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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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über ihr wölbte sich blau der Himmel. Ihr wurde von Minute zu Minute klarer, dass all das nichts mehr mit ihr zu tun hatte. Sie war unterwegs in eine neue, größere, offenere Welt. Es machte keinen Sinn, alte Hassgefühle mitzuschleppen. Und so schloss sie im Stillen Frieden mit Medicine Creek – und sogar mit Brad Hazen.
     
    Sheriff Dent Hazen stand auf dem Flur und unterhielt sich mit zwei Männern der State Police. Sein Kopf war immer noch mit einem dicken Verband umwickelt, der rechte Arm lag in Gips. Als Pendergast eintraf, ging er auf ihn zu und reichte ihm zur Begrüßung die Linke.
    »Macht die Genesung Fortschritte?«, fragte der Agent. »Wie lange wird es dauern, bis der Arm verheilt ist?«
    Hazen verzog grimmig das Gesicht. »Angeln werde ich erst wieder können, wenn die Saison vorbei ist.«
    »Tut mir aufrichtig Leid, das zu hören.«
    »Sie haben vor, uns zu verlassen?«, fragte Hazen.
    »Ja. Aber ich war zuversichtlich, Sie hier anzutreffen, und wollte noch ein letztes Mal vorbeischauen, um mich für Ihre tatkräftige Unterstützung zu bedanken. Ohne Sie wäre mein Urlaub bestimmt nicht so…so interessant verlaufen.«
    Hazen nickte. In seiner finsteren Miene spiegelten sich Zorn und Verbitterung wider. »Gleich werden Sie den großen Auftritt der alten Lady und ihres geliebten Hätschelbabys erleben«, murmelte er mürrisch.
    Pendergast sagte ihm nicht, dass er vor allem deshalb in die psychiatrische Abteilung des Luther-Krankenhauses von Garden City gekommen war, obwohl er sich von der Begegnungmit Mutter und Sohn keine neuen Erkenntnisse erhoffte.
    Und das war es, was ihn wurmte: Es ärgerte ihn immer, wenn er einen Fall abschließen musste, obwohl ungeklärte Fragen offen blieben. Andererseits ahnte er, dass es in diesem Fall lange dauern würde, bis alle Fragen geklärt waren. Wenn sie denn je geklärt wurden…
    Hazen deutete auf einen gegenüberliegenden Raum. »Sie können den Auftritt durch die Einwegscheibe verfolgen, eine Spezialeinheit aus Garden City hat sie eingebaut. Kommen Sie!«
    Vor der Einwegscheibe hatten sich bereits etliche Psychiater, Verhaltensforscher und Medizinstudenten mit aufgeklappten Notebooks versammelt und tuschelten leise miteinander. Pendergast und Hazen kamen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie hinter der Scheibe zwei Uniformierte Job im Rollstuhl hereinschoben. Die Hälfte seines Gesichts war unter einer Bandage verborgen, die Schulter und ein Arm lagen in Gips, beide Beine waren an den Rollstuhl festgeschnallt.
    »Sehen Sie sich den Bastard an!« Das unversöhnliche Gemurmel des Sheriffs war wohl eher für ihn selbst als für fremde Ohren bestimmt.
    Die Uniformierten schoben den Rollstuhl in die Mitte des Raumes und bezogen links und rechts von Job Posten.
    »Ich wüsste für mein Leben gern, warum der Mistkerl all diese Scheußlichkeiten begangen hat!«, brummelte Hazen vor sich hin. »Was hatte er überhaupt draußen in den Maisfeldern zu suchen? Krähen aufzuspießen und Stott wie ein Mastschweinchen gar zu kochen! Und Tad so grausam umzubringen!« Seine Stimme versagte, ein halb verschlucktes Schluchzen schüttelte ihn.
    Pendergast sagte nichts, er wusste, dass tröstende Worte Hazen nicht geholfen hätten.
    Die Tür im Hintergrund ging auf, Winifred Kraus kam herein, auf den Arm eines Polizisten gestützt. Sie hielt ein abgewetztes,schmales Büchlein in der Hand und sah sehr blass und eingefallen aus, aber als sie Job sah, verklärte sich ihr Gesicht.
    »Jobie, mein Liebes!
    Ich bin’s, Mommie!« Ihr Stimme – durch einen Lautsprecher in den Beobachtungsraum übertragen – hörte sich seltsam metallisch verzerrt und unpersönlich an.
    Job hob den Kopf, sein Gesicht verzog sich zu einem grotesken Lächeln. »Momma!«, lallte er.
    »Schau mal, ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.
Dein
Buch, erkennst du es wieder?«
    Sie kam zu ihm und schob sich in einen Sessel neben dem Rollstuhl. Den Uniformierten schien so viel vertraute Nähe nicht geheuer zu sein, aber weder Job noch Winifred schenkten ihnen Beachtung. Winifred legte den Arm um ihren Sohn, streichelte ihn und summte leise vor sich hin. Job schmiegte sich an sie, und mit ein wenig Phantasie konnte man aus seiner Grimasse ein glückliches Lächeln herauslesen.
    »Oh Gott!«, murmelte Hazen. »Sehen Sie sich das an! Sie wiegt ihn wie ein Baby!«
    Nach einer Weile legte sich Winifred Kraus das schmale Büchlein mit Kinderreimen auf den Schoß, schlug es auf und sagte: »Ich werde jetzt anfangen,
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