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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger
Autoren: Anne McCaffrey
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hatte.
    Als sie sieben Tage zuvor erstmals in diesem Hof gestanden hatte, war sie den Tränen nahe gewesen. Was hatte T'gellan gesagt? Daß sie sich rasch eingewöhnen würde. Und er hatte recht behalten, auch wenn ihr damals Zweifel gekommen waren. Er hatte auch gesagt, daß sie nichts von den Harfnern zu befürchten hatte. Nun, ihr war Neid begegnet – und sie hatte ihn zu einem gewissen Grad besiegt. Sie hatte Freunde gewo nnen, und die Leute in der Gildehalle, die ihre Zukunft mitbe-stimmten, respektierten sie. Es gab nicht nur eine, sondern gleich mehrere Aufgaben für sie bei den Harfnern: Man brauchte ihre Lieder, ihre Feuerechsen und – was sie zuallerletzt vermutet hätte – ihr Wissen über das Meer und seine Bewohner.
    Nur ein kleiner, nagender Zweifel blieb: Was geschah, wenn es Pona wirklich gelang, ihren Großvater gegen ein einfaches Harfnermädchen aufzuhetzen? Nicht alle Barone waren so 255
    tolerant wie Groghe. Nicht alle von ihnen besaßen Feuerechsen. Menolly vermochte ihre Angst nicht ganz zu unterdrücken
    – und ihr graute vor eine r Rückkehr in den tristen Alltag der Halbkreis-Bucht.
256

11.
    O, preist die starken Drachenschwingen,
    Die Mut und neue Hoffnung bringen!
     
    Domick hielt sie am nächsten Morgen zurück, als sie den Speisesaal verlassen wollte.
    »Erinnerst du dich noch an diese Meeres-Ballade, die du beim Fest gesungen hast? Glaubst du, es dauert lange, sie niederzu-schreiben? Ich kenne sie nämlich nicht.«
    Das klang beinahe gekränkt.
    »Und Meister Robinton legt Wert darauf, daß wir auf dem Festland die Lieder der Meere verbreiten und umgekehrt …«
    Meister Domicks Tonfall verriet Mißbilligung, doch als er Menollys Miene sah, fügte er hastig hinzu: »Oh, ich bin ja nicht grundsätzlich dagegen, mich stört nur, daß er die Noten sofort will. Heute werden nämlich die Gesellen auf Wanderschaft geschickt, und sie sollen die Balladen gleich mitnehmen.
    Das erspart spätere Reisen …«
    »Wenn Sie möchten, schreibe ich gleich mehrere Kopien«, bot sie ihm an.
    Domick schlug sich gegen die Stirn. »Natürlich, ich hatte völlig vergessen, daß du eine gute Handschrift besitzt. Das mußte sogar Arnor eingestehen.« Domick lachte. »Also schön, verschwenden wir keine Zeit mehr! Du bist so nett und fertigst einige Kopien der Meeres-Ballade an. Wenn dir noch Zeit bleibt, kannst du auc h dein Feuerechsen-Lied abschreiben. Ich weiß nicht genau, wie viele Abschriften Arnor geschafft hat –
    und du hast seine Laune ja gestern kennengelernt. Geh übrigens in Zukunft zu Dermently, dem Archiv-Gesellen, wenn du Schreibmaterial brauchst!«
    Damit ließ er sie stehen und schlenderte leise pfeifend auf die 257
    geschlossene Tür des Großen Saales zu.
    Meeresballaden auf dem Festland und Festlandslieder an der Küste, dachte Menolly, während sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufging. Was mochte wohl ihr Vater dazu sagen?
    Und angenommen, Harfner Elgion trug eines Tages ein Lied vor, das sie, Menolly, geschrieben hatte? Eine Schande für die Burg – pah!
    Sie spielte mit dem Gedanken, an Mavi, ihre Mutter, oder an ihre Schwester zu schreiben und ganz nebenbei zu erwähnen, daß sie nun der Schützling des Meisterharfners von Pern war.
    Daß alle sie verkannt hatten …
    Nein, sie würde weder ihren Eltern noch ihrer Schwester Nachricht geben. Aber vielleicht richtete sie ein paar Zeilen an ihren Bruder Alemi. Er hatte als einziger ihren Gesang geschätzt und ihr seine Anteilnahme gezeigt. Und er würde die Neuigkeit für sich behalten.
    Sie verdrängte diese Gedanken und machte sich an die Arbeit.
    Bis der Mittagsgong ertönte, hatte sie sechs Kopien der Meeres-Ballade zum Trocknen ausgelegt.
    Domick stand im Korridor, in ein ernstes Gespräch mit Jerint vertieft, der über irgend etwas verärgert schien. Der Meister kam erleichtert auf sie zugeschossen.
    »Sechs …«, sagte er strahlend, »und jede sauber ausgeführt.
    Ich danke dir, Menolly. Könntest du…? Nein, nachmittags mußt du mit Meister Shonagar arbeiten, ich weiß.«
    »Ich brauche vermutlich neues Papier, Meister Domick, aber ich kann sicher noch vor dem Abendessen ein oder zwei Blätter schaffen.«
    Domick ließ die Blicke über den Speisesaal schweifen, der sich langsam füllte. »Hmm – mit zwei oder drei Kopien deiner Feuerechsen-Ballade wäre mir sehr geholfen. Komm! Arnor hat seine Höhle inzwischen sicher verlassen, und von Dermently kriegen wir soviel Papier, wie wir wollen. Zumindest heute.«
    Sie
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