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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2
Autoren: Don Winslow
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aus. Groß, blond, gut gebaut, lange Beine – auf einer kalifornischen Skala von eins bis zehn liegt sie eindeutig bei elf. Eine echt scharfe Mutter, vorausgesetzt sie und Dan hätten Kinder, was nicht der Fall ist. Zusammen sehen die beiden aus wie südkalifornische Aushängeschilder für The Beautiful People, würde die Serie in San Diego und nicht in New York City spielen.
    Nur dass sie eben nett sind, denkt Boone. Er kennt Donna nicht gut, aber die Nichols waren ihm immer wie richtig nette Menschen vorgekommen – bodenständig, bescheiden, ungezwungen, großzügig, eine echte Bereicherung für jede Gemeinschaft. Wäre also wirklich schade, falls es wahr wäre – falls …
    Das soll Boone für Dan herausfinden. »Kannst du da mal nachforschen, Boone?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Boone.
    Ermittlungen wegen Ehebruch sind scheiße.
    Superschmutzige, schlecht bezahlte und deprimierende Lakenschnüffelei, die oft böse endet. Zum Schluss kommtman sich vor, wie ein geifernder, perverser Spanner, der seinen Kunden Fotos vom Fehltritt seiner oder ihrer besseren Hälfte vorlegen muss, es sei denn, es waren lediglich Paranoia und Misstrauen am Werk, woran die Ehe dann sowieso früher oder später scheitert.
    Auf jeden Fall ein schlechter Deal.
    Nur miesen Wichsern macht so was Spaß.
    Boone hasst Ehebruch und nimmt solche Fälle nur selten an, wenn überhaupt.
    »Du würdest mir einen großen Gefallen tun«, sagt Dan. »Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Ich drehe durch. Ich liebe sie, Boone. Ich liebe sie wirklich.«
    Was es natürlich nur noch schlimmer macht.
    Auf dem südkalifornischen Ehekarussell tummeln sich bestimmt mehrere tausend zutiefst zynische Beziehungen – Männer angeln sich Trophäenfrauen, bis deren Verfallsdatum sie scheidet; Frauen heiraten reiche Männer, um sich die finanzielle Unabhängigkeit mit Alimenten zu sichern; junge Männer heiraten ältere Frauen und bekommen dafür Kost und Logis sowie Anspruch auf eine Kreditkarte, gleichzeitig nageln sie Kellnerinnen und Models. Wenn man schon unbedingt und absolut wegen Ehebruch ermitteln muss, wünscht man sich solche Fälle, weil da selten echte Emotionen im Spiel sind.
    Aber ›Liebe‹?
    Aua.
    Liebe tut weh, was wohl hinlänglich bezeugt sein dürfte.
    Dan Nichols hat sie einen Dämpfer verpasst. Er sieht aus, als wollte er gleich losweinen, was gegen eine wichtige Zusatzregel der Gentlemen’s Hour verstoßen würde: Geheult wird nicht, niemals. Diese Jungs sind altmodisch – Oprah halten sie für eine falsche Schreibweise des englischen Begriffs für Theaterstücke mit viel Gesang, die sie sich niemals freiwillig antun würden. Gefühle sind in Ordnung – zumBeispiel, wenn man die Fotos der Enkelkinder betrachtet –, aber bekennen darf man sich niemals dazu, und sie zu zeigen würde eindeutig zu weit gehen.
    Boone sagt: »Ich kümmere mich drum.«
    »Geld spielt keine Rolle«, erwidert Dan und setzt hinzu: »Gott, hab ich das wirklich gerade gesagt?«
    »Stress«, meint Boone. »Hör mal, das ist komisch, aber hast du … ich meine, gibt es jemanden … einen Mann, hast du jemanden im Verdacht?«
    »Niemanden«, sagt Dan. »Ich dachte, du könntest sie beschatten. Weißt du, sie überwachen. Macht man das so?«
    »Das ist eine Möglichkeit«, sagt Boone. »Aber wir können vorher was Einfacheres versuchen. Ich nehme an, sie hat ein Handy.«
    »iPhone.«
    »iPhone, natürlich«, sagt Boone. »Hast du Zugriff auf die Abrechnungen, ohne dass sie es merkt?«
    »Ja.«
    »Dann sieh es dir an«, sagt Boone. »Wir werden feststellen, ob da irgendwelche unerklärbaren Nummern auftauchen.«
    Das ist verrückt, aber Ehebrecher machen sich selten Gedanken, wenn es darum geht, ihre Liebhaber vom Handy aus anzurufen, als könnten sie die Finger einfach nicht von ihm oder ihr lassen. Sie rufen an, schicken SMS und auch noch E-Mails. Die moderne Technologie lässt Fremdgeher dumm dastehen. »Check auch ihren Computer.«
    »Verstehe, das ist gut.«
    Nein, das ist nicht gut, denkt Boone, das stinkt zum Himmel. Aber immer noch besser, als sie zu beschatten. Und mit ein bisschen Glück sind Telefon und E-Mails sauber, dann kann Boone Dan von der fiesen Welle ziehen.
    »In ein paar Tagen bin ich geschäftlich unterwegs«, sagt Dan. »Ich denke, dann wird sie …«
    Er beendet den Satz nicht.
    Sie paddeln zurück.
    Die Gentlemen’s Hour ist sowieso fast vorbei.

05
    Mitten im August, an einem glühend heißen Tag, trägt der Mann einen schwarzen
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