Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Rhodan - 2550 - Die Welt der 20.000 Welten

Perry Rhodan - 2550 - Die Welt der 20.000 Welten

Titel: Perry Rhodan - 2550 - Die Welt der 20.000 Welten
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Stimme. »Sonst sind wir in einigen Sekunden Menschenmus.«
     

5.
    Chucan Tica, kurz zuvor:
    Rechenkünste
     
    Er musste zusehen, wie das Gesicht Thalia Masoons blass wurde, wie ihre Wangen einfielen, wie sich ihre Blicke in einem Land verloren, das weit, weit weg lag. Er musste zusehen, wie sie der Medo-Roboter auf eine Antigrav-Liege hievte und mit aktiviertem Signalhorn davonraste, hin zur Medo-Abteilung. Und er musste zusehen, wie winzige Drohnen noch während des Abtransports ihren Brustbereich aufschnitten, das Fleisch spreizten und am offenen Herzen zu operieren begannen.
    Chucan ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Seine Finger zitterten. Er meinte, jeden Schnitt, jede Berührung des Mikro-Skalpells am eigenen Leib zu spüren.
    Er griff in die Tasche und zog ein Vitaminpflaster aus dem seit Jahren ungeöffneten Päckchen hervor. Stets hatte er sich geweigert, davon zu nehmen. Er war noch jung, jawohl, er benötigte derlei Zeugs nicht!
    So zumindest hatte er sich selbst bislang eingeschätzt.
    »Du bist zweihundertzwei Jahre alt, du eitler Geck«, murmelte er.
    Wo blieben bloß Barima Axapan und Kapeth-Shepar, die anderen Mitglieder ihrer kleinen Gruppe der »Alten«? Nutzten sie die Umstände, um ein Schläfchen einzulegen? Warum ließen sie ihn allein, mit all seiner Panik, seiner Verzweiflung?
    Er hätte bloß die Finger ausstrecken und sie mithilfe eines Suchprogramms, das er vor einigen Monaten heimlich installiert hatte, ausfindig machen können. Aber das wollte er nicht. Sie sollten ihn finden. Das gehörte zu ihren Pflichten. Immerhin war er der Älteste des Quartetts.
    Selbstsüchtiger Jammerlappen!, schalt sich Chucan Tica. Barima und Kapeth- Shepar werden gute Gründe dafür haben, dass sie noch nicht im Labor aufgetaucht sind. Jetzt heb gefälligst deinen breiten, faltigen Hintern - und mach was!
    Er fror nach wie vor. Der vermeintliche Psi-Effekt bedurfte näherer Betrachtungen. Doch nicht in diesem Augenblick. Die Sicherheit des Schiffs war vorrangig. Solange sie ihr Umfeld und die Gründe für ihre äußerst eingeschränkte Bewegungsfreiheit nicht kannten, bestand größte Gefahr.
    Die JULES VERNE sollte in einem Wahnsinnsmanöver zu Boden gebracht werden. Ohne etwas über das Medium zu wissen, durch das sie sich bewegten; auf der schrundigen Oberfläche des Handelssterns, der zum Vorschein gekommen war.
    Chucan vertiefte sich in vorhandenem Datenmaterial, das das Leistungsvermögen der VERNE darstellte. Es gab keinerlei Vergleichswerte, auf die er sich berufen konnte. Er betrat sozusagen Neuland. Ein derartiger Zusammenbruch höherdimensional gesteuerter Technik war in der Geschichte der bemannten Raumfahrt bereits durch Tote Zonen, KorraVir und den Hyperimpedanz-Schock vorgekommen. Aber das bedeutete nicht, dass er besser darauf vorbereitet gewesen wäre als die Wissenschaftler vergangener Zeiten.
    Achtlos wischte er die Stöße eng bedruckter Folien beiseite. Ein Robot-Assistent kam heran, fing sie ein und stapelte sie von Neuem. So, dass er zu einem späteren Zeitpunkt wieder darauf Zugriff haben würde.
    Weiter. Was war mit den Aufzeichnungen externer, isolierter Messgeräte? Solcher, die nicht mit NEMO interagierten? Sicherlich, es gab nicht allzu viele von ihnen, und sie fristeten meist ein trauriges Dasein in kaum besetzten Laboratorien oder Versuchsstationen. Aber es gab sie und sie lieferten womöglich andere Informationen als jene Anlagen, die mit den Rechenkernen der Schiffsintelligenz verbunden waren.
    Ein Ruf mit Prioritätsschaltung erreichte ihn. Schon wieder dieser Abraham! Was wollte der Kerl bloß von ihm?
    Chucan schaltete das Signal weg. Er würde sich später um die Anfrage seines jüngeren Kollegen kümmern; aber nicht in einem Moment, da er die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen suchte.
    In mühseliger Kleinarbeit holte er sich alle Informationen, die er benötigte und bekommen konnte. Er verglich sie mit jenen, die NEMO seit ihrem »Erwachen« geliefert hatte. Datenblock für Datenblock, Aspekt für Aspekt.
    Nichts.
    Weiter. Ein dritter Durchlauf war notwendig. Einer, der tief in die Struktur der Rechenvorgänge Einblick nahm und bestenfalls stichprobenartig vorgenommen werden konnte. Was war dieses Etwas, das jeglichen Tast- und Ortungsversuch auf höherdimensionaler Basis von vorneherein abblockte?
    Er fand Spuren. Unregelmäßigkeiten, die ganz offensichtlich mit der Desorientierung NEMOS zu tun hatten.
    Du darfst keinesfalls Ursache und Wirkung verwechseln!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher