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Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Titel: Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Autoren: Christian Loeffelbein
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abends lange aufblieb und in seinen Krimis las. Und da seine Eltern am anderen Ende des Hausboots schliefen, bekamen sie nichts davon mit. Ob das bei dieser Tante Caroline auch so sein würde? Percy sah den Weihnachtsferien mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
    Er quetschte sich zwischen seinen Koffer und den Picknickkorb auf die Rückbank des kleinen Austin und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen – was gar nicht so leicht war. Sie waren bereits an dem hässlichen Versicherungsgebäude vorbeigefahren, in dem sein Vater arbeitete, und hatten das Wembley-Stadion hinter sich gelassen, als er endlich so saß, dass ihn weder der Picknickkorb in die Beine noch die Kofferschnallen in die Seite pikten.
    »Warum haben wir eigentlich noch nie etwas von Tante Caroline gehört?«, fragte Percy, als sie durch die grauen Vororte von London fuhren. In seinen Romanen bedeuteten plötzlich auftauchende Tanten selten etwas Gutes. »Ich meine, warum haben wir nicht schon
früher
etwas von ihr gehört? Vor dieser Einladung.«
    »Ich habe Caroline das letzte Mal ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit gesehen«, erklärte Mrs Pumpkin. »Es gab einen kleinen Streit«, fügte sie dann etwas zögerlich hinzu.
    Percy wurde sofort hellhörig. »Was denn für einen Streit?«, fragte er betont beiläufig.
    Mrs Pumpkin schwieg und schaute konzentriert in die Straßenkarte auf ihrem Schoß.
    »Ja, was für einen Streit?«, mischte sich nun sein Vater lachend ein.
    »Wir waren gemeinsam in einem Tanzlokal«, antwortete Mrs Pumpkin schließlich widerstrebend. »Und es muss wohl so gewesen sein, dass wir beide mit dem gleichen Herrn tanzen wollten …«
    »Was denn für ein
Herr?«
, wollte Percys Vater wissen.
    Mrs Pumpkin ging nicht weiter auf die Frage ein. »Wie dem auch sei, auf jeden Fall haben meine Schwester und ich uns danach aus den Augen verloren. Aber eigentlich haben wir uns immer sehr gut verstanden. Sie ist eine außerordentlich
vornehme
Frau«, sagte sie und überprüfte im Rückspiegel den Sitz ihres Kopftuchs.
    »So vornehm, dass sie dich nicht zu ihrer Hochzeit eingeladen hat«, bemerkte Percys Vater und zündete sich mit seinem Benzinfeuerzeug eine Zigarette an.
    »Musst du jetzt rauchen?«, fragte Mrs Pumpkin.
    Percys Vater seufzte. Er blies ein einsames Rauchwölkchen in die Luft, dann kurbelte er das Seitenfenster herunter und warf die Zigarette hinaus.
    »Caroline hat, soweit ich weiß, in eine ziemlich große Familie eingeheiratet«, sagte Mrs Pumpkin. »Vielleicht hat sie uns einfach vergessen, und hinterher war es ihr so unangenehm, dass sie sich einige Jahre nicht bei uns gemeldet hat.« Sie schob eine widerspenstige blonde Strähne unter das Kopftuch. »Aber nun
hat
sie uns ja eingeladen. Für die
ganzen
Weihnachtsferien.«
    Mr Pumpkin brummte etwas, das Percy nicht verstand. Er schien von den bevorstehenden Ferien ebenso wenig zu halten wie Percy.
    Sie hatten London und seine Vororte inzwischen hinter sich gelassen und fuhren auf einer Schnellstraße Richtung Westen. Percys Mutter blickte immer wieder auf die Karte in ihrem Schoß und überprüfte die Route. Nebenbei erzählte sie Geschichten, die sie in einer Illustrierten gelesen hatte. Die Russen wollten einen Menschen mit einer Rakete ins Weltall schießen und die Amerikaner hatten das angeblich auch vor. Ein berühmter italienischer Opernsänger, dessen Namen Percy nicht genau verstand, würde ab sofort in London leben. Und außerdem war Nessie in diesem September wieder aufgetaucht, und zwar genau am 19.9.1959, so wie es irgendein berühmter Monsterforscher vorausgesagt hatte.
    »Blödsinn«, sagte Percys Vater und ließ offen, ob er die russische Rakete, den italienischen Opernsänger oder das Ungeheuer von Loch Ness meinte.
    Percys Gedanken schweiften zu Tante Caroline und ihrer großen Familie. Ob er sich mit seinen Cousins und Cousinengut verstehen würde? Er überlegte, was sie alles zusammen spielen konnten. Auf jeden Fall Murmeln. Die waren neben Schauerromanen und Kriminalgeschichten seine große Leidenschaft. Er besaß eine
Dicke Berta
, die er einem Nachbarsjungen abgeluchst hatte, zwei
Goldene Augen
und sogar einen
Flammenden Stein
, auf den er natürlich besonders stolz war. Er hatte die feuerrote Murmel mit dem geheimnisvollen Schimmer im letzten Jahr von Onkel Ernie zu Weihnachten bekommen und ihr selbst diesen Namen gegeben, da sie in keinem Katalog zu finden war. Aber dass sie
wertvoll
war, das stand für ihn fest.
    Percy
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