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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Eduard Freundlinger
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erinnern, was sie eben noch gesagt hatte. Eine Träne rollte über ihre Wange und lief in eine Falte am Kinnwinkel.
    »Sag ihr, sie ist tot, ich weiß es …«
    Xaver sah erschrocken zu den Beamten auf.
    »Und sag ihr, dass es mir leidtut!«, fügte sie hinzu und schluchzte auf.
    Xaver wollte schon fragen, wer denn gestorben sei, aber als ob er für den Kummer der Frau verantwortlich wäre, gab ihm einer der Beamten mit einem ärgerlichen Wink zu verstehen, dass seine Anwesenheit nun nicht mehr erwünscht sei. Xaver wandte sich mit einem knappen »Adiós« um und ließ die verwirrte Frau mit den Polizisten zurück. Kopfschüttelnd zwängte er sich in seinen Leihwagen, startete den Motor, schnallte sich an und betätigte vorschriftsgemäß den Blinker. Dann fuhr er die bezeichnete Straße hoch und fand das Hotel »Costa Tropical Palace« nach der dritten Kurve.
    Er parkte in der Tiefgarage und nahm den Aufzug zur Lobby. Als sich die Tür öffnete, hielt er inne, um die eindrucksvolle Hotelhalle auf sich wirken zu lassen. Die quadratische Lobby war auf dieser Seite einem halben Dutzend Läden vorbehalten – darunter eine Autovermietung, ein Kiosk und ein Geschäft für andalusische Feinkost. An der Stirnseite befand sich der gläserne Eingangsbereich und dahinter ein Vorbau mit Rundbögen, wie er ihn ganz ähnlich noch am Morgen in der Alhambra gesehen hatte. Vor dem Eingang unterhielt sich ein livrierter Hotelangestellter mit einem Reiseleiter neben einem Autobus. Die dem Eingangsbereich gegenüberliegende Seite wurde von einer geteilten Marmortreppe in Anspruch genommen, die zum Speisesaal hochführte. Der Boden der Lobby war mit glänzendem, beigem Marmor gefliest. Die Mitte bildete eine kupferfarbene Rosette von etwa zehn Metern Durchmesser. Ihr Zackenrand stellte die Himmelsrichtungen wie bei einem Kompass dar. Aus einer goldfarbenen Kuppel schwebte ein prächtiger Kristalllüster, der dem Wiener Opernhaus entstammen mochte, in die Lobby herab. Sowohl die äußere Fassade als auch der Innenbereich des Hotels waren in maurischem Stil gehalten. Xaver wandte sich der Rezeption zu.
    Die beiden Empfangsdamen passen ebenfalls wunderbar ins Bild dieser beeindruckenden Lobby, dachte er, als er sich der linken der beiden näherte. Die junge Frau trug am Sakko ihres dunkelblauen Hosenanzuges ein Schildchen, auf dem der Name »Maite Hernandez« eingraviert war. Maite war die Abkürzung von Maria Teresa, wusste Xaver, dem nun die Begegnung von vorhin wieder einfiel. Er starrte der anderen Dame mit zusammengekniffenen Augen auf die Brust, aber ihren Namen konnte er auf die Distanz nicht entziffern.
    »Can I help you?«, fragte die Frau namens Maite und beugte sich so weit vor, dass sich der enge Stoff über ihrer Brust bedenklich spannte.
    »Yes … sorry, I am looking for Joana.«
    Maite deutete mit dem Stift und einem lasziven Lächeln auf ihre Kollegin. Diese trat näher.
    »Yes, Sir?«
    »Oh well … I mean …«, Xaver brach ab. Er hatte ins Spanische wechseln wollen, aber das kürzlich Geschehene angemessen zu erklären, überstieg dann doch seine Fähigkeiten. Außerdem war er überrascht, dass es hier tatsächlich eine Joana gab. Die Alte hatte offenbar die Wahrheit gesagt.
    »Ich spreche auch Deutsch«, half ihm Joana weiter.
    »Oh … gut. Das hat mir Ihre Mutter nicht erzählt.«
    Joana sah ihn verdutzt an. Xaver fummelte am Seitenfach seiner Sporttasche und bereute schon, dass er diese eigenartige Begegnung zur Sprache gebracht hatte.
    »Meine Mutter …?«
    »Ich habe sie zufällig unten im Ort getroffen und nach dem Weg gefragt; sie sagte, Sie würden hier arbeiten.«
    Joana nahm die Reservierungsbestätigung entgegen und musterte ihn belustigt.
    »Ich denke, das war sicher ein Missverständnis.« Sie schob ihm das Anmeldeformular zu. »Meine Mutter kann das unmöglich gewesen sein.«
    Xaver nickte erleichtert, obwohl er eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden auszumachen meinte.
    »Da hab ich dann wohl was falsch verstanden, tut mir leid.« Er zuckte mit den Achseln. Es war auch besser so, denn ansonsten hätte er ernsthaft überlegen müssen, ob er dieser jungen Dame die Nachricht überbringen sollte:
    Sag ihr, sie ist tot, ich weiß es … und sag ihr, dass es mir leidtut.
    Er lächelte Joana zu und machte sich daran, das Formular auszufüllen.
    »Was für eine Kleidung trug die Frau?«, fragte Joana, als er ihr das Formular zurückschob.
    »Sie war ganz in Schwarz gekleidet – wie eine
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