Pearl Harbor
fahren, aber das war einkalkuliert. Die
kleinen Stahlfische sollten keine langen Fahrten unternehmen. U-Träger sollten sie bis unmittelbar ins Zielgebiet bringen, wo sie dann auf Grund ihrer kleinen Abmessungen nur schwer vom Gegner zu entdecken wären. D a s sollte es ihnen ermöglichen, unerwartet ihren Angriff zu führen. Als Bewaffnung trugen sie zwei senkrecht übereinander im Bug angeordnete Torpedorohre. Ihre Besatzung bestand aus dem Kommandanten, der mit Hilfe eines Sehrohres das Boot ans Ziel führte, und einem Ingenieur, der den Elektromotor bediente.
Mit den A-Booten, wie man die kleinen Fahrzeuge bezeichnete, war viel experimentiert worden. Zuerst hatte man beabsichtigt, sie von Flugzeugen ins Zielgebiet bringen zu lassen. Dieser Plan mußte jedoch aufgegeben werden. Er erwies sich als undurchführbar. Schließlich hatte man auf den Decks von U-Kreuzern der J-Klasse starke Halteklammern angebracht, mit denen die Kleinst-U-Boote befestigt wurden. So wurden sie sozusagen im Huckepack getragen. Kurz vor Erreichen des Zielgebietes stiegen die zwei Männer aus dem U-Kreuzer in das kleine Fahrzeug um, das dann unter Wasser aus den Halterungen gelöst wurde und mit eigener Kraft, selbständig navigierend, seinem Ziel zulief.
Für den Dienst in den Kleinst-U-Booten waren Seeleute speziell ausgebildet worden.
Man gewährte ihnen eine Menge sonst nicht üblicher Vergünstigungen und behandelte sie überhaupt sehr nachsichtig. Besah man sich die Angriffstaktik und die Chancen der Besatzung, einen Angriff zu überleben, so begriff man, daß diese Männer so gut wie gestorben waren, sobald sie ihren Einsatzbefehl bekamen.
Die japanische Kriegsideologie, in den letzten Jahren außerordentlich hochgezüchtet, hatte vielen Soldaten den Gedanken eingeimpft, daß die bedenkenlose Aufopferung, die Hingabe des eigenen Lebens zum Ruhm des Gott-Kaisers, zu den höchsten männlichen Tugenden gehörte. Der Wille, für das Vaterland zu leben und zu arbeiten, trat hinter der Phrase in den Schatten, die verlangte, daß die besten Männer der Nation ihre höchste Ehre darin zu sehen hatten, für das Vaterland zu sterben. Dieser Geist, das Endprodukt einer auf die Spitze getriebenen militaristischen . Erziehung, war bereits bei Beginn der Operation gegen Amerika im Pazifik unter den Besatzungen der U-Boote vorherrschend. Religiöse Zeremonien vor den kleinen Shinto-Schreinen an Bord der Trägerboote wechselten mit politischen Meetings, in denen die Männer den Haß gegen Amerika unaufhörlich eingehämmert bekamen. So vorbereitet, würden sie in wenigen Tagen ihren ersten Angriff fahren.
Fähnrich Kazuo Sakamaki war gerade dreiundzwanzig Jahre alt ge. worden, als er zu den A -Booten berufen wurde. Das geschah etwa um die Zeit, als jener Leutnant Maejima als harmloser Tourist die U-Boot-Sperre vor dem Hafen von Pearl Harbor auskundschaftete und seine Beobachtungen der Admiralität vortrug. Maejima hatte die Chance erkannt, die die A-Boote in Pearl Harbor hatten. Die Admiralität stimmte seinen Vorschlägen zu. Fünf der großen Kreuzer wurden bereitgestellt und fünf Besatzungen für A-Boote ausgewählt.
Kazuo Sakamaki gehörte zu den pflichteifrigsten U-Boot-Männern, die es in der Flotte gab. Er war jung, schneidig, pflichtbewußt und energisch. Als er ausgewählt wurde, wußte er nicht, daß Admiral Yamamoto, der Initiator des Überfallplanes, sehr skeptisch gegenüber einem Einsatz der Kleinst-U-Boote war.
Der Admiral hielt nicht viel von dem Plan, daß fünf Boote versuchen sollten, während des Angriffs in den Hafen einzudringen und Schiffe zu torpedieren, die von der Luftwaffe übersehen oder nicht getroffen worden waren. Von vornherein war ihm klar, daß die Besatzungen der fünf kleinen Boote, falls sie überhaupt in den Hafen eindringen konnten, rettungslos verloren waren. Die Bombenexplosionen mußten die nicht sehr stabilen Druckkörper der Fahrzeuge einfach zerquetschen. Doch das bestimmte nicht seine Skepsis. Für ihn war das Risiko zu groß, daß eventuell das eine oder das andere der Boote von der amerikanischen Abwehr entdeckt werden konnte, bevor der Angriff begann. Dann wäre mit einem Alarm zu rechnen, und die amerikanische Gegenwehr wäre weit effektvoller als im Falle der absoluten Überraschung.
Aber Admiral Yamamoto konnte sich in dieser Frage nicht gegen die U-Boot-Leute durchsetzen. Sie brannten darauf, ihre Bedeutung für den kommenden Krieg zu beweisen, und bestanden auf ihren Einsatz bei Pearl
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