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Ostseekueste Mecklenburg-Vorpommern

Ostseekueste Mecklenburg-Vorpommern

Titel: Ostseekueste Mecklenburg-Vorpommern
Autoren: Kerstin Sucher
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wird jährlich im April zu den „Heringswochen” geladen, bescheidener geben sich Wismar und Warnemünde, dort beschränkt man sich auf die „Heringstage”.
    Hat der Hering gelaicht und ist weitergezogen, kommt der Hornfisch, der bis zu einem Meter lang wird, aus den portugiesisch-spanischen Gewässern zum Laichen in die Ostsee geschwommen. Der Hornfisch, auch Maiaal genannt, ist an grünen Gräten und der lang gezogenen, zylinderartigen Form mit dem spitz zulaufenden Maul zu erkennen. Auf Rügen serviert man ihn zu den Hornfischtagen gern mit Stampfkartoffeln und Rhabarberkompott.
    Die Fischer liefern ihre Ware nicht nur an Restaurants, viele bieten sie auch zum Verkauf an. Bereits am frühen Morgen weisen qualmende Räuchertonnen den Weg zu den Fischerhütten. Die Kunst des Räucherns wird von Generation zu Generation weitergegeben. Man muss den richtigen Zeitpunkt, an dem der Fisch goldgelb ist und sich die Haut leicht lösen lässt, im Gespür haben. Holz von Erle und Birke geben den Fischen vor allem die gute Farbe, das von Buche und Eiche den gewünschten Geschmack. Aber wie viel von welchem Holz zu nehmen und wann welches nachzulegen ist, das bleibt Geheimnis der Fachleute.
    In den Küstenregionen konnten sich teure Köstlichkeiten einst nur wenige leisten, auf den Tisch der Fischer und Landarbeiter kam, was vor der Tür der rohrgedeckten Häuschen wuchs und was in den nahen Gewässern schwamm: Kartoffeln, Kohl, Rüben, Schweinefleisch, Geflügel und Fisch. Die Tüften, wie hierzulande Kartoffeln genannt werden, sind die beliebteste Beilage. Auf Usedom zeigen die Köche jährlich im Herbst zu den Tüftentagen, wie lecker sich die kleinen Knollen zubereiten lassen. Ähnlich steht es mit dem Kohl, der in der Vergangenheit in vielen Familien auf Rügen im Winter den Speiseplan bestimmte, denn Kohleintopf ließ sich mehrere Tage aufwärmen. Heute ist er kein Armeleuteessen mehr. Kohl, der auf der Rügener Halbinsel Wittow prächtig gedeiht, wird im Herbst sogar in Gourmetrestaurants angeboten, wenn es auf Deutschlands größter Insel heißt: „Rügen im Kohlfieber”. Ein weiterer herbstlicher Höhepunkt sind die „Kulinarischen Wochen” auf den Halbinsel Fischland, Darß, Zingst. Die Speisekarten bestimmen vorwiegend Produkte aus den regionalen Gewässern, Wäldern und Äckern, die kreativ zubereitet angeboten werden.
    Manches, das die Mecklenburger und die Vorpommern mögen, ist für Fremde etwas gewöhnungsbedürftig. Denn Rosinen im Grünkohl, Backpflaumen im Gänse- oder Honig am Rippenbraten sind nun wirklich nicht allgemein üblich. Aber hier schätzt man eben die süßsaure Geschmacksrichtung. Etliches erinnert an die schwedische Küche, denn große Landesteile gehörten fast 200 Jahre lang zu Schweden. Anregungen für die heimische Küche brachten auch die über die Weltmeere schippernden Seeleute mit und später dann die Sommerfrischler, die aus allen Regionen Deutschlands angereist kamen.
    Die Küstenwälder sind wildreich, und so bieten viele Köche ihren Gästen schmackhafte Wildgerichte an. Hirsch und Reh, aber auch Schwarzwild werden vorzüglich zubereitet. Die dazu notwendigen Kräuter stammen nicht selten aus dem eigenen Garten und die für die Geschmacksverfeinerung verwendeten Pilze und Beeren aus dem nahen Wald.
    Am Nachmittag wird, vor allem auf Hiddensee, leckerer Sanddornkuchen angeboten. Köstlich schmecken auch Sanddorneis und Sanddornlikör. Der Sanddornstrauch wird bis zu 2 m hoch und entwickelt orangerote, sehr vitaminhaltige Früchte. In kleinen Restaurants werden die Sanddornerzeugnisse meist aus selbst gepflückten Beeren zubereitet. Die Rezepte sind allerdings geheim.
    Wen in der kalten Jahreszeit nach einem Strandspaziergang friert, dem ist zum Aufwärmen ein Köm (klarer Kümmelschnaps) oder ein Grog zu empfehlen. Das Rezept dafür lautet: Auf zwei Stück Zucker gießt man so viel Rum oder Weinbrand, bis das Glas zur Hälfte voll ist, dann mit siedend heißem Wasser auffüllen. Nach dem Genuss wird jedem warm!
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    SPEZIALITÄTEN

    Aal in Dillsoße – Die Soße besteht aus einem aus Wasser, Wein, fein gehackter Zwiebel, Lorbeerblatt und Zitronenschale hergestellten Sud, in dem der Aal gegart wird. Sie wird mit Sahne und Eigelb legiert. Fein gehackter Dill kommt ganz zum Schluss dazu.
    Gänseweißsauer – Sülze aus Gänsefleisch und Wurzelgemüse, serviert mit Bratkartoffeln
    Gebratener Hornfisch – In heißem Öl gebratene Fischstücke, die mit Senfsoße,
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