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Pausensnack

Pausensnack

Titel: Pausensnack
Autoren: Kirsty McKay
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Wobei, Moment … den unhippen Haarschnitt habe ich ja.
    Martha greift unvermittelt in meinen Nachttisch und holt einen Müllbeutel heraus.
    »Deine persönlichen Sachen, soweit man sie aus dem Bus geborgen hat.« Sie hält mir den Beutel hin und ich nehme ihn zögernd. Er ist weiß und quer darüber steht in roter Schrift Gesundheitsgefährdende Stoffe . »Entschuldige den Beutel. Da ist nichts Gefährliches drin, versprochen. Aber einen anderen hatte ich nicht zur Hand.«
    Ich mache ihn ein Stück weit auf und linse hinein. Da sind mein Handy, mein T-Shirt, Fleecepulli, Socken und Stiefel und meine Unterwäsche drin.
    »Deine Kleidung ist gereinigt worden. Deine Leggings mussten sie in der Ambulanz leider zerschneiden.« Sie reibt sich die Hände wie beim Waschen und der Opalring blitzt auf. »Hoffentlich war es keine Lieblingshose. Wir können dir sicher irgendwas zum Anziehen besorgen, sobald du wieder auf den Beinen bist.«
    Ich lasse den Beutel zu Boden sinken, ohne etwas zu sagen. Ich werde warten müssen, bis sie weg ist, aber dann schnappe ich mir sofort dieses Handy.
    »Roberta …«, fängt sie wieder an.
    »Alle sagen Bobby zu mir.«
    »Naheliegend.« Sie nickt. »Bobby, ich weiß nicht, wie viel du von dem mitbekommen hast, was passiert ist, aber das waren ein paar ziemlich interessante Wochen.«
    Interessant. Donnerwetter. Kann man wohl sagen.
    »Ich möchte dir keinen Schock versetzen …«
    »Keine Sorge!«
    »Gut …« Sie ist anscheinend immer noch unsicher. »Es ist zu einer Epidemie gekommen.« Sie wartet ab, ob ich etwas dazu sagen möchte. Ich stelle mich lieber erst mal dumm. »In der Gegend, in der ihr unterwegs gewesen seid, hat sich ein gefährlicher Erreger verbreitet; das betrifft einen nicht unerheblichen Anteil der dortigen Bevölkerung. Die Infizierten werden gewalttätig und es kommt zu Übergriffen.« Sie kneift die Augen zu Schlitzen zusammen. »Das ist nichts Neues für dich, oder?«
    »Eher nicht.«
    Sie nickt, als wäre jetzt bestätigt, was sie längst gewusst hat. »Unglücklicherweise ist die Krankheit hochansteckend und hat sich schnell ausgebreitet; zahlreiche Menschen sind betroffen.«
    Na schön, jetzt horche ich doch auf.
    »Die Krankheit hat sich ausgebreitet? Wohin überall? Und was heißt ›zahlreiche Menschen‹?«
    »Roberta – entschuldige, Bobby – Schottland steht unter Quarantäne.«
    Ich reibe mir die Augen. »Sagen Sie das noch mal.«
    »Schottland ist vom Vereinigten Königreich abgeriegelt worden – und vom Rest der Welt natürlich auch. Im Moment kommt niemand herein oder hinaus. Die Behörden versuchen die Seuche einzugrenzen, aber sie hat rasend schnell um sich gegriffen und drohte die gesamte Bevölkerung zu überrollen. Man hat Schritte zur Verbesserung der Lage und zur Wiederherstellung der Sicherheit eingeleitet ...«
    Ich hebe eine Hand. »Film mal kurz anhalten bitte. Wo sind wir?«
    »In Schottland.« Sie nickt ernst. »Ein Stück außerhalb von Edinburgh. Fürs Erste sind wir abgeriegelt. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das hier ist ein Militärkrankenhaus. Wir sind durch eine Einzäunung und hohe Sicherheitsmaßnahmen geschützt. Wir sind wirklich in keiner Weise gefährdet …«
    Ich setze mich kerzengerade auf.
    »Wollen Sie damit sagen, die sind da draußen?«, schreie ich sie an. »Gleich hinter der ›Einzäunung‹?« Mir schießt das Blut in den Kopf und alles dreht sich. »Sie meinen, die laufen immer noch frei rum? Wie konnte man das zulassen? Wieso hat man das nicht in den Griff gekriegt? O Gott!« Ich lasse mich zurück auf das Kissen sinken und vergrabe das Gesicht in den Händen. »Wie schwer kann das bitte sein? Wir haben ja selbst ein paar von denen getötet und wir sind bloß Teenager. Man schneidet ihnen den Kopf ab, dann sind sie hin.« Ich starre sie eindringlich an. »Oder man jagt sie in die Luft. Das funktioniert auch.«
    Meine plötzlichen Tränen sind ein Schock für mich, sie laufen mir wie blöd das Gesicht herunter. Ich kann nicht aufhören zu zittern, als würde ich von irgendeiner heftigen Droge runterkommen – was vermutlich genau der Fall ist.
    »Ich garantiere dir, dass wir hier sicher sind«, sagt sie und legt mir behutsam eine Hand auf den Arm. »Wir können froh sein. Wir haben Essen, Wasser, Strom. Die Behörden versichern uns, dass es nur noch ein paar Wochen dauert. Im Höchstfall.«
    Ich atme durch. Das Schluchzen lässt nach. Es ist mir ein bisschen peinlich. Andererseits stand mir
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