Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
bleiben.“
    „Märchen?“ fauchte Godley und spielte den Beleidigten.
    „Ich würde die Geschichte vom Hypnotiseur gern noch einmal aus Ihrem Mund hören. Wie spät war es zum Beispiel, als Mr. Jefferson Sie hypnotisierte?“
    „Jefferson? Wie kommen Sie auf Jefferson? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie der Mann hieß!“
    „Er sprach Sie am Hafen an?“
    „Ja. Wir kamen ins Gespräch...“
    „Zu Protokoll gaben Sie, daß er Sie ansprach!“
    „Gut, er sprach mich an. Fragte, ob ich daran interessiert wäre, hundert Pfund zu verdienen.“
    „Ach, das fragte er?“
    „Ich antwortete, daß ich auf der Durchreise sei und kaum Zeit für Geschäfte hätte. Er sagte, daß die hundert Pfund innerhalb einer Stunde verdient seien. Ich brauchte nur ein paar Blumen ins Krankenhaus zu bringen. Ich wollte wissen, warum er das nicht selbst täte. Sein Freund würde sich nur aufregen, wenn er käme, weil er an dem Unfall schuld sei. Okay, sagte ich. Für hundert Pfund einen Blumenstrauß ins Hospital zu bringen, soviel Zeit hätte ich schon.“
    „Der exorbitante Preis für einen Blumentransport ließ Sie nicht stutzig werden?“
    Godley zuckte mit den Schultern.
    „Warum sollte ich einem Verrückten die Verrücktheit ausreden?“
    „Weiter!“
    „Er zog mich auf eine Bank, um dort eine Botschaft für den Freund zu schreiben. Von da an weiß ich gar nichts mehr. Ich kam erst wieder zu mir, als ich im Krankenzimmer auf dem Boden lag und von einem Mann mißhandelt wurde.“
    „Laut eigener Aussage verfügen Sie über keinen festen Wohnsitz. Warum nicht?“
    „Ich sagte bereits, daß ich mich auf Reisen befinde!“
    „Wo wohnten Sie früher?“
    „Mal hier, mal dort. Mal in England, mal außerhalb Englands. Ich bin kein Freund von festen Wohnsitzen, ich muß beweglich sein.“
    „Laut Ihrem Paß, der in London ausgestellt wurde, sind Sie auch dort wohnhaft.“
    „War ich einmal, Mr. Chefinspektor!“
    „Inzwischen haben wir festgestellt, daß der Paß, wenn auch meisterlich, gefälscht ist!“ warf Inspektor Bixley ein, und Dankwell ergänzte: „Die Fälscher sind uns schon seit längerer Zeit bekannt, sie sitzen im Augenblick eine längere Freiheitsstrafe ab.“
    „Warum sollte ich mir noch mit überflüssigen Antworten die Zunge wund scheuern? Ich habe mich genug unterhalten, Gentlemen. Ab jetzt werde ich schweigen!“ sagte Godley und verschränkte ostentativ die Arme vor der Brust, was wohl soviel bedeuten sollte wie: Ende des Gesprächs.
    „Was enthält der Taschentresor?“ fragte Dankwell ungerührt weiter.
    Schweigen.
    „Möchten Sie mit einem Anwalt telefonieren?“
    Keine Antwort.
    Dankwell erhob sich. „Na gut, es ist das Recht der Schuldigen und die Gewohnheit der Überängstlichen zu schweigen. Bis später, Mr. Godley.“
    Die beiden Beamten führten ihn hinaus...

    Zurück nach London.
    Fast auf die Minute genau zu der Zeit, als Godley in seine Zelle zurückgeführt wurde, bog in London ein Taxi, aus der Mulford Street kommend, in die Hanwell Street ein. Bevor der Fahrer den Wagen wieder beschleunigte, fragte er mit einem Auge im Rückspiegel: „Wir sind jetzt in der Hanwell Street, Sir, wo möchten Sie aussteigen?“ Der kleine weißhaarige Mann deutete mit dem Kinn nach vorn. „Ich steige dort vor dem Schirmgeschäft aus!“ krächzte er mit zittriger Stimme.
    Der Wagen stoppte. „Macht genau ein Pfund, Sir! Soll ich warten?“
    „Nein, das ist unnötig... Bitte!“
    Ächzend kletterte der alte Mann heraus und schritt, sich dabei schwer auf seinen Stock stützend, langsam davon.
    Vor dem Schaufenster einer Buchhandlung blieb er stehen und sah sich die Auslagen an. So jedenfalls mußte es einem zufälligen Betrachter Vorkommen. In Wirklichkeit jedoch interessierten ihn nicht die ausgestellten Bücher. Die Scheibe des Schaufensters war für ihn ein Spiegel, mit dessen Hilfe sich die andere Straßenseite beobachten ließ. Ziel seiner Aufmerksamkeit war der kleine Laden, der sich genau gegenüber der Buchhandlung befand. Ein Uhrengeschäft, in dem auch „An- und Verkauf von Gold- und Schmuckwaren aller Art“ betrieben wurde.
    Fünf Minuten vergingen. Zehn Minuten vergingen, ohne daß jemand das Geschäft betrat oder verließ.
    Der gebrechliche Alte überquerte die Straße.
    Das Öffnen der Tür wurde vom anheimelnden Klingeln einer Ladenglocke begleitet.
    Glasschränke, altehrwürdige Vitrinen, Firmenreklamen verschiedener Uhrenhersteller, auf dem Boden ein abgetretener Läufer aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher