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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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der Strömung in wellenförmige Bewegungen versetzt wurde. Das muß die Schlickschicht sein, dachte Snow, während sich sein Magen zusammenkrampfte. Der Sergeant hatte ihm gesagt, daß Taucher in diesen trüben Gewässern, wo es schwer war, Wirklichkeit und Einbildung auseinanderzuhalten, oft die sonderbarsten Dinge zu sehen glaubten.
    Während Snow in die seltsam wabernde Masse hineinglitt, stieg rings um ihn eine dichte Wolke von Schwebeteilchen auf, die ihn vollkommen einhüllte und ihm auch die letzte Sicht raubte.
    Einen Augenblick lang machte sich Panik in ihm breit, und er klammerte sich noch kräftiger an der Sicherungsleine fest.
    Dann dachte er an Fernandez und sein hämisches Grinsen und ließ sich wieder ein Stick nach unten gleiten.
    Jede Bewegung schickte dicke schwarze Schlickwolken vor seine Taucherbrille.
    Snow bemerkte, daß er instinktiv die Luft anhielt, und zwang sich, lange, ruhige Atemzüge zu machen. Bloß nicht auf dem ersten Einsatz schon durchdrehen, dachte er. Dann hielt er einen Moment inne, bis sein Atem wieder normal und regelmäßig ging.
    Danach ließ er sich langsam weiter nach unten sinken und versuchte, sich dabei so weit wie möglich zu entspannen. Zu seinem eigenen Erstaunen bemerkte er, daß es inzwischen keinen Unterschied mehr machte, ob er die Augen offen oder geschlossen hielt. Ständig mußte er an die dicke Schlammschicht denken, der er sich unaufhaltsam näherte und in der, wie Insekten im Bernstein, die absonderlichsten Dinge eingeschlossen waren ...
    Plötzlich hatte er das Gefühl, als würden seine Füße den Grund des Flusses berühren, doch so einen Boden hatte Snow noch nie in seinem Leben gespürt. Die Masse gab seltsam gummiartig unter seinem Gewicht nach und umschloß nach und nach seine Knöchel, seine Knie und schließlich seine Hüften, so daß er glaubte, in nassem Treibsand zu versinken. Auch als der Schlamm sich über seinem Kopf geschlossen hatte, sank Snow noch nach unten, wenn auch nicht mehr so schnell wie am Anfang. Er spürte, wie sich der Morast gegen das Neopren seines Taucheranzugs drückte, und hörte, wie sich die Luftblasen aus seinem Lungenautomaten mühevoll den Weg nach oben bahnten. Das Geräusch, das sonst leicht und perlend klang, war jetzt eher ein schmatzendes Blubbern. Je tiefer Snow sank, desto mehr Widerstand schien ihm der Schlamm entgegenzubringen. Wie weit, so fragte er sich, sollte er sich eigentlich in diese Scheiße hineinbegeben?
    So, wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte, schwang er prüfend seine freie Hand durch den Morast, und manchmal bekam er auch etwas zu fassen. Wegen der dicken Handschuhe war es oft nicht leicht, die Gegenstände durch Tasten zu erkennen. Von Ästen über weggeworfene Kurbelwellen bis hin zu heimtückischen Drahtbündeln, in denen man sich heillos verheddern konnte, hatte sich hier in diesem Schlammgrab der Unrat vieler Generationen angesammelt.
    Drei Meter noch, sagte sich Snow, dann würde er wieder nach oben steigen. Und wehe, dieser Bastard Fernandez wagte es danach noch einmal, ihn so unverschämt anzugrinsen.
    Als Snow gerade kehrtmachen wollte, berührte sein hin und her pendelnder Arm einen festen Gegenstand. Er zog daran, und das Ding kam ganz langsam auf ihn zugedriftet. Snow schloß daraus, daß es sich dabei um etwas Größeres und Schwereres als nur einen alten Ast handeln mußte. Er klemmte die Sicherungsleine in seinen rechten Ellenbogen und befühlte das Ding mit beiden Händen. Was immer es auch sein mochte, das Bündel Heroin war es nicht. Also stieß er den Gegenstand wieder von sich und schlug mit den Flossen, um wieder aufzutauchen.
    Die Strömung, die dadurch in den sirupzähen Schlamm kam, versetzte das Ding in plötzliche Bewegung.
    Snow erschrak fürchterlich, als es gegen die Taucherbrille schlug und ihm fast das Mundstück des Lungenautomaten aus dem Mund riß.
    Nachdem er wieder ruhiger geworden war, griff er nach dem Ding, um es aber erneut von sich zu stoßen. Es fühlte sich an wie ein Geflecht aus Zweigen. Vielleicht war es ja doch ein vor langer Zeit ins Wasser gestürzter Baum. Aber dann spürte Snow glatte Stellen, rundliche Knoten und nachgiebige Klumpen einer weichen Masse, die nicht so recht zu einem Baum passen wollten. Erst nach längerem Herumtasten wurde Snow bewußt, daß er Knochen in der Hand hielt. Und zwar nicht nur einen, sondern mehrere, die offenbar noch immer von Bändern und Sehnen zusammengehalten wurden. Zuerst kam Snow der Gedanke, daß es
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