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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen
Autoren: Kirstie Papers
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dachte ich, ich hätte den Richtigen längst an meiner Seite! Seit drei Jahren waren Luis und ich ein Paar und anfangs hing der Himmel voller Geigen. Luis sah toll aus, war genauso alt wie ich und arbeitete als Beamter in der Bezirksregierung. Das klang gut, fand ich. So verlässlich, häuslich und normal.
     
    Ich war auch normal, totaler Durchschnitt. Weder sah ich besonders schön, noch auffallend dick oder dünn aus. Normal groß, normal intelligent und normale Wünsche. Mein Job gestaltete sich nicht toll oder schrecklich, sondern er versorgte mich mit monatlichen 1.682 Euro netto und einem dreizehnten Gehalt. Morgens um halb neun saß ich am Schreibtisch und fing ruhig und konzentriert mit meiner Arbeit als Buchhalterin in einer Spedition an. Pünktlich um 17 Uhr fuhr ich den Computer runter und machte mich auf den Heimweg. Gestresst war ich eigentlich nie, denn meinen Chef sah ich selten und die Kollegen – bis auf den Abteilungsleiter – fand ich soweit okay. Manchmal machte ich Überstunden, die ich dann später abbummeln konnte. So kam ich auf 35 Urlaubstage im Jahr. Luis hatte auch viel Urlaub und darum wollten wir ja auch endlich zusammen verreisen.
     
    Bisher waren wir nur zweimal für einige Tage an der Nordsee gewesen. Das war allerdings sehr schön. Endlich hatte ich meinen Freund mal ganz für mich alleine. Keine Anrufe von seinen dämlichen Kumpels, die nur Alkohol und Handball im Kopf haben. Keine Schiedsrichter-Termine und kein Sex nach Stundenplan. Im Alltag schliefen wir nämlich nur am Wochenende miteinander – ich weiß auch nicht warum. Es hatte sich einfach so eingeschlichen. Aber an der Nordsee war Luis zu jeder Tageszeit zärtlich und lustig. In diesen Luis hatte ich mich damals verliebt und so gefiel er mir am besten.
     
    „Schatz“, säuselte ich im Juni, „wir haben im Juli genau 14 Tage gleichzeitig Urlaub. Was hältst du davon, wenn wir wegfliegen? Christian und Jenny haben letztes Jahr ganz günstige Flüge nach Griechenland bekommen. Last Minute.“
    „Was heißt denn günstig? Wir können doch einfach wieder nach Cuxhaven fahren, da weiß man, was man hat.“
    „Ja, aber noch können wir doch gut ins Ausland. Wenn man erst mal Kinder hat, dann ist die Nordsee viel bequemer.“
    „Kinder? Soweit sind wir wohl noch nicht, Mäuschen. Hoffentlich.“
    Das hatte weh getan, aber ich ließ mir nichts anmerken. Bestimmt meinte er es gar nicht so, redete ich mir ein. Er ist halt sehr direkt und wird sich bestimmt nicht nach einer anderen Mutter für seine Kinder umschauen. Die Zeit ist einfach noch nicht reif. Nach außen ungerührt drängelte ich weiter:
    „Ich möchte so gerne mal nach Griechenland. Jenny hat erzählt, dass es dort wirklich tolle Ecken gibt, wo noch nicht so viele Touris rumlaufen. Weiß getünchte Häuser, blaue Türen und Tsatsiki – du weißt schon. Bitte, Schatz, am liebsten eine griechische Insel. Wir können doch mal im Internet gucken!“
    „Von mir aus. Aber suchen musst du selbst. Ich hab dazu weder Bock noch Zeit. Außerdem will ich gleich noch die Vereinshomepage aufmotzen. Mehr als 1.000 Euro gebe ich jedenfalls nicht aus und außerdem können die Griechen froh sein, wenn sie überhaupt noch jemand unterstützt.“
     
    Tausend Euro, damit kann ich arbeiten, dachte ich. Auch wenn Luis und ich sonst fast schon unter die Rubrik „Spießer“ fielen, in puncto Urlaub mochten wir es unkonventionell. Wir fanden beide Bettenburgen und Ballermann-Atmosphäre zum Abgewöhnen. Ich wollte ein kleines Hotel oder ein Appartement für uns finden, nicht weit vom Strand, aber ohne Animation oder solch einen Blödsinn. Luis beteiligte sich überhaupt nicht an meinen Internet-Recherchen, sondern ging immer häufiger direkt nach der Arbeit mit seinen Kumpels in die Sporthalle oder in ein Bistro. Na ja, andere machen Party in der Disko und flirten mit fremden Mädels. So etwas würde Luis nicht machen, dafür ist er viel zu stumpf, redete ich mir ein. Sollte er sich ruhig noch ein bisschen austoben, ich würde ihn schon geschickt für mich gewinnen.
     
    Der Urlaub in Griechenland sollte ihm verdeutlichen, wie toll es mit mir ist. Wir würden andere Pärchen kennenlernen und einen Mix aus Geselligkeit und Romantik unter südlicher Sonne erleben. Ich freute mich schon so! Manchmal googelte ich schon mittags heimlich im Büro nach möglichen Reisezielen. Inzwischen war ich mir sicher, dass es eine griechische Insel sein sollte; welche, war mir egal. Zusammen mit
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