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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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anständigsten Männern gehörte, mit denen er ja zusammengearbeitet hatte, das meiste davon abbekommen würde. Sie könnten von Glück reden, wenn sie, insbesondere LeSeur, einer strafrechtlichen Verfolgung entgingen. Cutter hatte überlebt und würde ein unangenehmer Gegner sein.
    Er blickte zu LeSeur, der sich zusammen mit dem Hafenlotsen über die elektronischen Navigationskarten beugte, und fragte sich, was der Erste Offizier wohl dachte. Wusste er, was vor ihm lag? Natürlich – er war ja kein Trottel.
    Die
Britannia
wurde soeben ohne eigene Motorleistung von den Schleppern an ihren Liegeplatz bugsiert. Dahinter, über dem
Cabot Tower
und auf der anderen Seite des Hafens, sah Kemper die schwebenden Medien-Helikopter, die zwar nicht direkt über dem Schiff fliegen durften, von denen aus aber jede Menge Fotos aus der Ferne geschossen wurden. Zweifellos würden die Bilder von der beschädigten
Britannia
genau in diesem Moment live über Millionen von Fernsehbildschirmen flimmern. Es handelte sich um eine der schlimmsten – oder zumindest bizarrsten – Schiffskatastrophen der neueren Geschichte.
    Er sollte sich lieber daran gewöhnen. Von nun an wäre er bis über seinen Tod hinaus berühmt: Patrick Kemper, Leitender Sicherheitsoffizier auf der Jungfernfahrt der
Britannia
, die in einer Katastrophe endete. Eine zweifelhafte Berühmtheit.
    Er verdrängte diese Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf die Sicherheitsmonitore des Schiffes. Zumindest hatten sich alle Systeme stabilisiert – was er von dem Schiff selbst nicht behaupten konnte. Er stellte sich vor, wie es vom Kai aus aussehen musste: die Bullaugen und Balkone an der unteren Backbordseite von den Wellen eingedrückt, die Steuerbordseite von Deck 6 vom Brückenflügel der
Grenfell
aufgeschlitzt wie eine Sardinendose. Drinnen war der Grad der Verwüstung noch schlimmer. Während die
Britannia
mit langsamer Fahrt in den Hafen von St. John’s einlief, hatte Kemper eine Sicherheitsinspektion der unteren Decks vorgenommen. Die Wellen hatten jedes Stück Glas an der Backbordseite unterhalb von Deck 4 – Bullaugen, Sicherheitsscheiben, Fenster und Balkone – eingeschlagen, und das Wasser hatte sich mit der Wucht einer Blitzflut durch die Läden, Restaurants, Casinos und Korridore ergossen, alles in die Ecken gespült und ein Chaos hinterlassen, das einem Hurrikan zur Ehre gereicht hätte. Die unteren Decks stanken nach Meerwasser, altem Essen und Leichen. Voll Entsetzen hatte er gesehen, wie viele Menschen ums Leben gekommen waren, ihre zerquetschten Leiber lagen überall herum oder waren auf fürchterliche Weise zwischen Trümmerstapeln eingeklemmt, einige baumelten sogar von den Deckenhalterungen. Insgesamt hatten mehr als einhundertundfünfzig Passagiere und Besatzungsmitglieder ihr Leben verloren, fast tausend weitere waren zum Teil schwer verletzt worden.
    Die Schlepper brachten das mächtige Schiff langsam in Position. Durch die Brückenfenster waren leise die Sirenen und Megaphone zu hören, während die Einsatzkräfte sich anschickten, Hunderte verletzte Passagiere und Besatzungsmitglieder aufzunehmen, die noch an Bord waren.
    Er wischte sich das Gesicht ab und warf abermals einen Blick auf die Sicherheitssysteme. Er musste sich auf das Wunder konzentrieren, dass die meisten Leute noch am Leben waren – auf das Wunder, das unmittelbar vor den
Carrion Rocks
auf der Kommandobrücke geschehen war. Das Wunder, das er nicht erklären konnte, noch jemals zu erklären in der Lage sein würde.
    Ganz langsam ging das Schiff längsseits. Schwere Trossen wurden auf den Kai geworfen und von Gruppen von Hafenarbeitern über massige Poller gewuchtet. LeSeur löste sich vom Vektorenradar. »Mr Kemper«, sagte er, und seine Stimme klang über die Maßen erschöpft, »wir werden in zehn Minuten andocken. Bitte machen Sie die Durchsage, die wir bezüglich der Evakuierungsverfahren besprochen haben.«
    Kemper nickte, dann drehte er die öffentliche Lautsprecheranlage auf volle Lautstärke und sprach ins Brückenmikro: »Achtung, Achtung! An alle Passagiere und Besatzungsmitglieder: Das Schiff wird in zehn Minuten anlegen. Schwerverletzte Personen werden zuerst evakuiert. Ich wiederhole: Schwerverletzte Personen werden zuerst evakuiert. Alle anderen bleiben bitte in ihren Kabinen oder im
Belgravia-
Theater und warten auf weitere Anweisungen. Vielen Dank.«
    Kemper hörte die eigene Stimme über die Lautsprecheranlage auf der Brücke widerhallen und
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