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Paul sucht eine Frau

Paul sucht eine Frau

Titel: Paul sucht eine Frau
Autoren: Daniel Morawek
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blickt zurück. In ihrem starren Gesichtsausdruck kann er keine Emotionen ablesen. Schließlich dreht Lara sich um und geht davon. Sie verschwindet im Aufzug. Die Türen schließen sich hinter ihr.
    Sie ist weg.
     
    * * *
     
    Als Paul zwei Minuten später vor die Tür des Hotels tritt, kommt ihm Harry hinterher und stellt sich ihm in den Weg.
    »Mutig, dein Auftritt.«
    Paul zuckt mit den Achseln.
    »Find ich gut, ehrlich.«
    Als Paul nichts entgegnet, schlägt Harry ihm auf die Schulter.
    »Na, komm. Das Spiel fängt gleich an. Lass uns die Knochenbrecher ein für alle Mal eindosen.«
    Paul überlegt einen Moment. Aber nicht lange. Warum eigentlich nicht? Was hat er jetzt noch zu verlieren?
    »Na gut.«

26
     
    Weisheiten, die Jenny gelernt hat, als sie jahrelang bei männlichen Rollstuhlfahrern gearbeitet hat:
    * Rollifahrer sind nicht anders als andere Menschen. Der persönliche Charakter jedes einzeln ist, was zählt. Das gilt leider genauso für Charakterschwächen.
    * Mach nicht immer jeden Extremsport-Quatsch mit, den die Rollstuhlfahrer vorschlagen. Bei Bergtouren kannst du auch mal jemand anders bitten zu schieben. Es bringt nichts, wenn du am Ende selbst im Rollstuhl landest.
    * Männer sind wie kleine Kinder. Immer.
    Das alles hat Jenny bei Nico auf die harte Tour mitbekommen. Jetzt steht sie in seinem Schlafzimmer und packt seine Reisetasche aus. Sie nimmt die goldene Medaille von dem Stapel Kleidung in der Tasche und hebt sie hoch, sodass Nico sie sehen kann.
    »Wohin damit?«
    Nico beachtet sie nicht. Dass seine Mannschaft das Turnier gewonnen hat, hat Nico nur am Rande wahrgenommen. Ihr könnte das egal sein. Ist es aber nicht.
    Jetzt sitzt Nico am Fenster und labert irgendeinen Mist über Frauen – und von dem Problem, Frauen zu verstehen, der Unmöglichkeit, eine Frau zu erobern, und so weiter. Seit drei Tagen geht das nun so.
    »Ich bin unfähig, einfach unfähig, eine Frau zu finden«, sagt Nico und Jenny stellt die Medaille irgendwo ins nächstbeste Regal. »Eigentlich hat Paul es richtig gemacht mit seiner Abstinenznummer. Wenn man es erst gar nicht versucht, kann einem nicht das Herz herausgerissen werden und darauf herumgetrampelt werden.«
    Jenny seufzt, so laut, dass Nico es auch hören muss. Aber keine Chance. Er redet ohne Luft zu holen weiter.
    »Für Typen wie Paul und mich ist es hoffnungslos, hoffnungslos – Nie wird sich eine Frau für mich interessieren.«
    Unglaublich, denkt Jenny. Wie kann man nur so blind sein? Wenn Nico nicht ständig mit seiner aufgesetzten Macho-Tour irgendwelchen Tussis auflauern würde, die sowieso nichts von ihm wollen und stattdessen einfach mal er selbst wäre, wenn er eine Frau trifft – dann müsste sie dieses Lamentieren jetzt nicht ertragen. Oder wenn er einfach seine Augen aufmachen würde für das, was er hat.
    »Hol mir meinen Terminkalender, Jenny. Ich werde ihn zerreißen, damit ich niemals wieder in die Versuchung gerate, eine der zahlreichen Frauen darin anzurufen! Da könnte ich mich ja gleich Paul und seinen Schläger-Affen anschließen und mir den Sack blau anmalen ...«
    Sie atmet tief durch. Jenny schließt den Deckel der Reisetasche und geht in den Flur. Den Kalender zu suchen, hat sie allerdings nicht vor. Sie wird das tun, was sie schon vor langer Zeit hätte tun müssen.
    Nico redet einfach weiter. Auch um die Ecke kann sie ihn deutlich hören.
    »Nicht mal, wenn ich mir den Sack mit Neonfarbe anmale, könnte mich das noch retten. Die Welt ist ungerecht ...«
    Als sie zurück ins Schlafzimmer kommt, dreht Nico sich gerade um und sieht in ihre Richtung. Sein Redeschwall endet abrupt. Der Mund steht ihm sperrangelweit offen.
    Jenny hat sich ihres Pullis, der Jeans und der Socken entledigt, und steht nur mit ihrer schwarzen Spitzenunterwäsche und ihrem Bauchnabelpiercing bekleidet im Türrahmen.
    Nun hat sie es endlich geschafft. Nico hält die Klappe.
    »Wenn du mal fünf Minuten lang keinen Blödsinn erzählen würdest, wärst du eigentlich ganz süß.«
    »Äh ...«, sagt Nico. »Wow ...«
    Nico sieht jetzt aus wie ein kleiner Schuljunge. Vor dem ersten Diktat. Er stammelt etwas, unverständlich, und zeigt auf Jenny und dann auf sich.
    »Das – äh – ist interessant«, sagt er schließlich. »Das heißt also, dass du – äh – Mensch, wenn ich das gewusst hätte ...«
    Genug gelabert, denkt Jenny. Sie läuft auf ihn zu. Setzt sich auf seinen Schoß.
    Und er schweigt immer noch.

27
     
    Erreicht ein
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