu ersehen war. Woodrue vermutete, daß Captain Dorn diese Farm von seiner Abfindung erstanden hatte, nachdem er seinen Job bei Uncle Sam an den Nagel gehängt hatte. Wahrscheinlich betrieb er den Getreideanbau eher als Hobby denn zum Broterwerb. Sein vordergründiger Beweggrund, sich als Farmer in Kansas niederzulassen, war wohl der Wunsch nach einem beschaulichen Leben mit seiner Familie inmitten des Schoßes von Mutter Natur gewesen.
    Woodrue wünschte ehrlichen Herzens, daß die Dorns dieses Leben eine Weile hatten genießen können. Denn heute Nacht würde die Idylle enden .
    Natürlich schlich Thorne Woodrue nicht durch die Häuser seiner Opfer, um sich ein Bild über deren Leben und Gewohnheiten zu machen. Nicht in erster Linie zumindest. Es war vor allem eine Art Spiel, das er mit sich selbst trieb. Er versuchte sich selbst - oder vielmehr den anderen, den dunklen Teil seines Ichs - so lange wie möglich zu bezwingen. Es ging ihm darum, diesem anderen Teil zu beweisen, wer
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