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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen
Autoren: Kirstie Papers
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wir ja Glück und bekommen weiße Weihnachten.“
    Was weiß meine Mutter schon von meinem Glück? Mir ist es egal, ob es schneit oder nicht. Ein Gutes hat die Pleite mit Daniel immerhin: Mit Kathi verstehe ich mich wieder gut. Fast ist es, als hätten die vergangenen Monate gar nicht stattgefunden. Wir machen einfach da weiter, wo wir aufgehört haben, wollen Sonntag auch endlich wieder unser obligatorisches Sonntags-Single-Frühstücksritual aufleben lassen. Komischerweise freue ich mich darauf. Meine Gefühle spielen Ping-Pong. Den einen Moment wünsche ich mir Daniel zurück, unsere kuschelige Zweisamkeit, in der uns nichts und niemand stören konnte. Kurze Zeit später bin ich froh, dass ich dieser Langeweile entkommen bin – denn was hätte da auf Dauer draus werden sollen? Jeder braucht doch Freunde, Ablenkung, etwas Zerstreuung. Und ganz oben auf meiner Wunschliste steht sowieso immer nur Leon, Leon, Leon.
    Ich will keine faulen Kompromisse eingehen. Auch wenn Daniel kein fauler Kompromiss war. Trotzdem habe ich mich vielleicht viel zu schnell fallen oder blenden lassen. So oft ich auch darüber nachdenke, komme ich doch immer wieder zu dem einen Schluss: Ich werde zukünftig versuchen, mich selbst nicht verlieren. Und wenn es auch nur meine Shoppinglust ist, die in der Zeit mit Daniel fast komplett zum Erliegen kam.
    Ich soll für Bella (würg) ein Schmuckstück kaufen. Kommst du mit ins Shinetime? Biiiiittte!
    Kathis Antwort per SMS kommt sofort:
    Klar! Hol mich in einer halben Stunde aus diesem Drecksbüro ab, dann guck ich mir deinen Schmuckofanten an! Für Bella suchen wir das schrecklichste Stück im ganzen Laden aus!
    Leider brauche ich viel länger als eine halbe Stunde, um mich zurechtzumachen. Ich sehe schlimm aus nach zwei Wochen Faulheit. Gott sei Dank haben wir Winter, da kann ich mich in meinem dicken Steppmantel verstecken. Ich muss unbedingt mal wieder ins Solarium gehen. Hoffentlich erkennt mich Leon so käsig überhaupt wieder! Als ich 90 Minuten später vor Kathis Büro mit quietschenden Bremsen halte, reagiert diese etwas angefressen.
    „Du bekommst den Liebeskummer-Bonus gewährt. Anders ist das nicht zu entschuldigen. Sag mal … hast du was Größeres vor? Wieso hast du dich denn so aufgedonnert? Ach, nein, sag nichts! Leon Ahlbeck! Na, ich bin ja mal gespannt. Wehe, ich bekomme heute nicht auch ein paar Klunker geschenkt!“
    „Kathi, ich warne dich! Du flirtest nicht mit ihm!“
    „Niemals! Ich flirte doch nicht mit einem schwulen Märchenprinzen“, kichert Kathi. Lachend machen wir uns auf den Weg.
    Wieder einmal wird mir ganz hibbelig zumute, als ich vor Leons Laden stehe. Ich muss mich kurz sammeln, zuppel an meinen Klamotten herum, fahre mir durch die Haare, bis Kathi meint, dass es nun genug sei. Ein vertrauter Schritt auf den dunkelroten, dicken Teppich und schon befinden wir uns im Wunderland. Wie schön es hier geschmückt ist. Weihnachtlich, aber nicht kitschig. Es funkelt und glitzert in allen Ecken, leise dringt amerikanische Weihnachtsmusik zu mir durch. Gar nicht so dezent ruft die Grinsefrau quer durchs Geschäft:
    „Guten Tag!“
    Mist! Wo ist denn Leon? Diese Kuh hat mir gerade noch gefehlt. Sie sieht leider umwerfend aus, aber ihr falsches und aufgesetztes Lächeln macht für meinen Geschmack die schöne Hülle kaputt. Hoffentlich sieht Leon das auch so.
    „Guten Tag“, sagt Kathi. „Wir schauen uns nur ein bisschen um.“
    Ich nuschel ein „Tag“ hinterher, habe aber sonst keine Lust, mit der Schönheit zu sprechen. Mal wieder fühle ich mich klein und unsichtbar. Wie sollte ich jemals neben solch einer Person bestehen? Das ist doch geradezu lächerlich.
    „Lass uns gehen“, flüstere ich Kathi zu.
    „Nein, ich möchte mir Kettenanhänger angucken.“
    Mit wichtiger Miene spaziert Kathi durch die Gänge und inspiziert die Auslagen. Sie hat überhaupt keine Komplexe gegenüber der Grinsefrau.
    „Wenn ich Ihnen helfen kann, sagen Sie gerne Bescheid“, säuselt die Grinsefrau.
    „Ja, ja“, macht Kathi überheblich. Peinlich, aber trotzdem muss ich mir ein schadenfrohes Lachen verkneifen.
    Unkonzentriert schaue ich mich ebenfalls um. Eigentlich würde ich viel lieber für mich nach Schmuck gucken und nicht für Bella. Außer eines langweiligen Anhängers in Silber wird man für 50 Euro wirklich nichts Großartiges finden. Ein doofes Schwiegermuttergeschenk, vielleicht ein Kleeblatt oder so was – das wäre eine gute Idee. Ich beuge mich etwas nach
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