Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein, daß er in seiner Panik Leri am Sterben gehindert hatte.
     
    407

     
    408
    Aber wenn Holth tot war, hatte sie das Recht, ebenfalls aus dem Leben zu gehen. Mitgefühl, Schmerz und Gewissensbisse sprengten ihm beinahe die Brust.
    »Wie ist das geschehen?« murmelte er. Welche schrecklichen Umstände mochten Orlith von Moreta und Leri von Holth getrennt haben?
    Sie waren zu müde. Sie hätten nicht so lange weitermachen dürfen. Sie gingen ins Dazwischen ... ins Nichts , entgegneten die Drachen.
    »Was habe ich nur getan?« Tränen strömten K'lon über die Wangen, als er die zerbrechliche alte Frau in den Armen wiegte. »Verzeih, Leri! Rogeth, so hilf mir doch! Was habe ich getan?«
    Das, was nötig war, entgegnete Rogeth voller Trauer. Orlith braucht sie. Sie muß bleiben.
    Nun war die Luft erfüllt vom Klagen der Weyr-Drachen. Der Lärm erschütterte die Brutstätte und hallte von den Felswänden wider. Während K'lon Leri sanft wiegte, sammelten sich die Drachen an den Eingängen zur Brutstätte. Sie senkten die großen Köpfe, und die Facetten ihrer Augen nahmen ein stumpfes Grau an. Sie teilten das Leid der Drachenkönigin, die ihrer Reiterin im Tod nicht folgen konnte, weil ein Gelege sie an die Brutstätte fesselte.
    Menschen drängten jetzt an den Drachen vorbei und verneig-ten sich tief vor Orlith. K'lon erkannte S'peren und F'neldril, dicht gefolgt von den KöniginReiterinnen und Jallora.
    Kamiana gab dem Weyrvolk mit einer gebie terischen Geste zu verstehen, daß alle draußen warten sollten. Jallora eilte auf den blauen Reiter zu. Die Heilerin murmelte Leri sanfte Worte ins Ohr und strich ihr über das Haar.
    »Sie wollte sterben«, stammelte K'lon, als Jallora ihm die zerbrechliche Last abnahm. »Sie hatte es fast geschafft ...«
    »Wir wissen es.« Kamianas Züge waren verzerrt. »Gieß
    etwas Wein ein, Kamiana!« befahl die Heilerin und wiegte 409
    Leri, wie es zuvor K'lon getan hatte. »Vermische ihn mit viel Fellissaft! Aus dem braunen Fläschchen dort! Gib auch K'lon einen Becher!«
    Aber als Jallora Leri den Becher reichte, preßte die alte Frau die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab. »Trink, Leri!«
    In Jalloras Stimme schwang tiefes Mitgefühl.
    »Du mußt, Leri!« fügte Kamiana leise hinzu. »Orlith hat jetzt nur noch dich.«
    Der Vorwurf in Leris Augen war mehr, als K'lon ertragen konnte. Er vergrub das Gesicht in den Händen und begann am ganzen Körper zu zittern. F'neldril stützte ihn.
    »Bitte, Leri, auch L'mal würde es von dir erwarten. Ich flehe dich an, trink den Wein! Er wird dir helfen.« S'perens Stimme klang heiser.
    »Tapfere Leri, großartige Leri!« murmelte Jallora bewun-dernd, und als K'lon aufschaute, sah er, daß die alte Weyrherrin den Becher entgegennahm.
    Lidora drückte ihm ein Glas in die Hand. Das Zeug schmeckte bitter vom Fellissaft, aber er kippte es hinunter. Es half nichts. Der Schmerz und die Reue ließen sich nicht vertreiben.
    Tränen strömten ihm über die Wangen, während das Getränk allmählich seine Sinne betäubte. Selbst F'neldrils hartes, wettergegerbtes Gesicht zeigte Tränenspuren.
    »Bringen wir sie hinauf in den Weyr!« wisperte Jallora S'peren und F'neldril zu.
    »Nein!« entgegnete Leri heftig. Orliths Kreischen unterstrich ihre Abwehr.
    Nein, erklärten auch die Drachenstimmen, und K'lon faßte S'peren am Arm.
    »Ich bleibe.« Leri deutete auf Orlith. »Ich bleibe bei ihr.«
    »Wird sie bleiben?« fragte Jallora die umstehenden Reiterinnen nach einem Blick auf die Drachenkönigin.
    »Orlith bleibt«, entgegnete Kamiana mit kaum hörbarer Stimme, während Leri langsam nickte. »Sie wird bleiben, bis 410
    die Eier hart genug sind.«
    »Dann werden wir beide gehen«, fügte Leri leise hinzu.
    K'lon wußte, daß diese Worte für immer in seinem Gedächtnis sein würden, unauslöschlich eingeprägt wie das ganze entsetzliche Geschehen. S'peren und F'neldril standen neben ihm, schmerzgebeugt, um Jahre gealtert. Haura und Lidora klammerten sich schluchzend aneinander, während Kamiana erstarrt schien. An den gewölbten Eingängen zur Brutstätte drängten sich Drachen, grau vor Kummer, und das verängstigte, trauernde Weyrvolk. In diesem Moment ging eine Bewegung durch die Menge, und drei Reiter betraten langsam den Sand der Brutstätte: Sh'gall, geleitet von S'ligar und K'dren.
    Sh'gall legte die letzten Schritte allein zurück. Sein Körper war gramgebeugt, er fiel auf die Knie und vergrub das Gesicht in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher