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Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Titel: Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Autoren: Christian Loeffelbein
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steinerne Löwen mit grimmigen Gesichtern saßen links und rechts vor dem Eingang auf einem Sockel und über dem Tor verlief ein gemauerter Bogengang mit Schießscharten. Über dem rechten Löwen war ein kleines Messingschild befestigt, in das eine 77 eingraviert war. Darunter war eine Klingel.
    »Menschenskinder!«, sagte Percys Vater. Er hielt den Wagen vor dem Tor an und stieg aus. »Menschenskinder!« Sein Atem bildete auch ohne Zigarette kleine Wölkchen in der Luft, so kalt war es.
    Percy kletterte ebenfalls aus dem Austin und lief zum Tor. Durch die Gitterstäbe erblickte er eine weitläufige Parklandschaft, an deren Ende ein düsteres Schloss stand.Konnte es sein, dass ihre Reise tatsächlich hier endete? Dass Tante Caroline in
diesem
Schloss wohnte?
    Seine Eltern schienen sich dasselbe zu fragen. Sein Vater hatte bereits zum siebten oder achten Mal »Menschenskinder« gesagt und seine Mutter zupfte immer nervöser an ihrem Kopftuch herum.
    »Soll ich klingeln?«, fragte sie.
    Ehe einer von ihnen nicken, mit dem Kopf schütteln oder mit den Schultern zucken konnte, geschah etwas Merkwürdiges. Aus einer dichten Hecke, die zwischen dem Park und dem dahinterliegenden finster aussehenden Wald wuchs, kam ein dicker Mann auf allen vieren hervorgekrochen. Er trug einen altmodischen karierten Anzug aus Tweed und hatte einen großen weißen Schnurrbart, dessen Enden sich in einem Bogen nach oben kringelten. Offenbar wollte er sichergehen, dass niemand ihn beobachtete, denn er schaute sich immer wieder nach allen Seiten um, und als er Percy und seine Eltern am Tor stehen sah, zuckten seine Schnurrbartenden noch ein Stückchen weiter nach oben. Er sprang auf die Füße und kam mit einer Geschwindigkeit zum Tor, die man ihm wegen seiner Leibesfülle niemals zugetraut hätte.
    »Mon Dieu, mon Dieu«
, sagte er mit einer etwas affektierten, aber freundlichen Stimme, »wenn das nicht die werte Familie Pumpkin ist, dann will ich nicht länger Lord Toby Knollys heißen. Wir haben Sie bereits erwartet,
n’est-ce pas?
Das Abendessen wird in einer Stunde serviert.«
    »Wir haben das Anwesen nicht gleich gefunden«, sagte Percys Mutter.
    »Aber das macht doch gar nichts, meine Liebe.
Pas de problème
. Wir werden es noch rechtzeitig in den Speisesaal schaffen, davon bin ich überzeugt. Die Mahlzeit, die Onkel Toby freiwillig ausfallen lässt, hat noch keiner zubereitet.«
    Er lachte so laut und lange, dass zwei Tränen aus seinen kleinen Schweinsäuglein kullerten, und öffnete umständlich das Tor.
    »Nur hereinspaziert«, lachte Lord Toby und winkte ihnen aufmunternd zu. »Hier im Haus meines Cousins legt man zwar schrecklich großen Wert auf die richtigen Umgangsformen, aber ich bin schlicht und einfach Onkel Toby.«
    Er wuschelte Percy durchs Haar und hielt Mr und Mrs Pumpkin seine große dicke Hand entgegen.
    »Wenn es euch nichts ausmacht, fahre ich mit euch zum Schloss zurück,
n’est-ce pas?«
, sagte er und ging auf den Austin zu. Percy fragte sich, ob er das ernst meinte. In dem Wagen war nicht einmal mehr Platz für eine Person, die halb so dick und groß wie Onkel Toby war.
    »Aber nein, ganz und gar nicht«, sagte Percys Mutter sofort. »Wir freuen uns so, dass wir uns endlich kennenlernen. Nicht wahr,
Darling
?« Sie boxte Percys Vater unauffällig in die Rippen.
    »Ja, wir freuen uns riesig«, sagte Mr Pumpkin und beobachtete mit besorgter Miene, wie Onkel Toby sich in sein Auto quetschte.
    »Wärt ihr so freundlich, mir beim Einsteigen behilflich zu sein?«, fragte Onkel Toby nach einer Weile. Er hatte es zwar geschafft, seinen massigen Oberkörper in den Wagen zu hieven, aber seine Beine hingen noch immer hilflos aus der Fahrertür heraus.
    Nachdem alle mit angepackt hatten, konnte die Fahrt zum Schloss weitergehen. Percy bekam allerdings nicht mehr viel davon mit, denn er hatte sowohl seinen Koffer als auch den Picknickkorb auf den Schoß nehmen müssen und war nun voll und ganz damit beschäftigt, nicht unter der Last erdrückt zu werden.
    »Ihr fragt euch sicher, was der gute alte Onkel Toby so kurz vor dem Abendessen noch am Waldrand zu suchen hat, nicht wahr?
N’est-ce pas?
Aber ganz sicher fragt ihr euch das. Hm, hm, hm, hahaha.« Er lachte wieder.
    Percy fragte sich eher, ob der Austin gleich zusammenbrechen würde, denn der Motor gab mittlerweile noch merkwürdigere Schnaufgeräusche von sich als der dicke Lord.
    »Nun ja, ich spiele für mein Leben gern Golf, müsst ihr wissen. Und da kann es
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