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Peggy, die Piratentochter

Titel: Peggy, die Piratentochter
Autoren: Patricia Schroeder
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Der Rumpf der „Seeanemone“wogte hin und her und ächzte und stöhnte dabei zum Gotterbarmen. Peggy schauderte. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie der Geisterpirat wohl aussah. Tapfer folgte sie Tom Rauhals, der die Kajütentür aufstieß und auf die Koje ihres Vaters zustapfte. „Kap’tain Jonas Jonissen!“, donnerte er.

    Doch unter der Wolldecke rührte sich nichts.
„Überfall!“, brüllte Tom Rauhals nun.
„Feuer! Alle Mann an Deck!“
Aber Kapitän Jonas Jonissen bewegte sich
noch immer nicht.
Panik stieg in Peggy auf.
Sie sprang auf die Koje zu
und zog die Wolldecke weg.
Entsetzt schrie Peggy auf.
Auf dem Bett lag nicht ihr Vater,
sondern Piet Stinkpfeife!
„Papa, wo bist du?“
    Peggy stob von einer Kajütenecke in die andere und sah sogar im Schrank nach, doch von Kapitän Jonas Jonissen war keine Spur zu entdecken.
    „Der Geisterpirat“, stammelte Paule. „Hat der Geisterpirat aus dem Pazifik ihn zu sich geholt?“
    „Klappe!“, zischte Tom Rauhals. Er trat auf die Koje zu und zerrte Piet Stinkpfeife am Arm. „Wach auf, Matrose! Sag mir, was passiert ist!“
    Aber Piet Stinkpfeife grinste nur schlaftrunken und drehte sich grunzend auf die andere Seite.

    „Die Fregatte“, murmelte Tom Rauhals. „Die Fregatte aus dem Pazifik...“
    „Welche Fregatte?“, stieß Peggy hervor. „Verdammt noch mal, wovon redest du?“
    „Sie hat uns angegriffen“, erzählte Tom Rauhals stockend.
    „Dann war sie plötzlich verschwunden. Und als sie am nächsten Tag wieder auftauchte, sah sie aus wie ein Geisterschiff.“
    Peggy schluckte. „Und weiter?“
    „I-ich habe einen Mann am Steuerrad gesehen“, fuhr Tom Rauhals fort. „Den Geisterpiraten?“
    Tom Rauhals nickte beklommen. „Ich habe dem Kap’tain sofort Meldung erstattet. Aber der hat nichts davon wissen wollen. Trotzdem hat er die Route geändert und Kurs auf Südafrika genommen. Dein Vater wollte nie wieder in den Pazifik zurück. Und nun hat der Geisterpirat ihn trotzdem geholt.“
    „Aber das wissen wir doch noch gar nicht!“, rief Peggy dazwischen. „Papa könnte doch auch oben an Deck sein. Ich habe dort Schritte gehört...“
    „Schritte?“Tom Rauhals warf ihr einen ängstlichen Blick zu. „Das waren bestimmt nicht die deines Vaters!“
     
    Er deutete zur Kajütendecke.
„Ich gehe da nicht hoch“,
sagte er mit zitternder Stimme.

„Du willst deinen Kapitän
also im Stich lassen?“,
fuhr Peggy ihn an.
Tom Rauhals zuckte mit den Schultern.
„Und was ist mit dir?“,
fragte Peggy den Schiffskoch.
„Bessel alle unten bleiben“, sagte Hun-Hin.
„Feiglinge!“, zischte Peggy.
„Soll euch doch auch
der Geisterpirat holen!“
    Sie wirbelte herum und stapfte auf den Gang hinaus, geradewegs auf die Treppe zu, die zum Deck hinaufführte. Das Ächzen und Knarzen im Gebälk der „Seeanemone“hatte nachgelassen. Das Schiff glitt nun sanft schaukelnd übers Meer. Vorsichtig steckte Peggy den Kopf durch die Luke und sah sich nach allen Seiten um. Ein kühler Wind blies ihr durch die Haare. Die Segel waren gebläht und die „Seeanemone“machte Fahrt.
     
    Peggy warf einen Blick zum Steuerrad.
Es drehte sich langsam hin und her.
Doch zu sehen war dort niemand.

    Die „Seeanemone“schien von Geisterhand gelenkt zu werden. „Papa“, wisperte Peggy. Ihr Herz klopfte so laut, dass man es gegen den Wind hören konnte. „Papa, wo bist du?“Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und stieg Stufe für Stufe bis zum Deck hinauf. Das Nachthemd flatterte ihr um die Knie.
    Plötzlich bemerkte sie über dem Steuerrad ein helles Flimmern. Schnell kniff Peggy die Augen zusammen, weil sie damit rechnete, jeden Augenblick von diesem seltsamen grellen Licht geblendet zu werden. Doch das Flimmern wurde nicht heller, sondern breitete sich wabernd aus - bis sich schließlich die leuchtenden Konturen eines großen, kräftigen Mannes vor der Dunkelheit des Nachthimmels abzeichneten.
     
    Erschrocken trat Peggy einen Schritt zurück.
Gebannt starrte sie den Mann
hinter dem Steuerrad an.
Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen.
Aber sie sah die schweren Stiefel,
den langen Säbel, den Hut
und die Binde über dem rechten Auge
ganz genau.
Der Geisterpirat!

    Jawohl! Der Mann dort, der das Steuerrad drehte, musste der Geisterpirat sein! Vor Aufregung konnte Peggy kaum noch atmen. Sie spannte ihren Körper und machte ein paar mutige Schritte auf ihn zu.
    „Was machst du hier?“, rief sie ihm entgegen. „Wo ist mein Vater, Kapitän Jonas
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