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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma
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Was heute abend geschah, war nur ein unglücklicher Zufall. Diese niederträchtige Frau, die, zugegeben, einmal meine - nun - «
    »Ich will nichts hören, ich will solche Dinge nicht anhören! Ich gehe!«
    Er packte sie wieder an den Handgelenken und hielt sie dieses Mal. Die Karenen waren glücklicherweise verschwunden.
    »Nein, nein, Sie werden mich anhören! Ich würde Sie lieber zutiefst beleidigen, als diese Ungewißheit zu dulden. Woche für Woche, Monat für Monat hat sich das hingezogen, und nicht ein einziges Mal konnte ich offen mit Ihnen reden. Sie scheinen nicht zu wissen oder sich darum zu kümmern, wie sehr Sie mic h leiden machen. Aber dieses eine Mal müssen Sie mir einfach antworten.«
    Sie wand sich in seinem Griff und war dabei erstaunlich stark. Ihr Gesicht war auf härtere Weise böse, als er es je gesehen oder sich vorgestellt hatte. Sie haßte ihn, so daß sie ihn geschlagen hätte, wenn ihre Hände frei gewesen wären.
    »Lassen Sie mich los! Oh, Sie Rohling, Sie Rohling, lassen Sie mich los!«
    »Mein Gott, mein Gott, daß wir so kämpfen würden! Aber was kann ich sonst tun? Ich kann Sie nicht gehen lassen, ohne daß Sie mic h überhaupt angehört haben. Elizabeth, Sie müssen mir zuhören!«
    »Das werde ich nicht! Ich will nicht darüber diskutieren! Welches Recht haben Sie, mich auszufragen? Lassen Sie mich los!«
    »Verzeihen Sie mir, verzeihen Sie mir! Diese eine Frage. Werden Sie m ich - nicht jetzt, aber später, wenn diese schändliche Angelegenheit vergessen ist - , werden Sie mich heiraten?«
    »Nein, niemals, niemals!«
    »Sagen Sie es nicht so! Nicht so endgültig. Sagen Sie vorläufig nein, wenn Sie wollen - aber in einem Monat, einem Jahr, fünf Jahren - «
    »Ich habe doch nein gesagt! Warum müssen Sie ständig weitermachen?«
    »Elizabeth, hören Sie zu. Ich habe immer wieder versucht Ihnen zu sagen, was Sie mir bedeuten - ach, es ist so zwecklos, darüber zu reden! Aber versuchen Sie doch zu verstehen. Habe ich Ihnen nicht vom Leben, das wir hier führen, erzählt? Der Art von schrecklichem Tod- im- Leben? Vom Verfall, der Einsamkeit, dem Selbstmitleid? Versuchen Sie doch zu begreifen, was das heißt, und daß Sie der einzige Mensch auf Erden sind, der mich davor bewahren könnte.«
    »Wollen Sie mich loslassen? Warum müssen Sie diese gräßliche Szene machen?«
    »Bedeutet es Ihnen denn nichts, wenn ich sage, daß ich Sie liebe? Ich glaube nicht, daß Sie je begriffen haben, was es ist, das ich von Ihnen will. We nn Sie wollen, heirate ich Sie und verspreche Ihnen, Sie nie auch nur mit einem Finger zu berühren. Selbst das würde mir nichts ausmachen, solange Sie bei mir wären. Aber ich kann nicht mit meinem Leben allein fortfahren, immer allein. Können Sie sich nicht dazu überwinden, mir je zu verzeihen?«
    »Niemals, niemals! Ich würde Sie nicht einmal heiraten, wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären. Ich könnte ebensogut den Latrinenputzer heiraten!«
    Sie hatte jetzt zu weinen begonnen. Er sah, daß sie es ernst meint e. Die Tränen traten auch ihm in die Augen. Er sagte wieder:
    »Zum letzten Mal. Denken Sie daran, daß es viel wert ist, einen Menschen auf der Welt zu haben, der Sie liebt. Denken Sie daran, daß Sie zwar Männer finden werden, die reicher und jünger und in jeder Hinsicht besser sind als ich, daß Sie aber niemals einen finden werden, der Sie so gern hat. Und obwohl ich nicht reich bin, könnte ich Ihnen doch zumindest ein Heim bieten. Es gibt eine Art zu leben - zivilisiert, anständig - «
    »Haben wir nicht schon genug gesagt?« sagte sie ruhiger. »Wollen Sie mich bitte gehen lassen, bevor jemand kommt!«
    Er lockerte seinen Griff um ihre Handgelenke. Er hatte sie verloren, das war sicher. Wie eine Halluzination, schmerzlich klar, sah er wieder ihr Heim, wie er es sic h vorgestellt hatte, er sah ihren Garten, und sah Elizabeth Nero füttern und die Tauben in der Auffahrt bei den schwefelgelben Phloxen, die so hoch wie ihre Schultern wuchsen, und den Salon mit den Aquarellen an den Wänden und den Bobaumzweigen in der Porzellanschale, die sich im Tisch spiegelten, und die Bücherregale und das schwarze Klavier. Das unmögliche, sagenhafte Klavier - Symbol für alles, was jener nichtige Vorfall zerstört hatte!
    »Sie sollten ein Klavier haben«, sagte er verzweifelt. »Ich spiele nicht Klavier.«
    Er ließ sie los. Es hatte keinen Sinn. Kaum war sie von ihm befreit, als sie auch schon Fersengeld gab und tatsächlich in den Clubgarten
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