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Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne

Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne

Titel: Perry Rhodan Neo 012 - Tod unter fremder Sonne
Autoren: Marc A. Herren
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fort.
    Der Arzt sah auf. »Es ist ein Herzkammerflimmern, Reg«, sagte er ernst. Zu ernst.
    »Was bedeutet das?«, fragte Sue.
    Auf ihrem kalkweißen Gesicht schimmerte eine Schweißschicht. Unablässig fuhr sie sich mit ihrer Hand durch die Haare. Bull sah ihr an, dass sie gerne etwas getan hätte und fast verzweifelte, weil sie dazu keine Möglichkeit sah. Nicht viel anders ging es ihm.
    »In Sids Herzkammern laufen ungeordnete Erregungen ab«, antwortete Manoli, ohne sein Tun zu unterbrechen. »Der Herzmuskel kann nicht mehr geordnet kontrahieren.«
    »Das ist gefährlich, nicht wahr?«
    Manoli stellte die Massage ein, überstreckte Sids Kopf, öffnete seinen Mund einen Fingerbreit, presste ihm die Nase zu und blies hinein. Sids Brustkorb hob sich leicht. Manoli wiederholte das Prozedere, dann führte er die Herzmassage fort.
    Bull presste die Lippen aufeinander. Medizinische Soforthilfe hatte beim Astronautentraining nicht unbedingt zu seinen beliebtesten Ausbildungseinheiten gehört, aber ihre Wichtigkeit hatte er nie infrage gestellt.
    Herzkammerflimmern entstand, wenn das Erregungsleitungssystem der Herzmuskelzellen aus dem Takt kam. Normalerweise gingen die Erregungen in regelmäßiger Folge vom Sinusknoten aus, von dem aus sie an die Vorhöfe und über das Erregungsleitungssystem an alle Anteile der Herzkammer weitergegeben werden. Auf diese Weise wurden alle Teile des Herzmuskels in einem sinnvollen Ablauf erregt, sie kontrahierten sich, und die Erregung bildete sich wieder zurück, sodass die Herzmuskelzellen für die neue Erregung bereit waren.
    Der stromstoßartige Schock, den Sid bei seinem Sprung in den Schutzschirm erlitten hatte, hatte dazu geführt, dass die Erregungswellen unkontrolliert in verschiedene Richtungen liefen, sodass es zum namensgebenden »Flimmern« der Herzkammern kam.
    Gegen Herzkammerflimmern blieb eine manuelle Herzmassage wirkungslos. Es gab nur eine Möglichkeit, wieder einen regelmäßigen Rhythmus herzustellen: durch einen erneuten Stromstoß.
    »Wir müssen sofort defibrillieren!«, rief Bull.
    »Wie erklären wir den Fantan, dass wir ein Gerät benötigen, das starke Stromstöße erzeugt?«, fragte Manoli.
    »Wir ...« In diesem Augenblick fiel es ihm ein. Bull sah Manoli verblüfft an. Weshalb hatte er nicht schon früher daran gedacht? Er fuhr hoch. »Wir benötigen die Hilfe der verdammten Zylinder nicht. Ich weiß, wo ich einen Defibrillator finden kann. Wartet hier!«
    »In Ordnung, Reg«, antwortete Manoli. »Beeil dich. Jede Minute, die wir verlieren, ist eine Minute zu viel.«
    Bull rannte los.
    Nun ging es um Leben und Tod. Manoli würde die Herz-Lungen-Wiederbelebung so lange fortsetzen, bis er wiederkam. Ohne Defibrillation, die den Herzmuskel zwang, sich ganzheitlich zusammenzuziehen, würde Sid dennoch sterben.
    Auf so einfache Wahrheiten ließ sich das Leben manchmal reduzieren.
    Während er den Korridor entlanglief, versuchte er sich genau daran zu erinnern, wo er den Wagen gesehen hatte. Der Eindruck war mehr als flüchtig gewesen. Zu viele wahllos zusammengewürfelte Dinge hatten die Fantan von der Erde mitgebracht.
    Bull hatte es an ein Spiel erinnert, das sie als Kinder gespielt hatten und das das Gedächtnis hätte trainieren sollen. Ich packe in meinen Koffer, hatte es geheißen. Jemand packte einen imaginären Gegenstand in einen imaginären Koffer, der Nächste packte einen weiteren Gegenstand hinzu. Mit jedem Wechsel musste man sich an mehr Gegenstände erinnern. Und je länger das Spiel lief, desto abstruser wurden auch die Gegenstände, die in diesen Koffer gepackt wurden: Ich packe in meinen Koffer ein Hemd, eine Zahnbürste, einen Pod, einen Apfel, eine Thermoskanne ...
    Und nun hieß es: Ich packe in mein Raumschiff einen Briefkasten, einen Altglascontainer, ein Fahrrad, einen Sonnenkollektor, ein Toilettenhäuschen, eine Ambulanz ...
    Eine Ambulanz!
    Bull hatte den weiß lackierten Kastenwagen mit den neonroten und -gelben Streifen nur kurz und undeutlich im Warenstrom gesehen. Aber er war ihm aufgefallen, und er hatte sich gefragt, ob der Krankenwagen während eines Einsatzes zu Besun geworden war und unten auf der Erde jemand deswegen in eine noch misslichere Lage gekommen war.
    Skelir auf seinem fliegenden Gefährt, das an ein Motorrad ohne Räder erinnerte, kam ihm auf halbem Weg entgegen.
    »Was tun Sie hier?«, rief er schon von Weitem.
    »Ein Notfall«, gab Bull zurück. Er hatte nicht vor, wertvolle Zeit zu verlieren, nur weil er sich
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