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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill
Autoren: Commander James Barrington
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mit, dass er belästigt werde. Von einem Mann, der nach Auskunft unserer Männer bewaffnet war und möglicherweise eine WAZ-Limousine fuhr.« Er schaute Richter unverwandt an. »Wo waren Sie gestern Abend, Mr. Beatty? In der Botschaft vielleicht? Mit Pa-pierkram beschäftigt? Oder irgendetwas Ähnlichem?«
    »Ja«, sagte Richter. »Mit irgendwas Ähnlichem.«
    »Sie können sicher jemanden vorweisen, der das bezeugen kann?«
    »Vermutlich ja«, erwiderte Richter. »Falls es nötig sein sollte.«
    Bykow nickte. »Davon bin ich überzeugt«, sagte er.
    Dann schlug er einen härteren Tonfall an. »Wissen Sie, was Genosse Gremiakin gestern Nachmittag getan hat, Mr. Beatty?« Ehe Richter antworten konnte, schüttelte Bykow den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich will es Ihnen sagen. Er erhielt die Anweisung, General Modin zu verhören und zu liquidieren. Kurz nachdem wir von London aus mitgeteilt hatten, dass die Waffe in Frankreich beschlagnahmt worden war, wurden der General und ich vom Kreml zurückbeor-dert. Da General Modin bei diesem Projekt eine führende Rolle gespielt hatte, wusste er, dass man ihm die Schuld an dem Fehlschlag geben würde, und er konnte sich vermutlich ausrechnen, was mit ihm geschehen würde.«
    Das große, geheiligte Russland – Rodina – übt einen unwiderstehlichen Reiz auf seine Kinder aus, den niemand verstehen kann, der nicht Russe ist. Immer 920

    wieder kam es im Laufe der Geschichte vor, dass Flüchtlinge aus freien Stücken zurückkehrten, obwohl sie genau wussten, dass sie dort der Tod erwartete –
    und oftmals ein qualvoller Tod.
    »Gremiakin hat den General verhört und liquidiert«, fuhr Bykow fort. »Es dauerte fast drei Stunden, und als er fertig war, musste man Wände und Decke der Zelle mit einem Schlauch abspritzen. Sie können sich gar nicht vorstellen, was er Modin angetan hat.
    Und Sie wollen es sicher auch nicht wissen.« Bykow beugte sich vor. »Schon möglich, dass sich Gremiakin unwohl fühlt, Mr. Beatty«, sagte er leise. »Aber ich hoffe es nicht. Ich hoffe, dass der Dreckskerl irgendwo tot in einem Graben liegt.«
    Richter saß schweigend da, wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Unter uns, Mr. Beatty, Sie haben mir einen Gefallen getan. Operation Podstawa ist gescheitert, das ist uns klar. Auch ich hatte meine Zweifel daran, genau wie General Modin, aber im Gegensatz zu ihm habe ich sie nicht laut ausgesprochen. Vielleicht«, fügte er nachdenklich hinzu, »bin ich deshalb noch am Leben und kann meinen neuen Rang genießen, während er tot ist. Unmittelbar nachdem General Modin gestern beim Verhör gestorben war«, fügte Bykow hinzu,
    »wurde ich befördert. Man war der Meinung, dass Minister Truschenko und General Modin die alleinige Schuld an diesem fehlgeschlagenen Vorhaben traf.
    Den Minister, weil er diese Operation ohne jegliche Befugnis von höherer Stelle geplant, mit den Arabern 921

    paktiert und Geld von ihnen entgegengenommen hatte; General Modin, weil ihm klar gewesen war, dass dieses Unternehmen von Seiten des Kreml nicht gebilligt worden war. Mir hingegen machte man keinerlei Vorwürfe.« Er lächelte. »Das habe ich Ihnen zu ver-danken, Mr. Beatty.«
    »Und der Genosse Gremiakin?«, fragte Richter.
    Bykow legte die Stirn in Falten und senkte die Stimme. »Gremiakin«, sagte er, »war ein Tier, ein scheußliches Überbleibsel aus früherer Zeit, das stellvertretend für die Greuel der Stalin-Ära stand. Bedauerlicherweise bekleidete er einen hohen Rang und hatte mächtige Freunde. Man konnte ihn also nicht einfach an die Kandare nehmen, ihn an seiner so genannten
    ›Arbeit‹ hindern. Auch dafür, dass Sie Gremiakin be-seitigt haben, bin ich Ihnen dankbar«, schloss Bykow.
    »Denn ich bin überzeugt davon, dass Sie dafür verantwortlich sind.«
    Richter nickte, sagte aber nichts. Bykow warf einen Blick auf seine Uhr und stand auf. »Kommen Sie, Mr.
    Beatty, sonst verpassen Sie noch Ihren Flug.«
    »Ich dachte«, sagte Richter, während er aufstand, sich seiner Sache aber immer noch nicht sicher war,
    »Sie wären hier, um mich am Abflug zu hindern.«
    Bykow schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein, nein, Mr. Beatty. Ich wollte mich wirklich nur von Ihnen verabschieden. Ach, und Sie darauf hinweisen, dass es besser für Sie wäre, wenn Sie sich eine Zeit lang von Russland fern halten würden. Wie schon gesagt, Gremiakin hatte einflussreiche Freunde.«
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    Wiktor Bykow musterte Richter ein paar Sekunden lang schweigend, dann bot er ihm die
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