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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Eduard Freundlinger
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fielen ihr jetzt nur noch bis zu den Schultern.
    Als die Sache mit Carmen geschah, magerte Joana innerhalb weniger Wochen auf beängstigende Weise ab. Aber auch das schien jetzt langsam besser zu werden. Joana war zwar immer noch gertenschlank , aber nicht mehr das dürre Klappergestell von einst. Ihre weiblichen Rundungen kamen unter dem dunkelblauen Hosenanzug wieder deutlich besser zur Geltung.
    Joana nahm das Anmeldeformular entgegen und lächelte erneut charmant. Ein Lächeln von Joana konnte Herzen erwärmen, dachte Maite neidlos. Leider zeigte ihre Kollegin es seit jenem Schicksalstag viel zu selten und meist nur in Zusammenhang mit ihrer Arbeit.
    Joana war, ebenso wie ihre jüngere Schwester auch, das, was viele Männer eine »rassige« Frau nannten. Mit ihren kräftigen Augenbrauen, den teakbraunen, grünsplittrigen Augen, dazu die langen Wimpern, die von neidvollen Kolleginnen schon unter Verdacht standen, nur aufgeklebt zu sein, konnte sie problemlos als Südamerikanerin durchgehen. Maite aber wusste von Joana, dass es durchaus etwas gab, was diese an ihrem eigenem Aussehen störte: Es war der an einigen Stellen unangebrachte Haarwuchs: ein hauchdünner Flaum, der sich ein wenig zu weit die Wange hinabzog, dazu feine Härchen, die einen Tick zu weit über die Augenbrauen in die Stirnpartie reichten, was Maite jedoch keineswegs unansehnlich fand. Bei Joanas Mutter und Carmen war dies ähnlich.
    Ebenfalls bemerkenswert an Joana war ihre Kraft, die man ihr allerdings nicht ansah. Ohne Sport zu treiben, verfügte sie über eine athletische Figur und sehnige Arme. Maite erinnerte sich, wie sie einmal versucht hatte, einen Koffer, den ein Gast zwischenzeitlich hinter dem Empfang deponierte, auf die Theke zu hieven. Dabei hatte sie sich fast das Handgelenk gebrochen. Joana jedoch wuchtete den Koffer mit einer Leichtigkeit hoch, als handele es sich um die Schultasche eines Zweitklässlers.
    Maite stellte den Kaffee neben Joanas Bildschirm. Die Skandinavier waren nun offiziell Gäste des Hotels »Costa Tropical Palace« und folgten dem Pagen mit dem Kofferwagen zu den Aufzügen. Sie hatten zwei Wochen gebucht und noch freuten sie sich sichtlich über eine unbeschwerte Zeit voller Muße und Sonnenschein.

 3 
    S ein kleines Holzboot schaukelte, als die Wellen, die einer dieser Jetskifahrer verursachte, den Bug erreichten. Nicht nur, dass er durch den Lärm in seinen Gedanken gestört wurde – vertrieb dieser Wasserrowdy auch noch die Fische!
    Seit einer Stunde schon schipperte er auf dem ansonsten spiegelglatten Meer, eine halbe Seemeile vor der Küstenlinie, in Höhe des Aquatropic Wasserparks. Normalerweise ein guter Fischgrund, aber heute hatte noch nichts angebissen.
    Der Jetski entfernte sich in Richtung Strand, offenbar hatte der Fahrer seine emporgereckte Faust doch gesehen. Der Wasserpark war jetzt im April bereits geöffnet und bald auch würde die Diskothek, die dort ebenfalls untergebracht war, ihre Pforten aufmachen. Er lächelte. Das war einer seiner Fischgründe an Land. Fische und Frauen: seine beiden Leidenschaften! Die Frauen waren natürlich wichtiger, aber wenn sie ihn aufregten, konnte er sich durch das Fischen wieder beruhigen. So wie jetzt. Praktische Sache.
    Er holte eine San-Miguel-Bierdose aus der Kühlbox, nahm einen kräftigen Schluck und rollte sich eine Zigarette, deren Tabak er etwas von dem Gras beifügte, das er in einem Plastiksäckchen in seinem Fischerkoffer aufbewahrte. Zur Beruhigung.
    Die Kleine machte mal wieder Stress. Als er vor einer Woche von der Arbeit gekommen war, hatte sie ihn vor seinem Auto abgepasst und für eine unschöne Szene gesorgt. Dabei dachte er schon, er wäre mit allem durch und sie hätte endlich kapiert, dass es aus war. Die Kleine war zwar hübsch, dafür aber strohdumm. Warum suchte sie sich nicht einfach einen anderen Typen? Warum konnte sie ihn nicht zufriedenlassen? Nur weil er der Erste war, mit dem sie gevögelt hatte? Pah!
    Er trank die restliche Hälfte in einem Zug aus, knickte die Bierdose mit Daumen und Zeigefinger zusammen und schmiss sie ins Meer.
    Dann noch diese lächerlichen Drohungen.
    Klar wusste sie Bescheid, aber nicht mal sie konnte so dämlich sein, jetzt noch – nach über zwei Jahren! – den Mund aufzumachen. Damit hatte sie jedenfalls gedroht und ihm war nichts anderes übrig geblieben, als ihr eine zu scheuern. »Ich hasse dich!«, hatte sie geschrien, bevor sie jämmerlich zu heulen begann. Dann hatte er ihr gedroht.
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