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Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
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fort. »Kurz nachdem Malone Haddad in Sicherheit gebracht hatte, schickten die Saudis Bulldozer nach Westarabien. Das Zerstörungswerk dauerte drei Wochen. Menschen wurden umgesiedelt, Gebäude eingeebnet, ganze Städte vollkommen ausradiert. Da all das in dem für Ausländer nicht zugänglichen Teil des Landes geschah, gab es keine Presseberichte. So blieb das alles ziemlich unbemerkt.«
    »Aber warum haben sie das getan? Das klingt selbst für saudische Verhältnisse ziemlich extrem.«
    »Das ist bis heute unklar geblieben. Aber diese Zerstörungsarbeiten waren perfekt geplant.«
    »Wir müssen mehr in Erfahrung bringen, Brent. Cotton braucht mehr Informationen, um handlungsfähig zu sein.«
    »Ich habe mich vor einer Stunde mit dem Nationalen Sicherheitsberater in Verbindung gesetzt. Erstaunlicherweise weiß er sogar noch weniger über die Sache als ich. Er hat von der Connection gehört, mir aber vorgeschlagen, besser mit jemand anderem zu reden.«
    Sie wusste sofort Bescheid. »Mit Larry Daley.«
    Lawrence Daley war der Stellvertretende Nationale Sicherheitsberater, und er stand dem Präsidenten und Vizepräsidenten besonders nahe. Daley tauchte nie in den Polit-Shows auf. Auch auf CNN oder in den Fox News war er nie zu sehen. Er war eine Art Graue Eminenz, die im Hintergrund die Fäden in der Hand hielt. Ein Sprachrohr zwischen den obersten Ebenen des Weißen Hauses und dem Rest der politischen Welt.
    Aber es gab da ein Problem.
    »Ich traue diesem Mann nicht«, sagte Stephanie.
    Green schien zu verstehen, dass ihr Misstrauen auch noch andere Personen betraf, doch er erwiderte nichts, sondern sah sie mit seinen grauen Augen nur durchdringend an.
    »Wir haben keine Kontrolle über Malone«, stellte sie klar. »Er wird tun, was er tun muss. Und momentan ist er wütend wie eine Wespe.«
    »Cotton ist ein Profi.«
    »Aber wenn es um die eigene Familie geht, reagiert man anders.« Sie sprach aus Erfahrung, da sie erst kürzlich gezwungen gewesen war, sich mit den Gespenstern ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.
    »Er ist der Einzige, der weiß, wo George Haddad sich aufhält«, sagte Green. »Er hält alle Trümpfe in der Hand.«
    »Und genau deswegen haben sie ihn aufs Korn genommen.«
    Green sah sie immer noch durchdringend an.
    Stephanie merkte, dass er ihr das Dilemma an ihrem Blick ansah, aus dem sie das Misstrauen nicht verbannen konnte.
    »Sagen Sie mir, Stephanie, warum vertrauen Sie mir nicht?«

8
Oxfordshire, England
09.00 Uhr

    George Haddad stand unter den anderen Zuhörern und lauschte den Experten, obwohl ihm vollkommen klar war, dass sie sich irrten. Die Veranstaltung diente im Grunde nur dem Zweck, die Aufmerksamkeit der Medien auf das Thomas-Bainbridge-Museum und die sonst zu wenig beachteten Kryptoanalytiker des Bletchley-Parks zu lenken. Gewiss, diese Männer und Frauen, die weitgehend unbekannt geblieben waren, hatten während des Zweiten Weltkriegs im Verborgenen daran gearbeitet, den deutschen Nachrichtenverkehr zu entschlüsseln – und damit das Ende des Kriegs beschleunigt. Doch leider war das erst öffentlich bekannt geworden, als die meisten von ihnen schon tot oder so alt waren, dass ihnen die Ehre nichts mehr bedeutete. Haddad konnte ihre Enttäuschung nachvollziehen. Auch er war inzwischen alt, beinahe achtzig, und ein studierter Mann. Auch er hatte einmal im Verborgenen gearbeitet.
    Und auch er hatte ein großes Geheimnis entdeckt.
    Inzwischen kannte ihn niemand mehr unter dem Namen George Haddad. Er hatte schon zu viele falsche Namen verwendet, um sich noch an alle zu erinnern. Seit fünf Jahren lebte er im Untergrund, und seither hatte er von niemandem aus seinem früheren Leben etwas gehört. Auf der einen Seite war das gut, auf der anderen war die Stille zermürbend. Zum Glück wusste nur ein einziger Mensch, dass er noch am Leben war, und diesem Mann vertraute er bedingungslos.
    Ohne ihn wäre er ohnehin längst tot.
    Damit, dass er heute hierhergekommen war, war er ein Risiko eingegangen. Aber er wollte hören, was diese sogenannten Experten zu sagen hatten. Er hatte den Hinweis auf die Veranstaltung in der Times entdeckt, und er musste die Briten wieder einmal bewundern. Sie hatten wirklich ein Gespür für Medienereignisse. Die ganze Szenerie hier war wie für einen Hollywood-Film arrangiert: viele elegante lächelnde Menschen und massenhaft Mikros und Kameras. Er achtete darauf, auf keinen Fall ins Bild der Kameras zu geraten; was nicht allzu schwierig war, da die
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